1. Anwendungsmöglichkeiten kybernetischer und
informationstheoretischer Methoden in der
Planungstheorie.
Es liegt nahe, einen Planungsprozeß als Regelkreis zu be-
schreiben: Ein planendes System (Regler) wirkt auf ein be-
plantes System (Regelstrecke) ein, um ein oder mehrere
Größen des beplanten Systems (Regelgrößen) zu beeinflus-
sen. Diese Einwirkungen (Stellgrößen) sind abgeleitet aus
vorgegebenen Zielsetzungen des planenden Systems (Füh-
rungsgrößen). Die tatsächlichen Resultate der Einwirkun-
gen des planenden auf das beplante System werden über
ein informationelles feed back kontrolliert. Falls erforder-
lich werden die Stellgrößen entsprechend modifiziert.
Abbildung 1
Zielgrößen
—
planendes System
Informationen
Planungs-
maßnahmen
beplantes System
| er ae
Dieses Modell läßt sich durch Zerlegung der einzelnen Sy-
steme in Untersysteme nahezu beliebig verfeinern. Das
planende System muß die vorgegebenen Zielsetzungen in
konkrete Handlungspläne umsetzen. Dazu braucht es In-
formationen über das beplante System. Diese Informationen
beschafft es sich mittels informationsammelnder Systeme,
nachdem operative Systeme aus dem Verhältnis von Ziel-
setzungen und beplantem System konkrete Fragestellungen
entwickelt haben. Die Ergebnisse dieses Informationssam-
melns können zu Modifikationen der Zielsetzungen führen.
Die aus dem Vergleich Zielsetzungen — beplantes System
gewonnenen Handlungspläne werden in Handlungen umge
setzt, durch die das planende System auf das beplante
System einwirkt. Dadurch werden im beplanten System
Veränderungen hervorgerufen und u.U. in deren Folge
weitere Veränderungen, die mit den Zielsetzungen in
Einklang oder in Widerspruch stehen könrien und diese
auch unberührt lassen. Die Resultate der Eingriffe des
planenden in das beplante System werden (wieder unter
Anwendung von bestimmten Strategien des Informations-
sammelns) von den informationssammelnden Systemen er
faßt und an das planende System weitergemeldet. Mit
Hilfe der so gewonnenen Daten, die wiederum auf ihr
Verhältnis zu den vorgegebenen Zielsetzungen überprüft
werden, kann das planende System (soweit dies erforder-
lich ist) seine Handlungspläne verändern, die veränderten
Handlungspläne erneut zur Anwendung bringen usw. USW
(Siehe Abbildung 2) Als graphische Darstellung — das sei
vorweggenommen — vermag dieses Modell durchaus (wie
andre ähnliche Modelle, von denen es eine ganze Anzahl
gibt) den gesamten Planungsprozeß überschaubarer zu
machen und zu verdeutlichen.
Bleibt man bei diesem Modell, so kann man an ihm leicht
verdeutlichen, an welchen Stellen welche weiteren der Ky-
bernetik oder verwandten Gebiete entstammenden Metho-
den Eingang finden können (ohne weiteren Beweis zu führen,
möchte ich behaupten, daß dies in vielen Fällen auch der
tatsächliche Weg der Eingemeindung vieler Methoden in
die Planungstheorie ist):
Bei den planenden und geplanten Systemen handelt es
sich um „Systeme““ — also: Systemtheorie.
Das planende System entwickelt Handlungspläne, Stra-
tegien. Also: General theory of action, Theorie der stra:
tegischen Spiele.
Ein ganzer Teil der Vermittlungen zwischen den einzel-
nen Untersystemen besteht im Weitergeben von Infor-
mationen. Also: Informationstheorie.
Diese Reihe ließe sich durch immer weiteres Zergliedern
der 0.a. Modelle fortsetzen. Bevor ich auf den tatsächlichen
Nutzen eingehe, den diese Methoden für eine Planungstheo-
rie haben können, soll geklärt werden, aus welchen Grün-
den sie angewandt werden.
2. Vor welchen Problemen steht die Planungs-
theorie?
Vor allen inhaltlichen Problemen, denen sich die Planungs-
theorie als relativ junge Wissenschaft gegenübersieht, steht
für die Planungstheorie, wie sie in der BRD betrieben wird,
ein gesellschaftliches Problem: daß diese Planungstheorie
in einem kapitalistischen Land nicht nur entfaltet sondern
auch angewandt werden soll. Das hat weitreichende Konse-
quenzen.
Bekanntlich zeichnet sich das kapitalistische Gesellschafts-