Full text: ARCH+ : Studienhefte für Planungspraxis und Planungstheorie (1973, Jg. 5, H. 17-20)

Probleme aufwirft ‚42) erscheint das Nutzungsstudium 
als nicht nur keineswegs rein naturwissenschaftliche, 
vielmehr in den geselischaftlich-geschichtlichen Prozeß 
verflochtene, sondern zudem unmittelbar planungsbe- 
zogene Forschung zunächst in besonderem Maße pro- 
blematisch: Aufgrund dieser beiden Merkmale erreichen 
bestimmte Aspekte, die im Grunde bei jeglicher For- 
schung zu finden sind, eine kritische Relevanz, die Skep- 
sis hervorruft bezüglich der Möglichkeit ihrer methodi- 
schen Bewältigung. Es soll deshalb im Teil II ein metho- 
discher Ansatz, der allerdings bezogen ist auf den spe- 
ziellen Fall des Nutzungsstudiums in Schulen mit Ver- 
suchscharakter, dargestellt werden, in dem auf diese 
Probleme eingegangen wird, und der entsprechende Un- 
tersuchungen mindestens im Prinzip als erfolgverspre- 
chend ausweist. Gleichzeitig wird dieser Ansatz Licht 
werfen auf die Nutzungsplanung, denn die Nutzungspla- 
nung und das Nutzungsstudium betreffen im Grunde 
ein und dieselbe Sache. Während das Nutzungsstudium 
sich die Problematik der Nutzungsplanung zu eigen 
macht, ja im Zuge der Optimierung sogar selbst Pla- 
nung mit einschließt, nimmt die Nutzungsplanung die 
Ergebnisse des Nutzungsstudiums in Form von Vermu- 
tungen bzw. Hypothesen vorweg. 
In Teil II ist die in Teil I entwickelte Terminologie als 
bekannt vorausgesetzt. 
‚An 
Über eine allgemeine Beschreibung der Aufgabe des Nut- 
zungsstudiums hinausgehend, ist es.notwendig, schon vor 
oder während der Untersuchungen Vorstellungen zu ent- 
wickeln darüber, welcher Art die Ergebnisse der Untersu- 
chungen sein müssen, damit diese einen sinnvollen Beitrag 
leisten können, einmal zur Verbesserung der untersuchten 
Schulen selbst,43) zum andern für die Planung neuer 
Schulen. sei es in neuen. sei es in bestehenden Gebäuden. 
Wenn die folgenden Überlegungen auf das Nutzungsstu- 
dium bezogen sind. so mit der Einschränkung bezüglich 
gart, K.Krämer Verlag, 1970. 
Nach diesem Modell werden nicht alle nach den Gesetzen der 
Kombinatorik sich ergebenden, sondern nur die realisierbaren 
Kombinationen erfaßt. Dazu müssen alle Paare von Options- 
elementen aus je einem Element von zwei Optionen auf die 
Verträglichkeit der beiden Elemente hin geprüft werden. Die 
nach der Verträglichkeitsprüfung verbleibenden, realisierbaren 
Kombinationen werden rechnerisch ermittelt. Unter dem Ge- 
sichtspunkt der Nutzeffektmaximierung ist jedoch über die 
Verträglichkeitsprüfung hinausgehend eine Bewertung der 
verbleibenden Kombinationen erforderlich. Dies macht den 
Einsatz von Rechenautomaten und damit, was den Prozeß 
der Einengung des Entscheidungsfeldes betrifft, ein Ver- 
fahren der vollständigen Analyse unmöglich. Damit entfällt aber 
auch der rationale Grund dafür, die beiden Momente des Planungs 
prozesses, die Zerlegung des Entscheidungskomplexes und die 
Einengung des Entscheidungsfelds, in aufeinander folgenden 
Phasen zu behandeln: Von heuristischen Überlegungen aus- 
gehend bietet sich vielmehr an, sie als zeitlich verschränkte 
und dialektisch aufeinander bezogene Momente zu betrachten 
(vgl. Anmerkung 57). Schließlich wären die Modelle dahinge- 
hend zu erweitern, daß sie nicht nur die Bestimmung des Pla- 
der Notwendigkeit der Kooperation zwischen den ver- 
schiedenen Forschungsbereichen entsprechend ihrer ge- 
genseitigen Überlappung im Bereich des Obiekts der Pla- 
nung. 
Allgemein können die Ergebnisse gekennzeichnet werden 
als Empfehlungen zur Organisation und Nutzung der bau- 
lichen Umwelt unter dem Gesichtspunkt ihrer Funktiona- 
lität im Bezug auf bestimmte Tätigkeiten. Für beide der 
oben genannten Fälle gilt allerdings, daß diese Empfeh- 
lungen nicht die bauliche Umwelt und ihre Nutzung ins- 
gesamt betreffen, sondern einzelne Einheiten und einzelne 
strukturelle Aspekte. Je nachdem, ob die Empfehlungen 
die untersuchten Schulen selbst oder neue Schulen betref- 
fen, werden sie sich hinsichtlich der Systematisierung und 
Ausführlichkeit der Beschreibung der jeweiligen Bezugs- 
größen unterscheiden: Im ersten Fall handelt es sich um 
Empfehlungen zu bestimmten vorhandenen Situationen, 
die zu kennzeichnen aber nicht notwendigerweise ausführ- 
lich zu beschreiben sind. Anders ist es im letzteren Fall; 
hier nehmen die Empfehlungen zusammen die Form eines 
Katalogs von Typen von Nutzungseinheiten und kommen- 
tierten Organisationsprinzipien an: 
Die Typen von Nutzungseinheiten sind solche Kombina- 
tionen von Typen von Tätigkeitseinheiten bzw. Tätigkeits- 
gängen (s. 0.) und Typen von Einheiten der baulichen Um- 
welt, die unter dem Gesichtspunkt ihrer gegenseitigen Eig- 
nung und unter Berücksichtigung der verfügbaren Mittel 
besonders günstig sind. Dabei sind normalerweise jeweils 
mehrere Typen von Tätigkeitseinheiten bzw. Tätigkeitsgän- 
gen ein und demselben Typ einer Einheit der baulichen Um- 
welt zuzuordnen. Indem die Typen von Nutzungseinheiten 
nicht nur die Fläche betreffen, sondern auch andere wich- 
tige Merkmale der Einheiten der baulichen Umwelt, und 
indem nicht nur die Typen von Einheiten der baulichen Um- 
welt beschrieben werden, sondern auch die Typen von Tä- 
tigkeitseinheiten bzw. Tätigkeitsgängen, für welche sie sich 
eignen, wird mit ihnen ein schwerwiegender Mangel bishe: 
verfügbarer Standards im Bereich dessen. was hier unter 
nungsobjekts betreffen, sondern die Bestimmung von sowohl 
Planungsobjekt als auch Planungssubjekt, also daß in ihnen 
das Subjekt-Objekt-Verhältnis als dialektisches begriffen wird. 
Dies heißt nicht, daß hier keine Innovationen notwendig 
wären. Vgl. Anmerkung 25. 
Die bisherigen Untersuchungen im Rahmen des Nutzungsstu- 
diums in Schulen mit Versuchscharakter haben gezeigt, daß 
die tatsächlich ausgeführten Tätigkeiten, auch was ihre Form 
betrifft, in vielen Fällen den geplanten Tätigkeiten, auf das 
die bauliche Umwelt abgestimmt wurde, und damit selbstver: 
ständlich auch der geplanten Nutzung der baulichen Umwelt 
nicht entsprechen. Dies liegt z. T. daran, daß die der Praxis- 
planung zugrundeliegenden Theorien sich in der Praxis als 
teilweise falsch herausstellen, so daß die Tätigkeitsorganisa- 
tion im Interesse der Praxis geändert werden muß, z.T. aber 
auch daran, daß für den Bereich der tätigkeitstechnischen 
Planung und für das tätigkeitstechnische Training keine aus 
reichende Kapazität zur Verfügung steht, bzw. daß bei der 
Praxisplanung die zur Verfügung stehende Kapazität nicht 
richtig eingeschätzt oder ausreichend berücksichtigt wurde 
42) 
A232)
	        

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