Full text: ARCH+ : Studienhefte für Planungspraxis und Planungstheorie (1973, Jg. 5, H. 17-20)

Peter Gäng 
FUNKTION UND NUTZEN DER 
ANWENDUNG KYBERNETISCHER, 
INFORMATIONSTHEORETISCHER UND 
VERWANDTER METHODEN IN DER 
PLANUNGSTHEORIE 
GLIEDERUNG: 
1. Anwendungsmöglichkeiten kybernetischer und 
informationstheoretischer Methoden in der Pla- 
nungstheorie 
Vor welchen Problemen steht die Planungstheorie? 
Welchen Nutzen hat die Anwendung kybernetisch- 
informationstheoretischer Methoden in der Pla- 
nungstheorie 
3, 
* dieser Text wurde Anfang 1972 verfaßt; er war von 
Fehl/Fester/Kuhnert für ihren Reader „Planung und Infor- 
mation‘“ (Bauwelt-Fundamente 34) vorgesehen, vom Her- 
ausgeber dieser Reihe aber zurückgewiesen worden. 
Es gibt eine Tendenz, die „Wissenschaftlichkeit““ einer 
Wissenschaft gleichzusetzen mit dem Aufwand, den sie 
mit allerlei formalen Methoden betreibt. In diesem Prozeß 
der „Verwissenschaftlichung“ erfreut sich besonders die 
Kybernetik (einschließlich der Informationstheorie) stei- 
gender Beliebtheit. Erwartungsgemäß ergreift dieser Pro- 
zeß vorwiegend solche Wissenschaften, die sich, sei es 
im universitären Rahmen oder allgemein gesellschaftlich, 
nicht hinreichend anerkannt finden. Beispiele lassen sich 
genügend finden: die Mathematisierung der Ästhetik, der 
Psychologie, der Soziologie, der Einzug der Kybernetik 
in die Biologie und in die Architektur und nicht zuletzt 
die Anwendung kybernetischer Methoden in der Planungs: 
theorie. 
Ich möchte hier keineswegs behaupten, daß die Anwen- 
dung mathematischer, quantitativer, kybernetischer Me- 
thoden in den genannten oder anderen Wissenschaften 
durchweg nur Unsinn oder Nutzloses hervorgebracht hät- 
te. Es ist unbestreitbar, daß die moderne Biologie der An- 
wendung kybernetischer Methoden wichtige Ergebnisse 
verdantk, daß eine „brauchbare“ Soziologie ohne die An- 
wendung statistischer Methoden undenkbar wäre. Aber 
dadurch rechtfertigt sich lange nicht die Inflation, die 
gegenwärtig an kybernetischen, mathematischen, informa- 
tionstheoretischen und sonstwas Modellen herrscht. Jede 
Wissenschaft wird sich gefallen lassen müssen, daß die Ein- 
führung und Anwendung neuer Methoden Fragen nach 
sich zieht: Welche Schwierigkeiten und Probleme sollen 
mit diesen neuen Methoden gelöst werden? Sind die neu- 
en Methoden dazu wirklich geeignet? Welche neuen Schwie- 
rigkeiten werden entstehen? usw. Das gilt besanders, wenn 
die neuen Methoden eine besonders zentrale Stellung in 
der entsprechenden Wissenschaft beanspruchen, oder wenn 
die betreffende Wissenschaft (entweder tatsächlich oder 
ihrem Anspruch nach) gesellschaftlich besonders bedeutend 
ist. Der erste dieser beiden Gesichtspunkte ist rein akade- 
misch; er würde mir den Aufwand des Fragens kaum loh- 
nen. Der zweite der beiden Gesichtspunkte ist politisch. 
Für das Verhältnis von Planungstheorie und Kybernetik 
(einschließlich Informationstheorie) gelten m.E. beide Ge- 
sichtspunkte. Daher soll dieses Verhältnis an folgenden 
Fragen untersucht werden : Wo und wie lassen sich kyber- 
netische und informationstheoretische Methoden in der 
Planungstheorie anwenden? Welche konkreten Schwierig- 
keiten haben zur Anwendung dieser Methoden geführt? 
Welcher heuristische Nutzen, welcher praktische und politi- 
sche Nutzen ist damit verbunden oder könnte damit verbun- 
den sein? Welche Konsequenzen hat die Anwendung ky- 
bernetischer und informationstheoretischer Methoden in 
der Planungstheorie?
	        

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