Gehöft des Bauern Gerbitz—-
—————Gehöft des Schulzen Boernicke———!—Gehöft des Bauern Grünefeld sen.——Gehöft des Kossäten Scharbrod-
; ürfe der Gehöfte
- ihe: David Gillys Typenentwürfe ı
: ak nn SEE nr hologische Reihe: David Gi harakter eines
Ze Dh Ferse MD rare Um dem „synthetischen” N EU MEETS der Wohn-
gewachsenen‘ Dorfes zu geben, variiert Gilly die Fassaden, an FOrmelementen als morphologische
häuser und die Giebelseiten der Wirtschaftsgebäude mit wenigen Fo
Reihe. (1796 -1803)
barocken Konventionen, aber formulierte auf
der anderen Seite die Forderung nach Ratio-
nalität als Kriterium der Architektur: „.. die
Logik der Kunst wiederherzustellen, ist wich-
tig‘. (Cours d’Architecture, IV)
Kaufmann charakterisiert ihn als „‚Traditio-
nalisten mit Sympathien für die moderne Be-
wegung”” (Architecture in the Age of Reason,
Ss. 131)
Den entschiedenen Bruch mit der Konven-
tion, den Säulenordnungen, usw. vollzog ein
anderer: Marc-Antoine Laugier, der nach sei-
nen eigenen Worten angetreten war, „die Fak-
kel der Vernunft in die Dunkelheit der Grund
sätze und Regeln zu tragen.” Er lehnte es ab,
in den zu Kanones erstarrten Säulenordnun-
gen die einzige mögliche und höchste Reali-
sierung der Essenz der Architektur zu sehen,
die deshalb einfach zu imitieren sei — wie
die meisten seiner Zeitgenossen dies noch prak-
tizierten.
Er wollte zur längst vergessenen Quelle die-
ser Kanones zurückgehen, um von dort aus
neue, vernunftgemäße Schlußfolgerungen zu
ziehen. Der Ursprung der Architektur sollte
zur Quelle rationaler Prinzipien und Regeln
der Form werden:
„In klarem, einprägsamen Stil sucht Laugier
die offensichtlichen Grundlagen’ wiederzufin
den, welche die Vorurteile im Laufe der Jahr-
hunderte verfälscht haben. Alles muß von der
ursprünglichen Hütte, von der Vitruv spricht,
abgeleitet werden: vier Pfosten und ein Dach
mit zwei Schrägen. Der griechische Tempel
kommt daher, jede gute Architektur soll des-
sen eingedenk sein. Laugier leitet davon ab,
was erlaubt, und was verboten ist. Alles was
im Hinblick auf die ursprüngliche Struktur
nicht unerläßlich und gemäß ist, ist überflüs
sig, unlogisch und muß abgelehnt werden.”
(Jean-Claude Lemagny, Menschliches Maß-
Maßstab des Universums, in: Revolutions-
architektur, Katalog, Baden-Baden 1971,
Ss. 17)
Theorien über den Ursprung der Architektur
gab es seit Vitruv, und seine These von der
Urhütte, der primitiven und aus der Not-
wendigkeit entsprungenen ersten Behausung
des Menschen war die gängigste und immer
wieder reproduzierte dieser Theorien. Bis-
her war die Ursprungstheorie jedoch allen-
falls eine konstruierte Legitimation für ver-
festigte Konventionen gewesen oder hatte
zusammenhanglos neben den anderen Be-
standteilen einer auf Vitruvs Gliederungs-
schema zurückgreifenden Architekturlehre
gestanden.
Anders bei Laugier: von einem materiali-
stischen Ansatz der Aufklärung, wie er in
den Naturwissenschaften und in der Philo-
sophie praktiziert wurde, kam er zum „beau
primitif‘” der Urhütte, als dem quasinatür-
lichen Prinzip der Architektur, auf dem er de-
ren Regeln rational aufbauen konnte. Mit
diesem Ansatz wird — wie Anthony Vidler
kürzlich ausführlich entwickelt hat (The Idea
of Type: The Transformation of the Acade-
mic Ideal, 1750-1830, in: Oppositions 8/77)
— der Begriff des Typus zur zentralen Kate-
gorie der rationalistischen Tendenz.
Laugier gebraucht den Begriff noch nicht;
er ist ihm allzusehr in der idealistischen Denk-
tradition verwurzelt, steht für die ’Idee des Gött
lichen’, das ‘universelle Gesetz‘. Typus als Sym-
bo! für das Göttliche war die Position des Lau-
gier’s naturwissenschaftlichem Verständnis ge-
nau entgegengesetzten: der salomonische Tem-
pel, Inbegriff göttlicher Ideen und menschlicher
Ratio letztlich nicht zugänglich, als erstrebens-
wertes Urbild der Architektur; nicht Symbol
der autonomen Prinzipien der Architektur, son-
dern außerarchitektonischer Bedeutunaen.
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