Strategie S = 0,15 x (-3) + 0,85 x (+3) = 2, 10 (wird
gewählt)
zu 2) Entscheidungen unter Ungewißheit
sind hingegen durch pessimistische Strategien gekenn-
zeichnet. Es wird angenommen, daß immer das Gegenteil
meiner Aktionen eintritt, d.h.: die Wahrscheinlichkeit
des Eintreffens eines Ereignisses ist von der Wahl meiner
Aktionen beeinflußt (Konkurrenzsituation) (60).
Beispiel: Ein schlechter Schachspieler vertraut darauf,
daß der Gegner seine Fehler nicht bemerkt. Ein guter
Spieler wird dagegen nicht auf der Grundlage psycho-
logischer Verhaltenserwartung spielen, sondern die je-
weils pessimistischste aller Möglichkeiten in Betracht
ziehen (Auszahlungsmatrix: -1, -3). Er legt zeinem
Spiel die Maximin-Strategie (60) zugrunde, d.h *
er wählt die Möglichkeit, die das Maximum des Mini-
mums garantiert. Er nimmt das Schlechteste an, von
dem das Beste zu erwarten ist (also Strategie S).
1.2 Objekt - Modell (design-Variable)
Design- (d-)Variable sind manipulierbar. Sie werden
auf Nominalskalen gemessen, so daß jede Kombination
von diskreten d-Variablen eine Art Lösung beschreibt.
Solche Kombinationen lassen sich anhand des "Morpho-
logischen Kastens" nach F. Zwicky (61) (Zwicky-Box)
verdeutlichen.
Zwicky entwickelte den ersten "morphologischen Kasten"
anhand des folgenden Problems:
"Es soll eine für den Ersatz der im zweiten Weltkrieg
vernichteten Bestände wissenschaftlicher Bibliotheken
genügende Zahl von Zeitschriften und Büchern kosten-
los beschafft und später geordnet dort abgeliefert
werden, wo man sie am nötigsten braucht (62). "
Das in Abb. 3 dargestellte Schema ermöglichte ihm die
Eintragung aller möglichen "Lauflinien" einer oder
mehrerer Zeitschriften vom Verlag über die verschiede-
nen Benutzer der Zeitschriften bis zu deren möglicher
Vernichtung bzw. endgültigen Aufbewahrung. Der Para-
meter P1 (von k bis m) gibt die gewünschten Zeitschrif-
ten der Zahl m nach an. Der Parameter P„ repräsentiert
"die ersten Abonnenten oder Empfänger der oben
(unter P1) erwähnten Zeitschriften" und der dritte Para-
meter P3 "die möglichen Zweithandbesitzer", P4 die
Dritthandbesitzer usw. bis zum Parameter P_, der etwa
folgende Komponenten hat: Pa] = Aufbewahrung in
einer öffentlichen Bibliothek, Pa2 = totale Vernichtung,
Pa3 = Kehrichthaufen etc.
Auf diese Weise konnten alle Zeitschriften erfaßt wer-
den. Mit Hilfe von "Lauflinien" (Verbindungslinien
zwischen den Parametern) konnte der Ort vieler ge-
wünschter Zeitschriften ausfindig gemacht werden und
von dort, wo diese Zeitschriften mehrfach vorhanden
waren oder nicht mehr gebraucht wurden, über eine um-
fangreiche Hilfsorganisation den Bestellern übermittelt
werden, und das meist kostenlos, weil solche Besitzer
mit Hilfe des morphologischen Kastens ausgemacht wer-
den konnten, die sich gerne von der Last unbenutzter
(weil mehrfach vorhandener) Exemplare der gewünschten
Zeitschriften befreiten.
Dieses Schema des morphologischen Kastens kann zur
Erzeugung von Varietät in der Planung abge-
wandelt werden (Abb. 4).
Morphologische Analyse
(ZWICKY = BOX)
Laufschema wissenschaftlicher Zeitschriften :
pP.
in
„za
(-
En
4
.
_-
P *
P
Pa
N |
}
a.
1]
N
1
Pa(von k-m) * gewünschte Art und Anzahl der Zeitschriften
P, = die ersten Abonnenten oder Empfänger einer Zeit-
schrift
Pz Pj 000 BP = der Ort, an dem sich die Zeitschrift
’ jeweils befindet bis zur endgültigen
Aufbewahrung oder Vernichtung
nach F.ZwWICKY a.a.0., S. 126
Die Parameter Pı bis P. werden als design-Variable
(dj bis dp) aufgefaßt, also als Variable, die verschie-
dene Möglichkeiten der Anderung eines Objektzustandes
beschreiben. Wenn z.B. der Wunsch besteht, ein inner-
städtisches Gelände intensiv zu nutzen, so können in
der Zwicky-Box alle dazu möglichen Maßnahmen be-
schrieben werden. Eine d-Variable könnte dann z.B.
bedeuten dj = 1. = "Kindergarten auf dem Gelände
vorsehen", Man könnte sich nun entscheiden für "nein"
(1.1) oder "ja" (1.2); ferner für "wenn nein, dann..."
(z.B. Kindergarten an einem anderen Ort in der Stadt
vorsehen = 1.11 bzw. 1.12) oder für "wenn ja, dann..."
(z.B. Art des Kindergartens: K.-Krippe oder/und K.-
Tagesstätte sowie die näher bestimmte Lage auf dem ge-
gebenen Gelände, 1.21, 1.22). Die Aussagen brauchen
nicht notwendig binär zu sein. Die Variablen können
auch aus Kombinationen mehrerer Entscheidungen be-
stehen (z.B. "Kindergarten ja, mit Kinderkrippe und
näher bestimmten Lage auf dem Gelände" = 1.21, 1.22).
Die zweite Variable dp kann z.B. bedeuten, eine zu-
sätzliche Nutzung vorzusehen; d3 z.B. die Organisation
der Fußgängererschließung usw.
Eine auf diese Weise ausgefüllte Zwicky-Box kann prin-
zipiell alle alternativen Lösungsmöglichkeiten enthalten,
indem alle denkbaren Verbindungen ("Lauflinien") her-
gestellt werden. Jede Lauflinie würde dann eine Alter-
native beschreiben. Bei z.B. sechs d-Variablen (dı -
ARCH+3 (1970) H. 9