Wir haben gesehen,wie Marx den Preis der Waren, den er
den „Eigentlichen Monopolpreis” nennt, methodisch aus
seiner Untersuchung ausschließt. Grundrente, die aus die-
sem Preis gezahlt wird, gehört nicht zu den „normalen For-
men”, Der „eigentliche Monopolpreis” ist ein Preis, der be-
liebig weit vom Wert und, auf entwickelter kapitalistischer
Grundlage, vom Produktionspreis abweicht; nur von der
Höhe des zahlungsfähigen Bedürfnisses, also vom Stand von
Angebot und Nachfrage hängt seine Entwicklung ab. Aus
diesem Grund nennt Wygodski diesen „eigentlichen Mono-
polpreis” auch „Marktmonopolpreis”. Der überdurchschnitt-
liche Profit oder, in verwandelter Form, die Grundrente,
die dieser Preis abwirft, resultiert aus der Übertragung eines
Teiles des immanenten Mehrwerts.der Waren, gegen die sich
die monopolisierten Waren austauschen, in die Tasche des
Monopolisten. Marx gibt als Beispiel für einen solchen „ei-
gentlichen Monopolpreis” den Preis einer exklusiven Wein-
sorte, die nur auf einer begrenzten Lage wächst, also nur in
begrenzter Quantität hergestellt werden kann. In diesem
Fall schafft der Monopolpreis die Rente: der überdurch-
schnittliche Profit verwandelt sich in Rente und fällt dem
Grundeigentümer der Lage zu.
„Man muß unterscheiden, ob die Rente aus einem Monopol-
preis fließt, weil ein von ihr unabhängiger Monopolpreis der
Produkte oder des Bodens selbst existiert, oder ob die Pro-
dukte zu einem Monopolpreis verkauft werden, weil eine
Rente existiert. Wenn wir von einem Monopolpreis sprechen.
so meinen wir überhaupt einen Preis, der nur durch Kauflust
und Zahlungsfähigkeit der Käufer bestimmt ist, unabhängig
von dem durch den allgemeinen Produktionspreis wie von
dem durch den Wert der Produkte bestimmten Preis.” 88)
Wie sieht im Gegensatz zu dieser „eigentlichen Monopolrente”
die dem „eigentlichen Monopolpreis” entspringt, der Mono-
polcharakter der beiden „normalen Formen der Grundrente”
aus?
a) absolute Rente
Es ist vollständig normal, daß gleiche Kapitalvorschüsse
in verschiedenen Sphären der Produktion ungleiche Mas-
sen von Mehrwert produzieren. Alle anderen Bedingun-
gen gleichgesetzt (diese Voraussetzung gilt hier durch-
weg), ist die Masse des Mehrwerts nur abhängig von der
durchschnittlichen organischen Zusammensetzung der
Sphäre, Die Konkurrenz der Kapitale bewirkt, wie schon
mehrfach behandelt, daß alle Kapitale mit Profit bedacht
werden, gemäß ihrem Anteil am gesellschaftlichen Ge-
samtkapital, also die gleiche Rate des Profits erreichen.
In diese Konkurrenze greift das private Grundeigentum
da ein, wo es den alleinigen Besitz einer entscheidenden
Produktionsbedingung geltend machen kann. Es kann
dies in der Agrikultur; es verhindert historisch vom Be-
ginn der Entwicklung des Kapitalismus an, daß die Werte
als Oszillationszentrum der Marktpreise von den Produk-
88) MEW 235, a.a.0)., S. 783.
tionspreisen abgelöst werden, indem es mittels des Mono-
pols des Grundeigentums den Pächtern nur den durch-
schnittlichen Profit zugesteht und Neuanlage von Kapi-
tal auf bisher nicht bebauten Böden nur zuläßt, wenn
seine Forderungen erfüllt werden.
Das Grundeigentum reißt den Teil des immanenten Mehr-
werts der Agrikultur an sich, der ohne seine Existenz in
den großen Topf des gesamtgesellschaftlichen Mehrwerts
zur allgemeinen Verteilung eingegangen wäre. Ohne die
Existenz des privaten Grundeigentums würde also die
Durchschnittsprofitrate und damit der Preis der Indu-
strieprodukte höher, der Preis der Agrikulturprodukte
niedriger sein. Die absolute Rente hat, da sie aus einem
Surplusprofit entspringt, der ohne die Existenz des pri-
vaten Grundeigentums nicht in dieser fixierten Form
bestehen würde, feudalen Charakter; die Nationalisierung
ist darum die konsequenteste Maßnahme des bürgerlichen
Staates in Bezug auf den Boden.
Man kann folgende Frage stellen, und Marx stellt sie
selbst: „Wenn das Grundeigentum die Macht gibt, daß
das Produkt über seinem Kostpreis (lies, Produktions-
preis, d, Verf.) zu seinem Wert verkauft wird, warum gibt
es nicht ebensogut die Macht, daß es über seinem Wert,
also zu einem beliebigen Monopolpreis, verkauft wird? ”
Er antwortet: „Das Grundeigentum (kann) nur so weit
die Aktion der Kapitalien, ihre Konkurrenz, affizieren
und paralysieren, als die Konkurrenz der Kapitalien die
Bestimmung der Werte der Waren modifiziert. Die Ver-
wandlung der Werte der Waren in Kostenpreise ist nur
Folge und Resultat der kapitalistischen Produktion.
Das Ursprüngliche ist (für den Durchschnitt), daß die
Waren zu ihren Werten verkauft werden. Die Abweichung
hiervon in der Agrikultur durch das Grundeigentum ver-
hindert.” 89)
Das Grundeigentum hat aufgrund seiner Position nur die
Macht, diese für die kapitalistische Konkurrenz typische
Wertmodifikation zu verhindern. Darüberhinaus vermag
es selbständig gar nichts. Nur in diesem Sinne hat die ab-
solute Rente einen Monopolcharakter, ist der Preis der
Agrikulturprodukte ein Monopolpreis. Nur in diesem
Sinne spricht Wygodski vom „Monopol des kapitalisti-
schen Grundeigentums”, Auch wenn Marx den Begriff
Monopolpreis .doppelt gebraucht, darf der grundlegende
Unterschied zwischen der Monopolnatur der absoluten
Rente und einer Rente, die aus „eigentlichem Monopol-
preis‘ fließt, nicht übersehen werden.
b) Differentialrente
Während die absolute Rente in die Bildung des Durch-
schnittsprofits und der Produktionspreise eingreift, setzt
die Differentialrente eben diesen Vorgang voraus.
89) MEW 26.2, a.a.0., 5. 330 t.