10
Lübbener
MW —-
he
SR ANNE N AKTION
Halfmann/Zillich
Straße
TEENS
Experiment zur Aneignung ei-
nes Straßenraumes durch sein‘
Bewohner.
N | I
N
Konzeption: Halfmann/Zillich
Realisation: Grottendieck, Halfmann, Schaalburg,
Strauss, A. + E. Wilke, Umlauff, Zillich
Nachbarschaftstelevision: Geissler, Römer, (Videostudio
Bethanien)
Zusammenarbeit mit der Initiativgruppe „Lübbener
Str. — Spielstraße“‘.
3.1 Der Ort
Berlin-Kreuzberg. Ein gewöhnlicher nichtssagender
Straßenzug. Zeitlos häßlich wie alle Straßen, aus denen
Geschichte endgültig entfernt ist.
Das Wesen „Straße*“‘, dieser Inbegriff urbaner Kom-
munikation und öffentlichen Lebens, hängt nur noch *
als Ahnung in den Schnörkeln der letzten Stuckreste,
mit denen es zu verschwinden droht. Hinter den Fassa-
den die Häuser: Unzumutbare Wohnverhältnisse im
steinernen, verkommenen, verrotteten Privateigentum.
Vor den Fassaden die Straße: Ein von seiner Lebensge-
schichte getrennter „öffentlicher Raum”.
Die Null-Linie zwischen beiden markieren die Fassa-
den, ohne das geringste Zugeständnis, geschnitten scharf
Es fehlen die Balkone, diese winzigen Reservate des Pri-
vaten im öffentlichen Raum; es fehlen die Loggien, in
denen der öffentliche Raum sich verliert und unmerk-
lich zum privaten wird. Der Akt des Fensteröffnens
vollzieht sich hier schon als öffentlicher.
3.2 Das Thema
Das tägliche Leben in dieser Straße ist zugleich Thema
und Hintergrund des Experiments. Unser Versuch zielt
darauf, in diesem noch sogenannten „öffentlichen Raum“
dort Öffentlichkeit zu provozieren, wo sie längst ver-
drängt, niedergehalten oder verkümmert ist. Was der In-
dustrie und dem Handel im öffentlichen Raum gestat-
tet ist — Darstellung ihrer Interessen mittels Werbung
größten Stils und attraktiv gestalteter Ladenfronten —,
sollte den ungleich viel bescheideneren Bedürfnissen
der betroffenen Bewohner dringend eingeräumt wer-
den: Raum und Möglichkeiten für individuellen Aus-
druck, Selbstdarstellung, Kommunikation, ästhetische
Artikulation.
Thema sind darüber hinaus auch Raumordnung, Pla-
nungsrecht und Eigentumsverhältnisse, ohne deren gründ-
liche Modifizierung mit wesentlich erweiterten Rechten
für die Allgemeinheit der Bürger nicht dauerhaft an sei-
ner städtischen Wohnumgebung aktiv zu interessieren sein
wird.
3.3 Die Ziele
Aufspüren vorhandener und verdrängter Bedürfnisse,
unterstützen von Resten oder Ansätzen von Selbsthilfe.
Mobilisierung des kreativen Potentials der Betroffenen
durch Initiierung kommunikativer und gestalterischer
Prozesse.
Entwicklung von Gestaltungs- und Handlungsalterna-
tiven im Rahmen des Machbaren zur unmittelbaren
Verbesserung im engeren Bereich des Wohmilieus.
Veranschaulichung alternativer Vorschläge als möglich
und machbar durch Aktion, Probe, Test:
- Beweis der Effizienz organisiert gemeinschaft-
licher Anstrengungen und der Realisierbarkeit;
Motivierung von skeptischen oder bislang nicht
interessierten Betroffenen.
Druckmittel gegenüber den Behörden zur Re-
spektierung und Förderung solcher Selbsthil-
feformen.
Schaffung der Rahmenbedingungen zur Rea-