Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1979, Jg. 11, H. 43-47, [48])

wendig. Weder einzelne, noch eine 
Bürgerinitiative können es realisieren. 
Hier ist die Stadtverwaltung oder eine 
Institution herauszufordern. 
Vieles wird nicht realisiert, weil man 
Machbares der ersten und zweiten Stufe 
nicht se/ber tut. Hier muß ein Bewußtseins 
prozeß ansetzen, der die eigenen Motivatio- 
nen, Fähigkeiten und Finanzmittel mobili- 
siert. 
Die Aktivität der dritten Stufe geht nach 
außen: gemeinsam zwingen wir Behörden 
und Institutionen, infrastrukturelle Verbes- 
serungen vorzunehmen. 
Es gibt natürlich auch Mischformen der 
Machbarkeitsstufen. 
Ohne den Staat aus seiner Verant- 
wortung zu entlassen, heißt unser 
Prinzip: 
Ohne Millionen — für Millionen! 
Denkmäler fürs Viertel 
VERFÜGUNGSBEDINGUNGEN 
Welche Lebensqualitäten bzw. Wohnwerte 
Menschen erhalten, hängt ab 
® von ihrem Lohn, d.h. von dem, was sie 
sich leisten können (durch Miete oder 
Kauf), 
® von den historischen Umständen, die 
von Wohnquartier zu Wohnquartier 
unter gleichen sozialen Bedingungen 
unterschiedlich sein können. (Z.B. sind 
Arbeitersiedlungen unter bestimmten 
Umständen entstanden und bieten 
heute höherwertiges Wohnen für Ar- 
beiter als die meisten anderen Arbeiter- 
viertel.) 
Die Lebensqualitäten hängen weiterhin 
von der Verfügungsform ab: ein Eigen- 
tümer kann in seiner Wohnung mehr 
verändern als ein Mieter. Aber auch 
innerhalb der Mietverhältnisse gibt es 
Unterschiede: unter bestimmten Um- 
ständen haben Mieter eigentümerähn- 
liche Verfügungsrechte (z.B. in vielen 
Arbeitersiedlungen). 
Die Verfügungsrechte kann man erwei- 
tern, wenn man sich organisiert und 
dadurch Macht gewinnt: durch Bürger- 
initiative, Mieterrat, Interessengemein- 
schaft oder ähnliches. 
tum keineswegs zur Isolation führt. Auch 
für die Bundesrepublik lassen sich solche 
Entwicklungen erhoffen. Zunehmend ler- 
nen Mittelschichtenangehörige, daß Besitz- 
und Statusfetische Illusionen darstellen, 
mit denen man sich selbst täuscht und 
die die anderen immer weniger täuschen. 
Und zunehmend lernen sie auch, daß 
Kleineigentum etwas anderes ist als Pro- 
duktivkapital großen Umfangs. 
SELBSTVERWALTUNG 
Die Bewohner einer Straße, eines Blocks 
oder einer Siedlung tun gut, sich zusam- 
menzusetzen und zu organisieren: sie kön- 
nen dann die individuellen Lebensqualitä- 
ten ihres Außenbereiches so anlegen, daß 
sie zusätzliche soziale Lebensqualitäten 
erhalten: sie können das nachbarschaftli- 
che Umfeld gemeinsam verbessern. 
Beispiel für Selbstverwaltung in Wohn- 
bereichen sind Arbeitersiedlungen wie 
Eisenheim in Oberhausen und die Sied- 
lung am Kanal in Lünen sowie eine Häu- 
sergruppe am Pfannmüllerweg in Darm- 
stadt-Kranichstein und an der Otto-Bur- 
meister-Allee in Recklinghausen. 
Die Bewohner können sich eine recht- 
liche Bindung auferlegen, indem sie sich 
eine Gestaltungssatzung geben, die das 
Stadtparlament absegnet. 
ANEIGNUNG 
Aneignung ist nicht nur die Übernahme 
eines Bereiches ins Eigentum, sondern 
jegliche Form, in der Grenzen der Ver- 
fügung durch aktives Handeln verschoben 
werden — zum Beispiel die ständige 
Benutzung eines Platzes oder eines priva- 
ten Territoriums. Kinder sind oft Welt- 
meister im Aneignen. Je stärker Mieter 
gemeinsam ihre Verfügung entwickeln, 
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EIGENTUM 
Eigentum begründet die Verfügungsgewalt 
über die Entwicklung individueller Le- 
bensqualitäten. Dabei bleibt es häufig; 
es werden keine sozialen Lebenszg,ualitäten 
entwickelt. Denn: häufig isolieren sich 
Eigentümer von ihren Nachbarn, 
® indem sie sich durch Zäune, hohe 
Hecken und Mauern abschirmen 
® und indem sie sich durch Besitzdemon- 
strationen nach oben (von unten) ab- 
zuheben versuchen. 
Soziale Lebensqualitäten kann man nur 
entwickeln, wenn man 
® seine Nachbarn akzeptiert, 
® sich ihnen zuwendet 
® und mit ihnen gemeinsam die Wohn- 
umwelt gestaltet. 
Es gibt viele Länder, in denen das Eigen- 
Öffentliche Informationsflächen 
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