Abgewandelte ZWICKY - BOX zur Erzeugung
von Varietät
Abb 4
m
design - Variable
Entscheidungen
d,= Kinder garten
auf dem Gelände
vorsehen
1.1 Nein 1 1.2 Ja
4,11 4.12 [4 1.22 1.23
2.1 2,2 Ja x
Nein N
| > 12.22 2,23 2.24
3
3.222 [3.223 |
u
—
“2.
="Hotel auf dem
Gelände vorsehen
3
="Erschließung
durch Fußgänger-
verkehr
U
= Parkhaus
vorsehen
4,1 Nair‘
4,44
Pa
d
=" Anschluß an öf-
fentliche Verkehrs-
zerbindungen
5,1 N
De1°
5-
6
= konzentrierte
Wohnbebauung
6.1 6.2 Ja
Nein
6.21 L
6.211 6.2
Lösung I —
Lösung II — —-
nach H.RITTEL (SEMINAR SS 1969) a.a.0.
d6), deren Entscheidungsmöglichkeiten bis auf jeweils
fünf aufgeteilt sind (Abb. 4), ergeben sich 5 6-1 =
15.625 Alternativen als die Summe aller überhaupt
möglichen Lauflinien. Die Aussagen der einzelnen Va-
riablen sind jedoch nicht alle untereinander "verträg-
lich", so wäre beispielsweise eine Kombination: "Kin-
dergarten ja, Fußgängererschließung nein" (1.2, 3. 1)
wahrscheinlich sinnlos. Um die Lösungsmannigfaltigkeit
von vornherein auf ein übersichtliches Maß einzuschrän-
ken, wird versucht, logische "constraints'" zu finden.
Die Aussage "wenn 1.2, dann nicht 3.1" (1.21 3.1)
stellt eine explizite Wertung dar, denn es wäre
ja technisch durchaus denkbar, einen Kindergarten ohne
Fußgängererschließung (mit Fahrverkehr) auf dem Ge-
lände vorzusehen. Dies erscheint dem Bewerter jedoch
nicht sinnvoll. Logische constraints (Bedingungen,
Zwänge) sind keine "Sachzwänge', sondern individuelle
Soll-Setzungen, die mit Hilfe der Zwicky-Box kommu-
nizierbar, intersubijektiv mitteilbar, gemacht werden
sollen.
Das Prinzip des systematischen Zweifels:
Eine weitere Möglichkeit, innerhalb des Objektmodells
Lösungsmannigfaltigkeit zu erzeugen, stellt das "Prinzip
des systematischen Zweifels" dar. Es besteht im wesent-
lichen in der Beschreibung des Problems in kurzen Sät-
zen, durch deren Umkehrung (Zweifel) eine Vielzahl von
Strategien aufgezeigt wird (63).
Rittel berichtet von einem Beispiel in Oakland: Dort
wurde versucht, mit Hilfe des systematischen Zweifels
das Problem der Abfallbeseitigung zu lösen, das durch
Dauerparker verursacht wurde. Mit der Negierung der
Beschreibung des Problems (kurze Sätze) werden zugleich
verschiedene Lösungstypen angedeutet:
BESCHREIBUNG
NEGIERUNG
LÖSUNGSTYP
1) Es gibt Abfall in den Es gibt ihn nicht .
Straßen.
2) Es gibt Dauerparker. Es gibt sie nicht.
3) Abfall sammelt sich Er tut es nicht.
unter Dauerparkern ,
1) Straßenfeger können Ab- Sie können es.
fall unter Dauerparkern
nicht beseitigen.
5) Wind treibt Abfall unter Er tut es nicht.
Dauerparker.
6) Es sollte kein Abfall auf Es g80ll doch.
den Straßen sein.
7) Abfall ist häßlich. Er ist es nicht
"Pädagogische Lösung"
(Erziehung zur Sauberkeit)
"Polizeilösung"
(Dauerp. wird verboten)
"Ingenieurlösung"
(Autos umbauen)
"Ingenieuerlösung"
(Entsprechende Kehrma-
schinen entwickeln)
‘Gartenarch. - Lösung"
(Hecken anpflanzen o.ä.)
"value-engineering-Lösung'
(Abfall stört nicht)
"industrial-designer-Lösung'
Schönen Abfall entwickeln)
"SW.
Das Situationsbild So kann in der Aussagelogik durch
So = (1) A (2) A (3) A (4) A (5) A (6)a (7) ... ausgedrückt
werden und die Negierung von Sy als : S1 : (Dv(2)v
(3)v... (7) ... (A = und, v = oder, (1) = nicht (1).
Die verschiedenen Strategien (Lösungstypen) lassen sich
natürlich kombinieren.
1.3 Das Modell des Bewertungssystems - P-Box
Rittel und Musso weisen darauf hin, daß es kein allge-
meingültiges normatives Bewertungssystem geben könne.
Qualität, Wert, Performance und Nutzen werden synonym
für "Güte" verwendet. Aussagen über die "Güte" eines
Objektes sind subjektiv: es muß angegeben werden, "...
von wem, zu welchem Zweck, über welches Objekt und
wann das Urteil gefällt worden ist" (64). Das heißt also,
daß alle Urteile aufgrund subjektiver Bewertungen situa-
tionsspezifisch gefällt werden, abhängig von P, T, O und
t (Person, Zweck, Ort und Zeit).
Eine Liste repräsentiert die von den verschiedenen Teil-
nehmern an dem Bewertungsverfahren aufgestellten Beur-
teilungsaspekte zur Bewertung alternativer Lösungen
(Reduktion von Varietät). Jeder Bewerter muß explizit
angeben, was er für "angemessen" hält, er muß seine
Urteile intersubjektiv mitteilbar machen. Die im Hinblick
auf einen bestimmten Zweck gefällten Urteile
können spontan (off hand) oder überlegt (deliberated),
sie können Gesamt- oder Teilurteile sein.
Neben der Unfähigkeit zu und dem Mißtrauen gegen
Spontanurteile ist die "Kommunikation"der Urteilsbasis
ein entscheidender Grund zur "Deliberierung" von Ge-
samt- und Teilurteilen. Diese Kommunikation der Urteils-
basis nennt Rittel "Objektifizierung". Damit ist die
intersubjektive Mitteilbarkeit von individuellen Urteilen
gemeint, und zwar jeweils im Hinblick auf eine bestimmte
ARCH+3 (1970) H. 9