Full text: ARCH+ : Studienhefte für Planungspraxis und Planungstheorie (1973, Jg. 5, H. 17-20)

In allen Produktionssphären wird es zu jedem Zeitpunkt 
Produzenten geben, deren Kostpreis durch irgendwelche 
günstigen Bedingungen, zum Beispiel neue, bessere Maschi- 
nen, niedriger liegt als der durchschnittliche Kostpreis der 
gesamten Produktionssphäre, Diese Produzenten realisieren 
einen Surplusprofit bei Verkauf der Ware zu ihrem gesell- 
schaftlichen Produktionspreis. Dieser Surplusprofit aber 
hat flüchtigen Charakter, solange die ausnahmsweise gün- 
stige Produktionsbedingung von allen Kapitalisten erlangt 
werden kann, wie das bei Maschinen der Fall ist. Die Kon- 
kurrenz hat dann, wenn die besseren Bedingungen die all- 
gemeinen werden, zur Folge, daß der Kostpreis sich in der 
gesamten Sphäre senkt, der Produktionspreis sich neu auf 
tieferem Nivcau einstellt. Diese ständige Bewegung und 
die Verheißung der gleichen Chance für alle Kapitalisten, 
einmal einen Surplusprofit realisieren zu können, bilden 
den Stachel der Konkurrenz, der der Kapitalist mit Haut 
und Haar verfallen ist. 
Sind aber die besseren Produktionsbedingungen, die den 
Surplusprofit möglich machen, dem Kapital nicht allge- 
mein zugänglich, sondern nur begrenzt vorhanden, fixiert 
sich dieser Surplusprofit bei den Produzenten, die die besse- 
ren Bedingungen nutzen. Die Waren werden nämlich zu dem 
Preis verkauft, bei dem der Produzent mit den schlechtesten 
Bedingungen, entsprechende Nachfrage vorausgesetzt, noch 
den Durchschnittsprofit erzielen karin: dieser Produzent re- 
guliert den gesellschaftlichen Produktionspreis, alle besserge- 
stellten erzielen Surplusprofite. Befinden sich die vorteilhaften 
Produktionsbedingungen in der Verfügungsgewalt von Pri- 
vateigentümern, können diese den ganzen oder einen Teil 
des Surplus als Tribut für die Nutzung verlangen. 
Der auf diese Art geregelte Produktionspreis hat eine mo- 
nopolistische Höhe, da er nicht von der gesellschaftlich 
durchschnittlichen, sondern der schlechtesten Produktions- 
bedingung bestimmt wird. Die Differentialrente erzeugt 
einen „falschen sozialen Wert”, der aus dem in anderen Wa- 
ren enthaltenen Mehrwert ersetzt werden muß. Dieser 
falsche soziale Wert ist aber eine notwendige Folge der ka- 
pitalistischen Produktionsweise, die für ihre Waren einheit- 
liche Marktpreise bilden muß und daher gezwungen ist, auf 
die schlechtesten Bedingungen zurückzugreifen, wo Aus- 
gleich zum Durchschnitt nicht möglich ist. Die Maßnahme 
der Nationalisierung des Bodens durch den bürgerlichen 
Staat 1äßt die Preise der Waren, soweit sie durch derartige 
Produktionspreise bestimmt sind, völlig unverändert, die 
Surplusprofite bleiben weiterhin fixiert, fließen allenfalls 
in die Staatskasse anstatt in die Taschen der vorherigen 
Grundeigentümer. 
V. DER BODENPREIS UND DIE PREISBILDUNG 
AUF DEM BODENMARKT 
Der Preis des Bodens entspricht, wie wir bereits wissen, 
nicht irgendeinem Wert des Bodens, er ist vielmehr die 
Kapitalisierung der Rente, die ein bestimmtes Boden- 
stück trägt, der Kaufpreis also nicht des Bodens, son- 
dern seiner Rente. Die Rente wird als Zins auf ein ima- 
ginäres Kapital aufgefaßt, dessen Größe sich dann nach 
dem üblichen Zinsfuß berechnen läßt. 
Sehen wir zunächst einmal ab von Konkurrenzschwan- 
kungen, Bodenspekulation und dem Zwang einzelner 
Nutzer, den Boden um jeden Preis, d. z. zu Monopol- 
preisen, kaufen zu'müssen, so ergibt sich aus der Abhän- 
gigkeit des Bodenpreises von der Rente, daß der Preis 
steigen kann, ohne daß die Rente steigt, „nämlich durch 
das bloße Fallen des Zinsfußes, welches bewirkt, daß die 
Rente teuer verkauft wird, und daher die kapitalisierte 
Rente, der Bodenpreis, wächst.” 90) Da die Höhe des 
Zinsfußes abhängt von der allgemeinen Profitrate, diese 
jedoch eine Tendenz zum Fallen hat, folgt daraus für 
den Bodenpreis eine Tendenz zum Steigen, die von der 
eigentlichen Bewegung der Rente völlig unabhängig 
ist. 91) Der Bodenpreis kann weiter steigen, ohne daß 
die Rente wächst, wenn der Zins des dem Boden ein- 
verleibten Kapitals wächst, denn der Zins wird als 
Rente mitgezahlt, ohne zunächst selbst Rente zu sein 92). 
Aus der Abhängigkeit von Bodenpreis und Rente folgt 
selbstverständlich, daß der Preis steigt mit dem Anwach- 
sen der eigentlichen Rente. Dabei sind im einzelnen ver- 
schiedene Fälle denkbar, die Marx folgendermaßen zu- 
sammenfaßt: 
„Diese verschiedenen Bedingungen des Steigens der 
Rente und daher des Bodenpreises überhaupt oder für 
einzelne Bodenarten können z. T. konkurrieren, z. T. 
s chließen sie einander aus und können nur abwech- 
selnd wirken. Es folgt aber aus dem Entwickelten, daß 
aus einem Steigen des Bodenpreises nicht ohne weiteres 
auf ein Steigen der Bodenprodukte geschlossen werden 
kann.’ 93) 
Wir hatten bisher, abgesehen von Konkurrenzschwankun- 
gen und anderen Markteinflüssen, von allem also, was 
nicht in kategorialem Sinne Rente darstellt, besonders 
von den eigentlichen Monopolpreisen des Bodenprodukts 
oder des Bodens selbst. Für eine genaue Analyse der 
Bewegungen des Bodenpreises auf dem Bodenmarkt 
muß diese Abstraktion freilich aufgegeben werden, denn 
„praktisch erscheint alles als Grundrente, was in Form 
90) MEW 25, a.a.O., S. 785. 
91) Vel. a.a.O., S. 637. 
92) Vel. Einleitendes. 
93) MEW 25. a.a.O.. 5. 788.
	        
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