ökonomischen Entwicklung, das Wirtschaftswachstum
beeinträchtigt worden war.
Bei einem hohen Konzentrationsgrad des Kapitals und
einem hohen technologischen Niveau der industriellen
Produktion wirken sich die gesellschaftliche Arbeitsteilung
und die enge und unmittelbare Verflechtung aller gesell-
schaftlichen Zusammenhänge der Produktion dahingehend
aus, daß die Konkurrenzfähigkeit im Kampf gegen andere
regionale und ausländische Kapitale auf dem Weltmarkt
wesentlich von der optimalen Gestaltung des gesellschaft-
lichen Produktionsorganismus abhängt. Maßnahmen der
kostensenkenden innerbetrieblichen Rationalisierung müs
sen sich verlängern in die Rationalisierung der Struktur
der räumlichen Verteilung der gesellschaftlichen Produk-
tion und die gesellschaftliche Bereitstellung einer ergänzen:
den Infrastrukturausstattung. 7) Für die Planungsinstitu-
tionen der Kommunen und Länder bestimmt sich aus
diesen Anforderungen als Inhalt ihrer Planung, durch Ent-
wicklung und Umstrukturierung der Städte und Stadtregio-
nen die Produktivität und Konkurrenzfähigkeit der in der
Region angesiedelten Kapitale zu unterstützen. Angesichts
dieser Zielsetzung wird das unkoordinierte, kleinteilige
Überwuchern ganzer Regionen mit den Ergebnissen einer
naturwüchsigen Bauproduktion nicht nur zum Anachronis-
mus und ästhetischen Ärgernis, sondern zum Hemmnis für
die industrielle Entwicklung. Planerische Maßnahmen der
Institutionen können sich nicht mehr auf die Beseitigung
der chaotischen Auswüchse eines ungezügelten Prozesses
beschränken, sie sind vielmehr darauf verwiesen,die Agglo-
merationsräume entsprechend den Anforderungen der
in ihnen angesiedelten Kapitale zu entwickeln.
Aufgrund der engen Interdependenz von Wirtschafts-
wachstum und Regionalentwicklung ist also eine der
Aufgaben der Planung der Bauprodukte: die Herstellung
optimaler Zuordnungen von Funktionen, die die Kosten
der Zirkulation des Kapitals senken und die Umschlags-
zeit des Kapitals verkürzen können. Diese Aufgabenstel-
lung bedingt einen komplementären Zusammenhang
der Planung von Einzelobjekten und Infrastruktur, um
die potentiellen Standortvorteile, die durch Infrastruk-
turinvestitionen geschaffen werden, in den Einzelobjekten
zu realisieren und damit die öffentlichen Ausgaben ihrer-
seits zu effektivieren. Dabei kann aber die kleinteilige
Parzellierung des Bodeneigentums nicht länger Maß des
Objekts bilden — man denke an City-Planungen mit über-
greifenden Ebenen von unterirdischer Anlieferung, Par-
ken, 2. Fußgängerebene, horizontaler Vermischung von
gesellschaftlichen und privaten Funktionen etc. Erforder-
lich ist eine großräumige, „integrierte“ Planung, die nicht
mehr von dem Architekten des traditionellen Zuschnitts
bewältigt werden kann.
7) vgl. Dieter Läpple: Staat und allgemeine Produktionsbe-
dingungen. Grundlagen zur Kritik der Infrastrukturtheorien.
Berlin (West) 1973
Konsequenzen für den Arbeitsbereich der
Architekten
Die neue Dimension der Planung, ihre Ursachen im hohen
Konzentrationsgrad der industriellen und merkantilen
Kapitale und ihre Auswirkungen auf Konzentrationsgrad
und Industrialisierung der Bauwirtschaft, haben einschnei-
dende Rückwirkungen auf den Charakter der Architekten-
arbeit und auf die Weise, wie sie im Gesamtprozeß der Bau-
produktion angewandt wird. Die wichtigste Besonderheit
der privaten Bauproduktion, die im unverhältnismäßig
hohen Produktenwert eines Gebäudes in Relation zur
durchschnittlichen Größe der Einzelkapitale bestand, hat
durch den erreichten gewaltigen Akkumulationsgrad ihre
Bedeutung verloren. Die Freiheit des Architekten wird
nicht nur durch der gewachsenen Dimension der Bauauf-
gaben entsprechende Mammut-Büros zunichte gemacht,
in denen dem Chef, der seine Freiheit retten konnte, ein
Heer von lohnabhängigen Architekten untergeordnet ist.
Ebenso subsummieren sich die konzentrierten Einzelkapi-
tale den Architekten direkt: nicht wenige Konzerne be-
sitzen eigene Planungsabteilungen für ihre Bauaufgaben,
in denen lohnabhängige Architekten arbeiten.
Diese Entwicklung wird ebenfalls Anlaß für eine starke
Konzentration in der Bauwirtschaft werden. Der kapitali-
stische Bauunternehmer wird nur noch ausnahmsweise
auf Bestellung für Privatpersonen bauen — das Schwerge-
wicht seiner Tätigkeit verlegt sich auf die Bebauung ganzeı
Areale. Dies wird wiederum eine weitere Konzentration
und Industrielisierung der Bauproduktion erzwingen, in
der die Architektentätigkeit in ihrer bisherigen Komplexi-
tät weiter aufgelöst wird, wobei sicherlich beim Bauunter-
nehmen angestellte, technisch qualifizierte Lohnarbeiter
Teile der bisherigen Funktionen des Architekten überneh-
men werden.
Die großflächigen planerischen Aufgaben von Stadtsanierung
und -entwicklung verlangen nicht nur eine gewisse quantita-
tive Kapazität des Planungsbüros. Ihren grundlegenden Unter-
schied zur traditionellen Planung macht der qualitative
Sprung aus, den die neue Größenordnung als Ausdruck der
Verflechtung von räumlicher Struktur und ökonomischer
Entwicklung bedingt. Mit dem Schlagwort „Verwissenschaft-
lichung der Planung“ wird diese neue Qualität abgegrenzt
gegen das intuitive Entwurfsverfahren, in dem der Architekt,
sich einfühlend in die Bedürfnisse der Nutzer, sich selbst zum
wahren Katalysator erklärt und damit seine eigenen klassen-
spezifischen Maximen unhinterfragt der Gesellschaft als
Maßstab anlegt und ihr ein entsprechendes Gehäuse anpaßt.
Dieses Verfahren konnte brauchbare Ergebnisse erbringen
solange die mittelständischen Normen nicht kollidierten mit
den Erfordernissen eines maximalen wirtschaftlichen Wachs-
tums und den damit nötigen Verhaltensstrukturen, Sozial-
strukturen und Raumstrukturen. In dem Maße aber, in dem
räumliche Zuordnung — sowohl übergeordneter als auch
kleinster Strukturen — als eigener Wachstumsfaktor der
Wirtschaft Bedeutung erlangt, müssen die in die Entschei-
dung einfliessenden verschiedenen Aspekte (technische,
ökonomische, soziale, psychologische) im methodischen
Zusammenhang der jeweiligen wissenschaftlichen Disziplin