sich für je ein Haus verantwortlich fühl-
ten, meistens waren es Leute, die dasje-
nige Haus später auch benutzen wollten
und somit am besten wußten, welche
Eigenschaften es haben sollte, um geeig-
neten Raum für Aktivitäten zu schaffen
Traten Probleme auf, wurde so lange be-
ratschlagt, bis eine geeignete Lösung ge-
Funden wurde, Die Architekten auf dem
Platz gaben Tips und einfache Konstruk-
tionsvorschläge.
Mit der Zeit kristallisierten sich 4 ver-
schiedene Baustile heraus:
1.: Einige Gruppen bauten frei drauf los;
sie bestimmten die Bauform nach dem
vorhandenen Material, sie hauten aus Spaß
am Bauen und ließen ihrer Fantasie freien
Lauf. So entstand z.B. das „Micky Maus-
Haus”’, ein aus alten Fenstern und Rah-
men zusammengesetztes Gebilde, das mit
bemalten Plastikfolien überspannt war und
dessen Wände mit Sprüchen und Bildern
aus der Alternativszene verziert waren.
2.: Andere Gruppen bauten Häuser nach
einem vorgegebenen Konstruktions-
prinzip, wie z.B. den Bierpalast, der nach
Plänen eines Indianerhauses entstand,
oder die Gesundheitsschnecke, ein Haus,
dessen Grundriß einem durchtrennten
Schneckenhaus glich. In dieses Haus wur-
de man spiralförmig hineingeführt, die
Seitenwände dienten als Informations-
tafeln, der Innenraum war für Veranstal-
tungen vorgesehen. Das Gerüst und die
Dachkonstruktion bestanden aus dünnen
Baumstämmen, das Dach war mit Sack-
leinen und Plastikfolie überzogen (die
Plastikfolien waren oft Anstoß für Kritik,
aber es gab keine andere Möglichkeit, die
Häuser regendicht zu machen), die Sei-
tenwände waren bis zur halben Höhe aus
Paletten zusammengefügt. Der Bierpa-
last war ein achteckiges Haus mit einem
kuppelförmigen Lichtschacht in der Mitte
der Decke. Er war nach drei Seiten hin
offen. das Dach wurde durch mehrere in
Vorherige Seite und oben: ‚„‚Baumschule”
En
‚Gesundheitsschnecke”
der Mitte des Raumes befindliche Baum-
stämme getragen.
3.: Es wurden Häuser gebaut, die sich an
den Gegebenheiten des Platzes und des
vorhandenen Materials orientierten wie
z.B. das Strohhaus. Dies war ein ovaler
Bau aus aufeinandergeschichteten Stroh-
ballen mit einem zeltartigen Dach, über
das man Zweige legte, so daß ein Blätter
dach entstand. Ein anderes Beispiel hier-
für ist die „‚Baumschule’’, ein Bau in der
Form eines großen Hauszeltes. Es wurde
um einen Baum in der Mitte konstruiert
mit schrägen Seitenwänden, in die asy-
metrisch Fenster eingelassen waren; der
Raum war nach zwei Seiten hin offen.
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die Rückfront bestand aus einer mit Mör-
tel und Lehm zusammengefügten Fla-
schenwand.
4.: Es wurden zwei verschiedene Dome
gebaut; der eine kuppelförmig, aus
gleichschenkligen Dreiecken zusammen-
gesetzt mit einem kreisförmigen Grund-
riß; Dach und Seitenwände wurden ver-
schalt, der Resi blieb offen, um Licht
einzulassen. Der andere hatte einen
sternförmigen Eingang und war völlig
verkleidet, da er als Teehaus diente und
wetterfest sein sollte.
Gerade die letzte Bauform rief viel Kri-
tik hervor; man war eigentlich davon
ausgegangen, dem Recyclinggedanken
Rechnung zu tragen und sämtliche Häu-
ser aus Altmaterial zu bauen, um zu
demonstrieren, daß man auch mit den
Abfallprodukten unserer Gesellschaft
etwas Sinnvolles anfangen kann. Die
Dome aus neuem Material wurden trotz-
dem gebaut und gehörten dann auch zu
den meist benutzten Häusern, weil sie
durch ihre Kuppelform eine angenehme
Atmosphäre ausstrahlten und zudem
auch optischer Blickfang waren.
Außer den Häusern gab es noch ein
großes Zirkuszelt, in dem die Schweizer
Ausstellung „Umdenken - Umschwenken”’
untergebracht war, ein paar kleinere Zel-
te für Filmvorführungen sowie zwei Bau-
wagen, die als Büro und Elektrowagen
dienten, und zwei Lastwagenanhänger,
die zu einer Bühne für Musik und Thea-
tervorführungen umfunktioniert wur-
den. Als schließlich alles stand, bot sich
dem auf der angrenzenden Straße vor-
beifahrenden Autofahrer eine ungewöhn-
liche Kulisse; Windmühlen überragten das
Gelände, Regenbogenfahnen flatterten
über Zelten und Hängern, und kein Bau
glich dem anderen.
Am Eröffnungstag strömten ca. 8.000
Fahrradfahrer auf den Platz: Das Dorf
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