tions- und Transportsystemen bildete, und in den Bereicn
der privaten Bautätigkeit. Der Zusammenhang zwischen
beiden Bereichen, ihre wechselseitige Bedingtheit wurde
auseinandergerissen und trat erst sehr viel später als Neu-
entdeckung wieder ins Bewußtsein der bürgerlichen Ökono
men.
Ein Zusammenhang zwischen der Bauproduktion und Bau-
planung und der jeweiligen Entfaltungsstufe der gesellschaft:
lichen Produktion ist jedoch nicht erst mit entwickelter
kapitalistischer Produktionsweise entstanden. Auch in der
Skalvenhaltergesellschaft und im Feudalismus bedurfte es
ab einer gewissen Entfaltung der Arbeitsteilung infrastruk-
tureller Leistungen, die den Verkehr der Produzenten unter
einander, die Versorgung und Sicherheit der Stadtbevölke-
rung etc. garantierten. Der grundlegende Unterschied zur
kapitalistischen Infrastruktur liegt darin, daß jene nicht
gegen die verselbständigten Einzelinteressen der Produzen-
ten durchgesetzt werden mußte, sondern als unmittelbar
gesellschaftliche erstellt werden konnte. Die feudalistische
Produktion, soweit sie sich über die Agrarwirtschaft und
das Handwerk hinaus entwickelt hatte und in der sich
zugleich die Züge beginnender kapitalistischer Produk-
tion zeigten, war noch eingebettet in einen ansatzweise
gesamtwirtschaftlichen Produktionsplan: die vom Staat
betriebene merkantile Wirtschaft, für die die innerbetrieb-
liche Struktur in gleicher Weise entwickelt wurde wie die
allgemeinen Produktionsbedingungen wie Straßen, Verkehrs-
mittel, Wohnanlagen für die Arbeitskräfte, Wasser- und Energie-
versorgung etc, Die bürgerliche Revolution beseitigte mit der
feudalen Herrschaft den vorsorgenden patriarchalischen Charak-
ter des Staates und propagierte mit “laissez faire, laissez aller‘
die nur durch die Gesetze des Marktes begrenzte Akkumula-
tion des Einzelkapitals, Öffentliche Ausgaben für die allen
Kapitalisten gemeinsam notwendigen Infrastrukturanlagen
stellen für diese unter dem Blickwinkel größtmöglicher einzel
kapitalistischer Akkumulation einen empfindlichen Abzug
vom Profit und damit vom Akkumulationsfond des Einzel-
kapitals dar.
Für die Organisation der Bautätigkeit — und mithin die Posi-
tion des Architekten — hatte dieses Auseinanderfallen der
Bauproduktion in öffentlich betriebene materielle Infrastruk-
tur und privatwirtschaftliche Errichtung von Gebäuden ein-
schneidende Folgen:
War bislang unter absolutistischer Herrschaft Palastbau, Städte-
bau und Festungsbau gleichermaßen ins Ressort eines und
desselben Mannes gefallen — Balthasar.Neumann baute Schlös-
ser wie Festungen —, spaltete sich nun Planung und Konstruk-
tion von militärischen Anlagen und Transportsystemen in den
Bereich Ingenieurbau, und alle Arten von Repräsentations-
bauten in das Fachgebiet Architektur. Auftraggeber der so
eingegrenzten Architekten war nun nicht mehr der Staat, son-
dern der einzelne Kapitalist. Unabhängig vom Prozeß der Ver-
wissenschaftlichung und Verselbständigung von Teilfunktionen
der Architektentätigkeit erfolgte damit in dieser Periode quasi
eine politische Aufspaltung in Ingenieurfunktionen und
Architektenarbeit, verursacht durch das Auseinanderfallen
der Bauherrnschaft in einerseits den Staat und andererseits in
eine Vielzahl von einzelnen Kapitalisten. Die Funktionen, auf
die sich die Bezeichnung Architekt mit der Herausbildung
der kapitalistischen Produktionsweise einschränkte. erschie-
nen nun, erlöst von ihrer feudalen Abhängigkeit, als selb-
ständige Dienstleistungen für den Kapitalisten auf dem
Markt. Ausführende Handwerker waren nicht mehr Hand-
werker, die der Feudalherr in seinen Dienst gestellt und da-
durch zu einem einheitlichen, unter einer Oberaufsicht ar-
beitenden, kombinierten Arbeitskörper zusammengefaßt
hatte, sondern selbständige, konkurrierende Handwerks-
betriebe, wieder zersplittert in eine Vielzahl von Gewerken.
Mit der Überwindung des feudalen Staates durch die bür-
gerliche Revolution war also der einheitliche Träger des
überwiegendsten Teils der Bauproduktion und Baupla-
nung beseitigt und die Bauherrschaft wurde durch eine
Vielzahl von Einzelkapitalisten übernommen, entsprechend
der Zersplitterung der Gesamtproduktion unter die einzel-
nen konkurrierenden Kapitalisten.
Der Entwicklungsstand der Bauproduktion im
Frühkarnitalismus als materielle Basis der selb-
ständigen Architektentätigkeit
Der Zersplitterung des Auftraggebers korrespondierte im
Bauwesen eine Zersplitterung des Produktionskörpers
in einzelne selbständige, konkurriende, noch weitgehend
handwerkliche Betriebe. Der gesellschaftliche Charakter
der Produktion kam nicht mehr unmittelbar in der Orga-
nisation des Produktionsprozesses zum Ausdruck, sondern
war ausschließlich vermittelt über den Markt. In denjeni-
gen Produktionszweigen, in denen sich die industrielle
Produktion durchsetzen konnte, führte die kapitalistische
Produktionsweise zu einer kooperativen Zusammenfas-
sung der verschiedenen Handwerksberufe unter dem Kom-
mando eines Kapitalisten in der Manufaktur, die sich
weiterentwickelte zum komplexen Maschinensystem, in
dem ein kombiniertes Arbeitspersonal (bestehend aus Hand-
langern, Maschinenarbeitern bis hin zum Ingenieur) unter
dem Kommando von Dirigenten, Managern, Arbeitsaufsehern
etc. die massenhafte Produktion von Waren für den Markt be-
treibt. In der Bauproduktion hat sich diese kooperative Zu-
sammenfassung der verschiedenen Tätigkeiten und die Kon-
zentration der Produktion nicht in derselben Weise vollzogen.
Mit der Lösung aus der Stellung des feudalen Dienstes wurde
die Bauproduktion zwar tendentiell zu einem eigenen Sek-
tor neben den anderen industriellen Sektoren; die besonde-
ren Bedingungen der Produktion von Gebäuden verhinderte
jedoch, daß auf dieser Stufe der Entwicklung der kapitalisti-
schen Produktionsweise der Übergang aus dem Feudalsta-
tus direkt zunı kapitalistischen Betrieb der Bauproduktion
führen konnte.
Die besonderen Bedingungen der Bauproduktion
gegenüber der spezifisch industriellen Produktion
Wir wollen nun den Produktionsprozeß von Gebäuden,
wie er sich im noch gering entfalteten Kapitalismus dar-
stellt, näher untersuchen, um herauszuarbeiten. wie in