Dossier
Ganz + Rolfes und Jacoby, Martin, Pächter
Zur Praxis der Verkehrsberuhigung
Beispiel Berlin-Kreuzberg SO 36.
I7E
LIN-MITTE
„4
Sr
CITY-WEST N
1. KURZCHARAKTERISTIK DES
QUARTIERS SO 36
Ursprünglich in unmittelbarer Nähe der
alten Stadtmitte, liegt SO 36 heute im
östlichen Winkel der Sektorengrenze in
Randlage der West—Berliner Innenstadt.
Durch den historischen Zug der Skalit-
zer Straße ist allerdings die Verbindung
zum heutigen Zentrum im Westen städ-
baulich vorhanden. Topoarafische, hi-
storische und funktionale Elemente be-
wirken eine sehr eindeutige Abgrenzung
des Gebietes nach allen Seiten.
Die Stadtgestalt wird geprägt durch
® die topografische Lage: an drei Sei-
ten von Wasserläufen umschlossen,
die als überörtliche stadträumliche
Verknüpfungslinien anzusehen
sind;
das lineare Erschließungssystem des
orthogonalen Straßenrasters, das
durch die historischen Diagonale mit
überörtlichen Funktionen geschnit-
ten wird (Platzfolge);
das räumliche Prinzip der weitge-
hend erhaltenen Blockbebauung;
die zentrale Freifläche des Görlitzer
Bahnhofsgeländes.
Das Gesamtquartier ist mit 32.000
Einwohnern (100 ha) relativ groß. Mit
einem Arbeiteranteil von 70 % an den
Erwerbstätigen (Berlin 54 %) ist SO 36
Einwohner (1976)
Bevölkerungsentwickl. in %
EW 1970/1961
Deutsche 1970/1961
EW 1976/1970
Deutsche 1976/1970
Ausländer 1976/1970
Deutsche 1976/1961
Teilgeb. Teilgeb.
Nord Süd SO 36
13.806 17.893 31.699
„21
„27
„5
-26
+ 209
4"
Nationalität (1976)
Deutsche 8.911 13.678 22.589
Ausländer 4.903 4.244 9.147
Ausländer in % d. EW 35 24 29
Altersstruktur (1976)
Kinder 6 Jahren 1.194 1.275 2.469
Kinder in % d. EW 8,6 7,1 7,8
davon Ausländer in % 69 59
Jugendl. 6 16J, 1.618 1,870 3.488
Jugendl, in % d. EW 11,7 10,5 11,0
davon Ausländer in % 50 36
Kinder 59. in%
Kinder 6 - 10 J. in %
Jugendl. 11 - 15 J. in
Erwachsene 16 - 65 J.
Alte 65J. in %
Haushalte (1970)
1-Pers. HH in %
davon weibl. HH in %
1- u. 2 Pers. HH in %
Wohnungsspiegel (1968)
WE
davon 1-Zi-WE in %
davon 2-Zi-WE in %
davon > 2-Zi-WE in %
18.850
55
33
12
ein ausgesprochenes Arbeiterquartier.
Stichworte zur sozialen Lage:
In den letzten 15 Jahren hat sich die
Zahl der deutschen Bevölkerung um
die Hälfte verringert. Heute 1/3 der Be-
wohner Ausländer, in einigen Blöcken
mehr als die Hälfte, Sehr hoher Kinder-
anteil, davon 2/3 Ausländer. Jeder 4.
deutsche Einwohner über 65 Jahre alt.
Nur jeder 5. Haushalt besteht aus mehr
als 2 Personen. Nur 12 % der Wohnun-
gen haben mehr als 2 Zimmer. Tendenz:
Deutsche Familien ziehen weg, zurück
bleiben ökonomisch schwache Allein-
Teilgeb. Teilgeb. SO 36
Nord Süd
Fläche (ha) 34,71 49,67 103,50
Einwohner (1976) 13.806 17.893 31.699
Beschäftigte (1970) 3.456 6.886 10.438
davon im produz. GE
in % 64 71 69
Dichte:
Arbeitsstätten (1970) 482 764
EW/ha 392 360
BE/ha 94 139
EW + BE/ha 469 499
GFZ (1970) 2,1 2,0
BGF in m? (1970) 716.210 996.400
BGF Wohnen 524.230 705.940
BGF Gewerbe 154.080 267.560
BGF Gemeinbed. 37.900 22.900
1.260
stehende und neu hinzu kommen aus-
ländische Familien.
Stichworte zur Nutzungsstruktur:
Enge Überlagerung von Wohnen, Ge-
werbe und Infrastruktur, organisiert
im gemischten Biock, GFZ im Mittel
2,0, Einzelblöcke bis 3,3. Verhältnis
Beschäftigte: Einwohner = 1:3, mehr
als 2/3 der Beschäftigten im produzie-
renden Gewerbe (LKW-— Verkehr).
2. DIE KONZEPTION DES „GESTUF-
TEN ÖFFENTLICHEN RAUMES”
Aus dem strukturellen Zusammenhang
des Quartiers ergeben sich folgende Stra-
ßBen— und Raumkategorien, auf die das
Erschließunaskonzept eingehen muß
und für die später identische Maßnah-
megruppen entwickelt werden:
1. Von übergeordneter Bedeutung für
die Nutzung und Erschließung des Un-
tersuchungsgebietes sind die 2 histori-
schen Diagonalen. Zusammen mit den
topoaraphischen Dominanten Spree und
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