Siedler bauen, ein Feld absolut beliebiger, spielerisch
individualisierter Stillosigkeit, Uneinheitlichkeit usw.,
die dieser Architektur eben den Charme verleihen, der
der modernen verloren gegangen ist.
Handlungsebenen für diese Art von freiem Ausdruck
sind und könnten verstärkt sein, das eigene Haus mit
Garten sowie der halböffentliche Raum einer Siedlung
und dessen spefische Kommunikations- und Interak-
tionsstruktur (Nachbarschaftsformen, gegenseitige Hilfe
relative Repressionsfreiheit, geringer Entfremdungsgrad,
Freiheit zur direkten Veränderung von Umwelt).
Motivationen wären:
Die Erhaltungen der Siedlungen als sozialer und ma-
terieller Lebensraum und die Erhaltung des persönli-
chen Freiraums der eigenen Ausdruckswelt.
Ziel wäre die Unterstützung und Stärkung der in die-
sen Bereichen ohnehin noch existierenden Tendenzen
subjektiv-ästhetischer Artikulation als Projektion psy-
chischer Bedürfnisse, Wünsche, Phantasmen, auf die
materiale Umgebung: Psychogrammatische Architektur,
als kollketives Psychogramm einer Vielfalt individueller
Welten, in all ihrer Bedingtheit.
Als kreative Mittel könnten eingesetzt werden:
Jeder-Gewinnt-Wettbewerbe
Verschönerungsaktionen
Künstlerische Realisationen usw.
2.43 Passagenkonzept
Das Konzept baut auf auf der Idee thematisch struktu-
rierter „Reiserouten“ (Prozessionsstraßen, Stadtdrund-
fahrten, Ladenpassagen, Landpartien usw.), bei denen im
Netz der existierenden Straßen/Wege einer Stadt oder
einer Region durch die Darstellung spezieller Aspekte
eine Route besonders markiert und betont wird. (z.B.
stadtgeschichtliche Sehenswürdigkeiten, naturlandschaft-
liche Attratktionen, städtische Absurditäten usw.).
Diese Strukturierung kann geschehen durch besondere
Objekte, Nutzungen, Platzformen und Wegformen, die
allegorischer, symbolischer, historischer und anderer
Natur sein können. Das Passagenkonzept (Idee: Half-
mann, Tissier, Zillich) ist bereits im Tiergartenwettbe-
werb zur Strukturierung des Stadtraums vorgeschlagen
worden.
Beim Wettbewerb Lübars ist es angewendet worden
zur großräumigen Gliederung der Landschaftsbereiche
und im engeren Bereich Quickborn zur Differenzierung
der Wege, Pfade und Plätze.
Prinzip:
BE A Q
Ay NP \
Bestimmte Stellen einer Wegzone werden betont
durch Merkzeichen, Symbole, Markierungen, besondere
Weg- und Platzformen, Gebäude mit besonderer Nutzung
usw., die alle Bezug nehmen auf ein spezifisches Thema.
A
Halfmann/Zillich
Überlagerung:
Verschiedenste solcher thematischer Routen können
sich zu einem komplexen Wegenetz überlagern.
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Beispiele solcher komplexer Passagensysteme sind die
gewachsenen Stadtzentren oder die altstädtischen Viertel
mit ihrem Reichtum an stadtgeschichtlichen Elemen-
ten, Nutzungen, Aktivitäten . . .
Die Lesart ist offen: Sie kann durch gezieltes Abwan-
dern einer thematischen Folge oder wahllos und ziellos
nach spontanen Entscheidungen beim Spazierengehen
erfolgen.
Für diese Passagen werden über Kreativspiele gemein-
sam mit interessierten Siedlern Gestaltungsvörschläge
entwickelt, einzelne Passagen können nach folgenden
Themen strukturiert werden:
— Siedlungsgeschichte im Lübarser Raum, Dorf, Region,
Lebensstruktur, Gartensiedlungen usw.
Volkstümliche Sagen und Fabeln, bedeutsame Stellen
und Plätze, die assoziiert werden zu Geschichten und
Märchen. Siehe z.B. den Labyrinth-Park von Versailles,
dessen Plätze nach Theman aus La Fontaine‘s Tierfa-
beln gestaltet sind. ;
Daher die Idee der „Parksiedlung als populäres
Versailles,
Geologie: Endmoräen, Findlinge, Fließ, Märkisches
Land usw.
Flora und Fauna: Naturlehrpfade.
Tier- und Pflanzengattungen (z.B. Sumpforchideen,
„drei Eichen“‘, Alleen, Rabatten, Gehölze, Tiergehege,
Fabeltiere in Stein usw.)
Wasser: Quickbornquelle, künstlicher Bach, Kaska-
den, Trinkbrunnen, Teiche ... .
2.5. Die Wettbewerbsentscheidung
Die Jury honorierte unser Gegenkonzept „Parksiedlung
mit einem 1. Ankauf. Sie empfahl dem Auslober weiter-
hin, neben einem Planungsauftrag für den gesamten Raum
Lübars an den 1. Preis uns mit einer Studie zu beauftragen,
in der die Realisierbarkeit unseres Konzepts für den Be-
reich des Mühlenberges detaillierter nachgewiesen werden
soll. Welche Hintergründe zu einem verstärkten Interesse
der Jury an diesem eindeutig gegen die Ziele der Ausschrei-
bung gerichteten Alternativkonzept geführt haben (wirt-
schaftliche Lage, Reduktion der pro Jahr vorgesehenen
Neubauten um die Hälfte, zu erwartender Protest und
Widerstand der Bevölkerung gegen die Zerstörung des Na-