Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1979, Jg. 11, H. 43-47, [48])

Landwehrkanal bilden sie eine sinnvolle 
Abgrenzung des Gesamtquartiers. Der 
wichtigste Verbindungspunkt zu den 
Nachbarbereichen ist das Gelenk des 
Lausitzer Platzes. Durch die heutige 
Barriere des Görlitzer Bahnhofs zer- 
fällt das Quartier in zwei unabhängige 
Teilbereiche, die durch die Umnutzung 
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der räumlichen Mitte als öffentlicher 
Park zu einem echten Gesamtquartier 
mit zentralem öffentlichen Raum (funk- 
tionale Mitte) entwickelt werden könn- 
ten. 
2. Teilbereichsbestimmend sind die pa- 
rallelen Ost—-West—Straßen, die das 
Quartier auf die Diagonale hin orientie- 
ren. Zu unterscheiden sind die Haupt- 
versorgungsachsen in der Mitte der 
Teilbereiche, sowie die parallelen 
Haupterschließungsstraßen in Randla- 
ge. 
3. Von rein örtlicher Bedeutung sind 
die Nord—Süd-—Straßen, die lediglich 
die Vernetzung der bereichsbestimmen- 
den Erschließungs— und Versorgungs- 
achsen übernehmen. Eine Sonderkate- 
gorie bilden die Brückenstraßen, die 
die Verbindung zu den südlichen Nach- 
barquartieren gewährleisten. 
Die Differenzierung des Rasters in 
Kreuzberg SO 36 zeigt die Priorität der 
Ost—West—Straßen, deren mittlere je- 
weils die örtliche Hauptversorgungsachse 
bildet, und den eingehängten Charakter 
der Wohnstraßen. Da die übergeordnete 
Diagonale in Randlage des Gebietes im 
wesentlichen nur Erschließungsfunktion 
hat, gibt es in diesem Fall keine Vernet- 
zung mit überörtlichen Funktionen (nur 
2 Hierarchien). 
Die klaren städtebaulichen Vorausset- 
zungen spiegeln sich in der Identität des 
Erschließungskonzeptes mit den Konzep- 
ten zur Nutzung und Freiraum sowie 
zur städtebaulichen Gestalt. Der bestim- 
mende Grundsatz für das Erschließungs- 
konzept ist die unterschiedliche Bedeu- 
tung der quartiersbestimmenden Ost— 
West—Straßen und den rein örtlichen 
Nord—Süd—Straßen. 
Dieses Spannungsverhältnis drückt 
sich auch aus in der Bedeutung und Ge- 
stalt der Raumkanten. Entsprechend 
ihrer linearen, kontinuierlichen Ausrich- 
tung und funktionalen Bedeutung ist 
die Geschlossenheit (Vervollständigung) 
und Gestaltung (Instandsetzung) der 
„harten‘“ Ost—-West—Kanten und der 
historischen Diagonalen mit ihrer Platz- 
folge besonders wichtig. Dagegen sind 
die ‚weichen‘ Kanten der Nord—-Süd— 
Straßen von untergeordneter Bedeutung 
und nicht so empfindlich für Unterbre- 
chungen. Es kann durchaus sinnvoll 
sein, vorhandene Baulücken als Erweite- 
rung der Wohnstraße aufzufassen und 
platzartig zu gestalten (keine abgegrenz- 
ten Funktionsflächen). 
Das Konzept zur Straßenraumgestal- 
tung wird ergänzt durch das generelle 
Freiflächenkonzept. Es gilt, die vorhan- 
denen Flächen öffentlicher Park und 
halböffentlicher Wohnhof in einem op- 
timalen räumlichen Verbund zu vernet- 
zen, der durch seine Qualität und Viel- 
falt die fehlende Quantität teilweise 
kompensieren kann. 
Zentrale Bedeutung über das Quar- 
tier hinaus haben Park und Uferstrei- 
fen, die über die umgestalteten Wohn- 
straßen flächig mit dem Gebiet verbun- 
den sind. Maßnahmen zur Verbesserung 
betreffen in erster Linie die Umgestal- 
tung des zentralen Bahnhofsgeländes in 
einen zusammenhängenden Grünraum, 
in zweiter Linie die Aufwertung der 
Plätze und Kanalbereiche. 
Die Verbesserungsmaßnahmen für 
die Blockinnenräume erstrecken sich 
auf die Wohnhöfe und die Kernberei- 
che der Blöcke sowie auf deren Vernet- 
zung mit dem Straßenraum. Die Höfe 
sollten soweit wie möglich zusammen- 
gelegt, entrümpelt und begrünt werden 
{ruhiger grüner Ziercharakter, kein Kin- 
derspiel). Die Transparenz der EG—Zone 
sollte durch Aufwertung der Durchfahr- 
ten verbessert werden. Die Kernbereiche 
des Blocks sollten durch behutsame Neu- 
ordnungsmaßnahmen (Umnutzung, Ar- 
rondierung) in dem Verbund von Gewer- 
be und Infrastruktur—- Einrichtungen ei- 
ne klare Zonierung erhalten, die sich im 
Prinzip auf den Blockinnenraum be- 
schränkt. Die Freiflächen der öffentli- 
chen Einrichtungen sollten ‚„,veröffent- 
licht‘ und normalerweise von den Ost— 
West—Straßen erschlossen werden, aber 
auch über platzartig gestaltete Baulük- 
ken direkt von den Wohnstraßen 
(Nord—-Süd—Richtung) erreichbar sein. 
Eine klare Zonierung, die die einzelnen 
Nutzungen weitgehend vor gegenseiti- 
gen Immissionen schützt (Abpflanzun- 
gen), könnte auch langfristig den Erhalt 
der ‚„‚Kreuzberger Mischung’ (Wohnen— 
Gewerbe) sichern, zumindest von den 
räumlichen Voraussetzungen her. 
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