Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1979, Jg. 11, H. 43-47, [48])

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Form + Funktion / Interpretation 
Trotz einer Vierzimmerwohnung werden 
im Winter nur ein und im Sommer nur 
zwei Räume genutzt. Zwei Räume sind 
ungenutzt. 
In dem 0.9. Raum schläft sie mit ih- 
ren Kindern und tagsüber spielen dort 
die Kinder. Auch werden hier die Gäste 
bewirtet. 
Die Sitzordnung scheint wie bei der 
ersten Wohnung hirarchisch aufgebaut 
zu sein, so daß die Gäste wieder dem 
Schrank gegenüber sitzen, auf dem die 
wertvollen Dinge stehen. 
Sozio-ökonomische Situation der Familie 
Witwe mit 5 Kindern 
Migration: 1973 aus einem anatoli- 
schen Dorf. Mit 
ihrem Ehemann 
und drei Kleinkin- 
dern kam sie nach 
Westberlin. 
Seit Anfang des Jahres ist sie als Putz- 
frau mit einem Bruttostundenlohn von 
7,50 DM angestellt, nachdem sie fünf 
Monate arbeitslos war und pro Woche 
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120,— DM Arbeitslosenurterstützung 
bekam. 
Von den drei in der Türkei geborenen 
Kindern sind zwei Mädchen im Alter von 
6 + 7 Jahren und ein Junge von 5 Jahren 
Das ältere Mädchen geht in die erste 
Grundschulklasse, das andere in die Vor- 
schule. 
Die beiden anderen Kinder (1 Mäd- 
chen von 4 und 1 Junge von 2 Jahren) 
sind hier in Berlin geboren. 
Nachdem ihr Mann eines gewaltsamen 
Todes gestorben ist, erscheint ihr die 
Rückkehr in die Türkei versperrt, weil 
sie nicht glaubt, einen Arbeitsplatz in der 
Heimat zu finden, um so die Existenz 
für sich und die fünf Kinder zu sichern. 
Darüber hinaus findet sie auch keine Auf- 
nahme bei Verwandten. Die Möglichkeit 
der Wiederverheiratung schätzt sie mit 
fünf Kindern ebenfalls als sehr gering ein. 
Schlußfolgerung bezüglich der Räumlich- 
keiten 
Auf einen Raum würde die Familie durch- 
aus verzichten 
Wichtig erscheint der Frau: 
® ein Gästezimmer 
® ein Schlafzimmer 
® ein großer zentraler Raum für die 
ganze Familie 
W 4 
Form + Funktion / Interpretation 
Im Wohnzimmer, das als einziger Raum ge- 
heizt wird, trifft sich die ganze Familie. 
Unter anderem wird dieser Raum zum 
Essen, Gäste empfangen, Trocknen der 
Wäsche und Schlafen der beiden Kleinkin- 
der genutzt. 
Die Sofas, auf denen die Gäste platz- 
nehmen, sind so angeordnet, daß die Blik 
ke auf die für sie anscheinend wichtigen 
und wertvollen Dinge auf dem Schrank 
oder Regal, wie z.B. Plastikblumen, Fo- 
tos, Schreibmaschine etc., oder auf die 
recht hoch gehängten Bilder an der Wand 
gerichtet werden. 
mals noch 100 Einwohner, heute nur 
noch 50 Einwohner zählenden Dorf nach 
Westberlin. Zuerst der Vater 1968, zu- 
letzt der drittälteste Sohn 1976, der sich 
ım das Land und um das Vieh in der Hei: 
Die Eltern und die beiden Söhne schla- 
fen jeweils zu zweit in einem Raum, wo- 
bei den Söhnen noch zusätzlich ein Bett 
für Gäste aufgestellt ist. Die Mädchen 
schlafen in einem über dem WC und Ab- 
stellraum von ihnen selbst ausgebauten, 
über eine Treppe erreichbaren, sehr 
kleinen Raum. Da der relativ kleine 
Schuhschrank im Flur nicht ausreicht, 
stehen die Schuhe aufgereiht an der 
Wand. 
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ET 
Sozio-ökonomische Situation der Familie 
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Die Familie setzt sich aus einem Ehepaar 
mit 10 Kindern im Alter von 2-29 Jah- 
ren zusammen, wobei 4 Kinder nicht in 
dieser Wohnung wohnen. 
Sie miarierten nacheinander aus einem da- 
| kochen 
schlofer. 
=ohnen | 
S- 
mat sorgte. 
Die Eltern, zwei jüngere Söhne, ca. 22 
und 19 Jahre, zwei Töchter, 14 und 16 
Jahre und je ein 2- und 3jähriges Kind, 
beide in Berlin geboren, leben in dieser 
Wohnung. Die älteste verheiratete Toch- 
ter bewohnt mit ihrer Familie und die 
nächst jüngere Schwester die Wohnung 
über ihnen. Desweiteren wohnen ein Sohn. 
ca. 26 Jahre alt, mit seiner Familie und 
viele Verwandte und Bekannte aus dem 
Heimatdorf in der gleichen Straße oder 
in der näheren Umgebung. 
Der Vater und die 19 und 22 Jahre al- 
ten Söhne arbeiten in einer Fabrik, und 
sie sind von 6 Uhr bis 17 Uhr unterwegs. 
Die 16jährige Tochter besucht einmal in 
der Woche eine Hauswirtschaftsschule, 
und die 14jährige Tochter die Haupt- 
schule. Die Mutter sorgt sich um den 
Haushalt und um die Kinder. 
Schlußfolgerung bezüglich der Räum- 
'ichkeiten 
Ein Zimmer für die Mädchen, mit einer 
kleinen Standardverbesserung fordert 
diese Familie. 
Wichtig erscheint ihnen: 
® ein großer, gemeinschaftlicher Raum 
für die ganze Familie 
® ein Bad 
® geschliechterspezifische Räume für 
die Kinder ab der Pubertät 
ein etwas besser gelegenes Schlafzim- 
mer für die Mädchen 
A7
	        

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