W3
Form + Funktion / Interpretation
Trotz einer Vierzimmerwohnung werden
im Winter nur ein und im Sommer nur
zwei Räume genutzt. Zwei Räume sind
ungenutzt.
In dem 0.9. Raum schläft sie mit ih-
ren Kindern und tagsüber spielen dort
die Kinder. Auch werden hier die Gäste
bewirtet.
Die Sitzordnung scheint wie bei der
ersten Wohnung hirarchisch aufgebaut
zu sein, so daß die Gäste wieder dem
Schrank gegenüber sitzen, auf dem die
wertvollen Dinge stehen.
Sozio-ökonomische Situation der Familie
Witwe mit 5 Kindern
Migration: 1973 aus einem anatoli-
schen Dorf. Mit
ihrem Ehemann
und drei Kleinkin-
dern kam sie nach
Westberlin.
Seit Anfang des Jahres ist sie als Putz-
frau mit einem Bruttostundenlohn von
7,50 DM angestellt, nachdem sie fünf
Monate arbeitslos war und pro Woche
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+
120,— DM Arbeitslosenurterstützung
bekam.
Von den drei in der Türkei geborenen
Kindern sind zwei Mädchen im Alter von
6 + 7 Jahren und ein Junge von 5 Jahren
Das ältere Mädchen geht in die erste
Grundschulklasse, das andere in die Vor-
schule.
Die beiden anderen Kinder (1 Mäd-
chen von 4 und 1 Junge von 2 Jahren)
sind hier in Berlin geboren.
Nachdem ihr Mann eines gewaltsamen
Todes gestorben ist, erscheint ihr die
Rückkehr in die Türkei versperrt, weil
sie nicht glaubt, einen Arbeitsplatz in der
Heimat zu finden, um so die Existenz
für sich und die fünf Kinder zu sichern.
Darüber hinaus findet sie auch keine Auf-
nahme bei Verwandten. Die Möglichkeit
der Wiederverheiratung schätzt sie mit
fünf Kindern ebenfalls als sehr gering ein.
Schlußfolgerung bezüglich der Räumlich-
keiten
Auf einen Raum würde die Familie durch-
aus verzichten
Wichtig erscheint der Frau:
® ein Gästezimmer
® ein Schlafzimmer
® ein großer zentraler Raum für die
ganze Familie
W 4
Form + Funktion / Interpretation
Im Wohnzimmer, das als einziger Raum ge-
heizt wird, trifft sich die ganze Familie.
Unter anderem wird dieser Raum zum
Essen, Gäste empfangen, Trocknen der
Wäsche und Schlafen der beiden Kleinkin-
der genutzt.
Die Sofas, auf denen die Gäste platz-
nehmen, sind so angeordnet, daß die Blik
ke auf die für sie anscheinend wichtigen
und wertvollen Dinge auf dem Schrank
oder Regal, wie z.B. Plastikblumen, Fo-
tos, Schreibmaschine etc., oder auf die
recht hoch gehängten Bilder an der Wand
gerichtet werden.
mals noch 100 Einwohner, heute nur
noch 50 Einwohner zählenden Dorf nach
Westberlin. Zuerst der Vater 1968, zu-
letzt der drittälteste Sohn 1976, der sich
ım das Land und um das Vieh in der Hei:
Die Eltern und die beiden Söhne schla-
fen jeweils zu zweit in einem Raum, wo-
bei den Söhnen noch zusätzlich ein Bett
für Gäste aufgestellt ist. Die Mädchen
schlafen in einem über dem WC und Ab-
stellraum von ihnen selbst ausgebauten,
über eine Treppe erreichbaren, sehr
kleinen Raum. Da der relativ kleine
Schuhschrank im Flur nicht ausreicht,
stehen die Schuhe aufgereiht an der
Wand.
=
ET
Sozio-ökonomische Situation der Familie
HA
Die Familie setzt sich aus einem Ehepaar
mit 10 Kindern im Alter von 2-29 Jah-
ren zusammen, wobei 4 Kinder nicht in
dieser Wohnung wohnen.
Sie miarierten nacheinander aus einem da-
| kochen
schlofer.
=ohnen |
S-
mat sorgte.
Die Eltern, zwei jüngere Söhne, ca. 22
und 19 Jahre, zwei Töchter, 14 und 16
Jahre und je ein 2- und 3jähriges Kind,
beide in Berlin geboren, leben in dieser
Wohnung. Die älteste verheiratete Toch-
ter bewohnt mit ihrer Familie und die
nächst jüngere Schwester die Wohnung
über ihnen. Desweiteren wohnen ein Sohn.
ca. 26 Jahre alt, mit seiner Familie und
viele Verwandte und Bekannte aus dem
Heimatdorf in der gleichen Straße oder
in der näheren Umgebung.
Der Vater und die 19 und 22 Jahre al-
ten Söhne arbeiten in einer Fabrik, und
sie sind von 6 Uhr bis 17 Uhr unterwegs.
Die 16jährige Tochter besucht einmal in
der Woche eine Hauswirtschaftsschule,
und die 14jährige Tochter die Haupt-
schule. Die Mutter sorgt sich um den
Haushalt und um die Kinder.
Schlußfolgerung bezüglich der Räum-
'ichkeiten
Ein Zimmer für die Mädchen, mit einer
kleinen Standardverbesserung fordert
diese Familie.
Wichtig erscheint ihnen:
® ein großer, gemeinschaftlicher Raum
für die ganze Familie
® ein Bad
® geschliechterspezifische Räume für
die Kinder ab der Pubertät
ein etwas besser gelegenes Schlafzim-
mer für die Mädchen
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