Probleme aufwirft ‚42) erscheint das Nutzungsstudium
als nicht nur keineswegs rein naturwissenschaftliche,
vielmehr in den geselischaftlich-geschichtlichen Prozeß
verflochtene, sondern zudem unmittelbar planungsbe-
zogene Forschung zunächst in besonderem Maße pro-
blematisch: Aufgrund dieser beiden Merkmale erreichen
bestimmte Aspekte, die im Grunde bei jeglicher For-
schung zu finden sind, eine kritische Relevanz, die Skep-
sis hervorruft bezüglich der Möglichkeit ihrer methodi-
schen Bewältigung. Es soll deshalb im Teil II ein metho-
discher Ansatz, der allerdings bezogen ist auf den spe-
ziellen Fall des Nutzungsstudiums in Schulen mit Ver-
suchscharakter, dargestellt werden, in dem auf diese
Probleme eingegangen wird, und der entsprechende Un-
tersuchungen mindestens im Prinzip als erfolgverspre-
chend ausweist. Gleichzeitig wird dieser Ansatz Licht
werfen auf die Nutzungsplanung, denn die Nutzungspla-
nung und das Nutzungsstudium betreffen im Grunde
ein und dieselbe Sache. Während das Nutzungsstudium
sich die Problematik der Nutzungsplanung zu eigen
macht, ja im Zuge der Optimierung sogar selbst Pla-
nung mit einschließt, nimmt die Nutzungsplanung die
Ergebnisse des Nutzungsstudiums in Form von Vermu-
tungen bzw. Hypothesen vorweg.
In Teil II ist die in Teil I entwickelte Terminologie als
bekannt vorausgesetzt.
‚An
Über eine allgemeine Beschreibung der Aufgabe des Nut-
zungsstudiums hinausgehend, ist es.notwendig, schon vor
oder während der Untersuchungen Vorstellungen zu ent-
wickeln darüber, welcher Art die Ergebnisse der Untersu-
chungen sein müssen, damit diese einen sinnvollen Beitrag
leisten können, einmal zur Verbesserung der untersuchten
Schulen selbst,43) zum andern für die Planung neuer
Schulen. sei es in neuen. sei es in bestehenden Gebäuden.
Wenn die folgenden Überlegungen auf das Nutzungsstu-
dium bezogen sind. so mit der Einschränkung bezüglich
gart, K.Krämer Verlag, 1970.
Nach diesem Modell werden nicht alle nach den Gesetzen der
Kombinatorik sich ergebenden, sondern nur die realisierbaren
Kombinationen erfaßt. Dazu müssen alle Paare von Options-
elementen aus je einem Element von zwei Optionen auf die
Verträglichkeit der beiden Elemente hin geprüft werden. Die
nach der Verträglichkeitsprüfung verbleibenden, realisierbaren
Kombinationen werden rechnerisch ermittelt. Unter dem Ge-
sichtspunkt der Nutzeffektmaximierung ist jedoch über die
Verträglichkeitsprüfung hinausgehend eine Bewertung der
verbleibenden Kombinationen erforderlich. Dies macht den
Einsatz von Rechenautomaten und damit, was den Prozeß
der Einengung des Entscheidungsfeldes betrifft, ein Ver-
fahren der vollständigen Analyse unmöglich. Damit entfällt aber
auch der rationale Grund dafür, die beiden Momente des Planungs
prozesses, die Zerlegung des Entscheidungskomplexes und die
Einengung des Entscheidungsfelds, in aufeinander folgenden
Phasen zu behandeln: Von heuristischen Überlegungen aus-
gehend bietet sich vielmehr an, sie als zeitlich verschränkte
und dialektisch aufeinander bezogene Momente zu betrachten
(vgl. Anmerkung 57). Schließlich wären die Modelle dahinge-
hend zu erweitern, daß sie nicht nur die Bestimmung des Pla-
der Notwendigkeit der Kooperation zwischen den ver-
schiedenen Forschungsbereichen entsprechend ihrer ge-
genseitigen Überlappung im Bereich des Obiekts der Pla-
nung.
Allgemein können die Ergebnisse gekennzeichnet werden
als Empfehlungen zur Organisation und Nutzung der bau-
lichen Umwelt unter dem Gesichtspunkt ihrer Funktiona-
lität im Bezug auf bestimmte Tätigkeiten. Für beide der
oben genannten Fälle gilt allerdings, daß diese Empfeh-
lungen nicht die bauliche Umwelt und ihre Nutzung ins-
gesamt betreffen, sondern einzelne Einheiten und einzelne
strukturelle Aspekte. Je nachdem, ob die Empfehlungen
die untersuchten Schulen selbst oder neue Schulen betref-
fen, werden sie sich hinsichtlich der Systematisierung und
Ausführlichkeit der Beschreibung der jeweiligen Bezugs-
größen unterscheiden: Im ersten Fall handelt es sich um
Empfehlungen zu bestimmten vorhandenen Situationen,
die zu kennzeichnen aber nicht notwendigerweise ausführ-
lich zu beschreiben sind. Anders ist es im letzteren Fall;
hier nehmen die Empfehlungen zusammen die Form eines
Katalogs von Typen von Nutzungseinheiten und kommen-
tierten Organisationsprinzipien an:
Die Typen von Nutzungseinheiten sind solche Kombina-
tionen von Typen von Tätigkeitseinheiten bzw. Tätigkeits-
gängen (s. 0.) und Typen von Einheiten der baulichen Um-
welt, die unter dem Gesichtspunkt ihrer gegenseitigen Eig-
nung und unter Berücksichtigung der verfügbaren Mittel
besonders günstig sind. Dabei sind normalerweise jeweils
mehrere Typen von Tätigkeitseinheiten bzw. Tätigkeitsgän-
gen ein und demselben Typ einer Einheit der baulichen Um-
welt zuzuordnen. Indem die Typen von Nutzungseinheiten
nicht nur die Fläche betreffen, sondern auch andere wich-
tige Merkmale der Einheiten der baulichen Umwelt, und
indem nicht nur die Typen von Einheiten der baulichen Um-
welt beschrieben werden, sondern auch die Typen von Tä-
tigkeitseinheiten bzw. Tätigkeitsgängen, für welche sie sich
eignen, wird mit ihnen ein schwerwiegender Mangel bishe:
verfügbarer Standards im Bereich dessen. was hier unter
nungsobjekts betreffen, sondern die Bestimmung von sowohl
Planungsobjekt als auch Planungssubjekt, also daß in ihnen
das Subjekt-Objekt-Verhältnis als dialektisches begriffen wird.
Dies heißt nicht, daß hier keine Innovationen notwendig
wären. Vgl. Anmerkung 25.
Die bisherigen Untersuchungen im Rahmen des Nutzungsstu-
diums in Schulen mit Versuchscharakter haben gezeigt, daß
die tatsächlich ausgeführten Tätigkeiten, auch was ihre Form
betrifft, in vielen Fällen den geplanten Tätigkeiten, auf das
die bauliche Umwelt abgestimmt wurde, und damit selbstver:
ständlich auch der geplanten Nutzung der baulichen Umwelt
nicht entsprechen. Dies liegt z. T. daran, daß die der Praxis-
planung zugrundeliegenden Theorien sich in der Praxis als
teilweise falsch herausstellen, so daß die Tätigkeitsorganisa-
tion im Interesse der Praxis geändert werden muß, z.T. aber
auch daran, daß für den Bereich der tätigkeitstechnischen
Planung und für das tätigkeitstechnische Training keine aus
reichende Kapazität zur Verfügung steht, bzw. daß bei der
Praxisplanung die zur Verfügung stehende Kapazität nicht
richtig eingeschätzt oder ausreichend berücksichtigt wurde
42)
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