Baulich verwirklicht dachte sich Frau Braun Primär:
die Anlage in „einem Häuserkomplex, der ADOLPH, Robert: Einküchenwirtschaft als so-
einen großen, hübsch bepflanzten Garten ziale Aufgabe, Berlin 1919
umschließt, ... (in dem) ... sich etwa 50—60 BEHRENS, Peter und Heinrich DE FRIES: Vom
Wohnungen (befinden), von denen keine eine sparsamen Bauen, Ein Beitrag zur Siedlungs-
Küche enthält. An Stelle der 50-60 Küchen, frage, Berlin 1918
in denen eine gleiche Anzahl Frauen zu wirt- BRAUN, Lily: Frauenarbeit und Hauswirtschaft,
schaften pflegt, tritt eine im Erdgeschoß be- Berlin 1901
findliche Zentralküche, die mit allen arbeits- — Memoiren einer Sozialistin, Berlin 1909 ( 2
sparenden Maschinen ausgerüstet ist” (S. 21). Bde.) und Berlin 1923 (Band 3 der gesammel-
Die Mahlzeiten werden dann‘ „je nach Wunsch ten Werke 1—5), Berlin
und Neigung im gemeinsamen Speisesaal ein- DOERNBERG, Stefan: Das Einküchenhaus-
genommen oder durch besondere Speiseauf- problem, in: Die Bauwelt 1911, Nr. 15
züge in alle Stockwerke befördert” (S. 22). S. 1518 " "
Clara ZETKIN formulierte die Kritik an der Einküchenhausgesellschaft der Berliner Vororte
Genossin BRAUN. In der Zeitschrift „Gleich- und Gesellschaft für neue Heimkultur zur
heit” verriß sie in vier Leitartikeln das Reform des Wohnungs-, Haushaltungs- und
Braun’sche Projekt. Während Braun auf der Erziehungswesens (Hrsg.): Das Einküchenhaus
Auffassung beharrte, daß Reformschritte und seine Verwirklichung als Weg zu einer
schon im Kapitalismus eingeleitet werden Neuen Heimkultur, Berlin 1908
müßten und eine Gefahr nicht anerkennen FISCHER, Edmund: Die Frauenfrage, in: Sozia-
wollte, die darin bestehen sollte, daß solche listische Monatshefte, 1905, S. 258 ff, wie-
Reformen eine hohe Zufriedenheit der Ar- derabgedr. in: Zepler, W. (Hrsg.): Sozialis-
beiter mit dem System erzeugen, so daß sie mus und Frauenfrage, Berlin 191 9,5. 18—31
den politischen Kampf vergessen, stellte GESSNER, Albert: Das deutsche Mietshaus,
ZETKIN, die Braunsche Argumentation München 1909
von einer fortschreitenden Bedürfnisdialek- GROPIUS, Walter: Die soziologischen Grundla-
tik nicht akzeptierend, folgende Kritik ent- gen der Minimalwohnung für die städtische
gegen: N Wa Bevölkerung (Zusammenfassung des Refe-
® Nicht nur für den Massenarbeiter ist die rates auf dem II. CIAM Kongreß in Frank-
Wirtschaftsgenossenschaft zu teuer, son: furt/Main 1929) in: CIAM (Hrsg.): Die
dern auch für den besser verdienenden Wohnung für das Existenzminimum, Frank-
Facharbeiter, den Lily BRAUN für ihr furt/Main 1930 S. 17—19. Vollständig er-
Projekt vorgesehen hatte, Den kapitalisti- schienen in: Die Justiz, Bd. 5 Nr. 8 1929,
schen Konjunkturschwankungen unter- wiederabgedruckt in: Gropius, W.: Architek
worfen und ohne Rücklagen könne er tur, Wege zu einer optischen Kultur, Frank-
sich nicht längerfristig finanziell binden. furt/Main—-Hamburg 1956, S. 84—93
Lily BRAUN betreibt selbst Ausbeutung, Flach-, Mittel- oder Hochbau (Referat auf
indem sie die Arbeit von 50—60 Haus- dem 111. CIAM Kongress Brüssel. 1930), in:
frauen auf eine Wirtschafterin und ein CIAM (Hrsg.): Rationelle Bebauungsweisen
bis zwei Küchenmädchen abwälzt. Frankfurt/Main 1931, ebenso in: Das Neue
Wenn überhaupt, könne nur eine dünne Frankfurt 1931, S. 22-34 und Gropius
Arbeiteroberschicht in den Genuß des 1955, S. 94—104
Projektes kommen. Diese aber hätten - Gemeirnschaftsräume im Wohnhochhaus, in:
die Mitarbeit der Frau nicht so nötig. Moderne Bauformen 8 1931, S. 388 f.
Berufstätig seien die Ehefrauen gerade HAHN: Wohn- und Wirtschaftsgenossenschaften,
in den ärmeren Haushalten, Diese kön- in: Volkswohnung 19, 1919, S. 239—243
nen Sm Yiirtschaftsgenossenschaft trotz HOWARD, Ebenezer: Co-operative House-
er Mitarbeit der Frau nicht bezahlen. ing. in: i
So hebe sich nach ZETKIN der Plan Eng Vie Garden City 18 1906
in seinen Voraussetzungen selbst auf. — A New Outlet for Woman’s Energy, in:
Für die einen ist er finanziell undurch- Garden Cities and Town Planning, June
führbar und für die anderen aus psycho- 1913, III, Nr. 6 7
OH FAME NT da DO En Ideologie JENSSEN, Otto: Genossenschaften und Groß-
von Familie und Einzelhaushalt zu fest it. in: ialisti haft
verankert sei (ZETKIN 1901 S. 97, 105 ES AUDE SHOP N ES GENOSSEN
113,121). ZH: tsa n, in: ebda,, 5,
ANMERKUNGEN Sie kommt zu dem Schluß, daß Haushaltsge- "Mr ;
nossenschaften nicht Basis, sondern nur späte _ Kultur des Konsums, in: ebda., 6, S. 122
1) Ihren Vortrag vor dem Arbeiterinnenbildungs- Errungenschaften des Sozialismus sein kön- 125 a ET
verein (1901) erweiterte Lily BRAUN zur nen, p TEOLGET
Broschüre: Frauenarbeit und Hauswirtschaft, GROPIUS plädierte wieder 1929 (CI AM On a SecermaRn SENENS
die 1901 im Vorwärts Verlag erschien, In ihm Kongreß in Frankfurt/M. zur Wohnung für PARKER, Barry und Raymond UNWIN: The
begründet sie die neue politische Situation, das Existenzminimum) und 1930 (CIAM Art of Building a Home. London, New York
die die jetzt gebotenen Reformen von denen Kongreß in Brüssel zur Rationelle Bebauungs- Bombay 1901 R "
der Sozialutopisten (Owen und Fourier) un- weisen) für die Zentralisierung der Hauswirt- Protokoll über die Verhandlungen des Parteita-
terscheide. Auf den Zetkinschen Theoremen schaft in den von ihm entworfenen Scheiben- ges der SPD. Abgehalten zu Lübeck vom
aufbauend, gründete BRAUN ihre Argumente hochhäusern. (Ausführl. dazu G. UHLIG 22.28 Sept 1901, Berlin 1901
auf die Analyse der aktuellen Entwicklungs- 1979b, S. 70—78). RICHTER, Claire: Das Ökonomiat. Hauswirt-
tendenzen der Produktivkräfte, die nicht nur schaftlicher Großbetrieb als Selbstzweck,
die Arbeit unmittelbar vergesellschaften , son- Berlin 1919
dern zugleich mittelbar die traditionell orga- N SCHWIMMER, Rosika: Zentralhaushaltungen,
nisierte Hauswirtschaft unterhöhlten (S. 11). Sekundär: . a? in: Die Umschau 52, 1907. S. 1024-—1029
Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Industria- PIRHOFER, Gottfried: Gemeinschäftshaus und TRÖSCH, Peter: Idastraße 28 "Zürich-Wiedikon:
lisierung via Zentralisierung der Hauswirtschaft Massenwehnungsbau, in: Transparent 1977, in: Tagesanzeiger Magazin Nr. 3, 17. Jahrg.
sollten eingebettet werden in ein System von S. 38—56 . 1976, S. 6—11 u. S. 30 I
Wirtschaftsgenossenschaften, das die Aufgabe STAHL, Gisela: Von der Hauswirtschaft zum UNWIN, Raymond: Of Co-operation in Building,
hat, zugleich mit der Lösung der Wohnproble- Haushalt ..., in: NGBK (Hrsg.): Wem gehört in: Parker/Unwin 1901
me’ — sei es zunächst in vereinzelter genossen- die Welt? Kunst und Gesellschaft in der URBAN. Gisela: Das Wiener Einküchenhaus, in:
schaftlicher Selbsthilfe, sei es auch in der an- De arer Republik, Barln 1077, 5 87-108 Westfälisches Wohnungsblatt 6, 1927
zustrebenden Staatshilfe (S. 17 f.) — ein brei- UHLIG, Günther: Kulturelle Modelle der Bau- S. 234—238 " -
tes Reformspektrum mit einzufangen. Im ein- und Wohnreformbewegungen. Das Zentral- WLACH, Oskar: Einküchenhausprojekt, in: Der
zeinen erwartete sie von der Wirtschaftsgenos. Küchenhaus im Kontext von Architektur- Architekt (Wien) 8, 1919, S. 120 ff.
senschaft, daß sie Und Stadtplanungsstrategien bis 1933. Diss, Wohn- und Kosthaus des Direktor Fick in Ko-
® den Dilletantismus in der Ernährung der Aachen 1979, (Der vorst. Aufsatz ist eine penhagen (o, Verf.) in: Zentralblatt der Bau-
Menschen beenden EL Eau einiger Kapitel dieser Ar- verwaltung, "10, 1907, Ss. 69
» die Kindererziehung verbessern könnte eit. | . a: Die teri Frauen-
(wenn geschultes Personal zur Verfügung UHLIG, Günther: Zur Geschichte des Einküchen- a
stehe) hauses, in: Niethammer, Lutz (Hrsg.): Woh- Die Wirtschaftsgenossenschaft I—IV, in:
die Voraussetzung für die Emanzipation nen im Wande!. Wuppertal 1979, Gleichheit 1901, S. 97-99, 105—106
der Frau schafft, indem Zeit für die Über- Zu den sozialistischen Strategiedebatten: 113-114, 121—122 . n
nahme eines höherwertigen Berufes einge- NOVY, Klaus: Strategien der Sozialisierung, Der Entgegnung (von L. Braun) zur Antwort;
spart wird, und schließlich, für den bürger- Die Diskussion der Wirtschaftsreform in der in: ebda, 1901, S. 142-144
lichen Haushalt Weimarer Republik, Frankfurt/M... New . ) a
das Dienstbotenproblem löst (S. 26 f_.) York 1978
Ö
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