Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1979, Jg. 11, H. 43-47, [48])

Fachwerk-Arkaden zu setzen, Ihr Dach 
kann gleichzeitig als Freiraum für das 
erste Obergeschoß nutzbar gemacht 
werden — als großer Dachgarten. 
GANG 
(1.18) 
Der Gang ist — ähnlich wie die Arkade — 
ein wettergeschützter Weg. Auch hier 
mußte der Hauseigentümer der Öffent- 
lichkeit einen Weg durch sein Haus hin- 
durch zugestehen. Oder: er selbst er- 
schloß seinen Hof durch einen Gang. 
Er hat Überraschungsmomente: sie 
reizen die Fantasie — oft bis zu Angst- 
Vorstellungen. Solche Gänge, in denen 
sich das historische Bürgertum maist 
sehr unsicher fühlte, die Bewohner je- 
doch nur selten, wurden in bürgerlicher 
Vorstellung gern als abrißwürdig gestem- 
pelt. 
Beispiele: Lübeck, Schleswig, Amsterdam, 
Kettwiger Straße in Mülheim-Ruhr. 
2. Halböffentlicher Bereich 
® Er dämpft das Sonnenlicht 
® Oder spendet Schatten. 
Wasserleitungen sind — als Material — nicht @ Kinder können auf Bäume hinaufklet- 
teuer. Man kann sie leicht selbst verlegen tern. 
{frostfrei!). ®e Der Baum ist ein Akzent, 
Eine Wasserstelle im Garten ist in vieler @ häufig sogar ein Merkzeichen, 
Weise nützlich, verleitet allerdings auch ® gelegentlich auch ein Symbol (Dorflinde) 
zur Verschwendung. e Bäume begrenzen 
Die Wasserstelle kann man gestalten: ® oder gliedern bzw. unterteilen Straßen 
als Brunnen. Brunnen sind seit jeher oft {z.B. Boulevards) und Plätze oder Gär- 
Plastiken gewesen. Sie verstärkten dadurch ten. 
unterbewußte Assoziationen, die im Zu- ® Der Baum verändert sich mit den Jahres- 
sammenhang mit dem Genuß von Wasser zeiten 
entstanden: Fühlen, Sehen und Hören des ® und wird ebenso alt oder älter als die 
Wassers — im Hinblick auf seine reale und Menschen 
vor allem mögliche bzw. vorstellbare phan- @ d.h. er macht ihre Zeitlichkeit und Ge- 
tastische Benutzung. schichte sichtbar. 
Viele Städte machen von Zeit zu Zeit Baum 
pflanz-Aktionen. Dazu verteilen sie kosten- 
los Bäume. Pflanzen muß man sie selbst 
— auf privatem Gelände. Mit einem Anruf 
beim Gartenamt erfährt man den Termin. 
Wo die Stadt auf ihrem eigenen Terrain 
keine Bäume pflanzt, sollten Bürgerinitia- 
tiven sie dazu auffordern und notfalls selbst 
pflanzen. 
Sträucher sind mehrjährige Gewächse, die 
nicht allzu hoch werden. 
Es gibt 
® Ziersträucher 
® und Beerensträucher. 
® Viele Sträucherarten eignen sich zur 
Heckenbildung (siehe: Hecke. Zaun, 
Mauer) 
® und damit zum Schutz vor Lärm, 
® Schmutz e Eine Hecke ist eine lebende Mauer. 
8 und Wind. ® Sie wächst und verändert sich mit 
® Kinder können sich unter Sträuchern den Jahreszeiten. 
‚„‚Nester’’ oder ‚Hütten‘ bauen. ® Das bedeutet: sie benötigt Pflege. 
® Sträucher gliedern, unterteilen, markie- Das heißt: Man muß Sorge in sie in- 
ren und akzentuieren. vestieren — in Form von Arbeit wie 
Schneiden, Düngen, Laub abfahren. 
Die Hecke schützt vor Wind, Regen 
und Schmutz. 
Wenn sie hoch ist, schützt sie vor 
Einblick. 
'st sie niedrig, unterteilt sie den Raum 
in kleine Räume. Sind die kleinen 
Räume unterschiedlich, dann hebt die 
Hecke ihre Unterschiedlichkeit beson- 
ders hervor. 
Im übrigen gilt für die Hecke ähnliches 
wie für den Zaun. 
9 Der Baum ist ein Luftfilter (Staubfän- @ 
ger, Umwandlung). 
9 Er liefert Sauerstoff. ® 
Bestimmte Bäume tragen Obst. 
Der Baum liefert Brennmaterial. 
Bastelmaterial 
und im Herbst Blätter für den Kom- 
post. 
Der Baum vermindert Lärm (Schall- 
brechung). 
ZÄUNE 
bs 
Zn 
5) 
Zäune haben unterschiedliche Funktio- 
nen — je nach Lage, Höhe und Ausse- 
hen. 
ea Hohe Zäune schließen einen Raum 
ab und ein. Sie isolieren. („‚Vorsicht, 
bissiger Hund!”’) 
Sie bestimmen, d.h. sie definieren den 
einen Raum als „‚innen’’ und den an- 
deren als „‚außen’’. Man kann hinein- 
sehen, unter bestimmten Umständen 
auch hineingehen — oder heraussehen 
bzw. herausgehen. 
Sie umschließen und vermitteln damit 
Geborgenheit. 
Niedrige Zäune markieren räumliche 
Bereiche, d.h. sie setzen optische 
Grenzen. 
Ob Zäune eher Abgrenzung oder Markie- 
rung sind, hängt sowohl von der Wahl des 
Materials (Holz, Gußeisen, Metallgitter, 
Draht, Stacheldraht, Elektro-Zaun) als 
auch von ihrer Höhe ab. 
Schmuckformen verschleiern häufig 
die primäre Funktion, das Ausschließen 
— mit einer „höflich-freundlichen’” Aus- 
drucksform. 
Als Grenze zwischen zwei Gärten sind 
Zäune oft Stellen, an denen mit Vorliebe 
zwanglose „‚Gespräche über den Zaun’ 
stattfinden, bei denen jeder Nachbar auf 
seinem Territorium steht und daraus Si- 
cherheit gewinnt. 
GITTER 
(2.6) 
Das Gitter ist ein Sonderfall des Zaunes. 
Im Gegensatz zur Mauer und zur dichten 
Hecke und ähnlich wie der Zaun ist das 
Gitter eine durchsichtige Abtrennung 
von zwei räumlichen Bereichen von un- 
terschiedlicher sozialer Verfügung. Diese 
Durchsichtigkeit ist — im Gegensatz zum 
Zaun — ausdrücklich gestaltet. 
Häufig ist das Gitter eine Zierform 
— ein einfaches Muster oder — weiter ent- 
wickelt — ein Ornament. Diese Formen 
bieten — für das Unterbewußtsein — ein 
inhaltsarmes, wenig bestimmtes Spiel 
an Reizen, die lustvoll erlebt werden. 
Dieses lustvolle Reizangebot überla- 
gert und verdeckt oft den eigentlichen 
Zweck des Gitters: die Distanzierung 
eines Bereiches von den Benutzern. 
In manchen Fällen wird die Distan- 
zierung durch die Gestaltung ausdrück- 
lich zur Abwehr-Gebärde ausformuliert, 
gelegentlich sogar zur machtbesetzten 
Abschreckaeste. 
MAUERN 
(2.7) 
Mauern können unterschiedliche Funk- 
tionen haben: 
® sie schützen, 
® sie grenzen ab, 
2 sie umschließen, 
sie teilen ein bzw. unterteilen , 
sie leiten („‚immer an der Wand lang”). 
Man kann sich an sie anlehnen (körper- 
lich und psychologisch), 
etwas an ihnen abstellen (ein Fahrrad), 
auf ihnen balancieren (u.a. Balancier- 
Strecke), 
AG
	        
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