Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1983, Jg. 15, H. 67, 68, [69/70], 71, 72)

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;emeinsam eine Klasse bilde, wird sich zeigen, 
laß der Aquator so wenig wie der Pol für 
'nterkontinentalraketen eine Rundung ergibt. 
Vielmehr begegnet meine Rakete der anderen, 
o daß ich sie praktisch auf mich geschossen 
ıabe. Ich könnte es so sehen, daß sie eine halbe 
Aunde fliegt und anschließend zu mir zurück- 
:ehrt. Das gleiche gilt für die drüben. 
Vreffsicher waren die Raketen aber vermut- 
ich nicht.! 
In dieser Hinsicht fühlte Suslow Gewißheit, 
Jaß die dreiäugige Wache, für die er sich nach 
wie vor bemühte, weil ihm das vertraut war, 
las Durcheinander des Ernstfalls nicht ab- 
mildern konnte. Die drei Augen konnten aber 
nicht sehen, was Suslow sich dachte. Es wäre 
zumindest dem Ausbilder nicht recht gewesen 
und hätte das Einauge oben mit falscher 
Hoffnung erfüllt, daß nämlich Suslow sein 
‚echnisches Tun im Vertrauen auf die wache 
Einsicht ausrichte. Folge leistet er im Ernst 
nur dem Vertrauten („dem gestirnten Wecker 
über mir und den rasselnden Augen in mir“), 
während die Einsichten den Gebeten der 
Großmutter entsprechen. Sie werden nicht 
erhört. sie bilden keine Aussicht. 
Anmerkungen 
Der Telemetrist Suslow erörtert hier die Tatsache, daß 
der Erdmagnetismus an den verschiedenen Punkten 
der Arktisstrecke oder bei jedem anderen Erdumflug 
verschiedene Beiträge zur Himmelsmechanik und den 
Flugträgheiten der Rakete hinzufügt. Die Rakete 
durchpflügt insofern nicht einfach Himmelsraum, 
sondern findet magnetische Hügel und Täler vor. Die 
Flugzeiten, welche zugleich Entfernungen repräsen- 
tieren, sind durch Klettern und Fallen verwirrt. Nur 
Suslows drittes Auge, der geostationäre, also über 
gleichem Ort in die Nähe des Silos herabstürzende 
Satellit, besitzt Echtzeit für bis zu drei Minuten nach 
Erdzeit. Die drei Minuten sind erforderlich, um einen 
Schuß an ihn heranzuführen. 
Der Ausdruck für letzteres war vom Feind über- 
nommen: CEP (circular error probable) = 150 bis 15 
Meter; auch „hinreichend“ genannt. Da jedoch im 
Ernstfall die ganze Maschinerie ausfallen mußte, sah 
Suslows wirkliches Auge schon die Zu- und Ableitungs- 
röhren aus biegsamem Gummi und Nylon ineinander- 
gewurstelt, den noch auszutünchenden gelben Stahl- 
tunnel, der zu den Ausgängen des Kaninchenloches 
führt, verbogen. Suslow rechnet mit viel Zufall. 
Panzerhindernisse des Westwalls von 
1939/40. Diese Verteidigungsreihen von 
Betonklötzen hindern über Kilometer hin 
feindliche Panzer an der Durchfahrt. 
1939/40 blieben sie unerprobt. 1944 werden 
sie von den amerikanischen Panzern 
umfahren. Sie haben einen Besichtigungs- 
wert, keinen kriegerischen. 
Die Klötze sind durch Betonrippen mit- 
einander verbunden und schwer zu 
sprengen. Sie können massenweise durch 
die Landschaft gezogen werden, soweit 
Material und Arbeitskräfte zum Einsatz 
gebracht werden. Sozusagen als 
negative Autobahnen. 
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Zum Stichwort: „Industrialisierter Krieg”. 
Etwa seit der Französischen Revolution 
entstehen Projekte (man wird sehen, daß 
sie immer nur mit einem Unfall enden, die 
Projekte realisieren sich nicht), dem Krieg 
zu einem qualitativen Sprung zu verhelfen: 
bis dahin sind alle Kriege, was die 
zugrundeliegende Produktionsweise be- 
trifft, handwerklich. Jetzt plötzlich: Mas- 
senmobilisierung von patriotischen Moti- 
ven, Massenfabrikation von Waffen. Es 
entsteht der Ansatz einer Industriealisie- 
rung des Krieges. Bonaparte ist der Meister 
dieser neuen Denkform. Er kombiniert 
Artilleriemassen an einem Punkt der 
Schlacht; sozusagen als ein einziger Schuß 
aus 400 bis 600 Kanonen (z.B. Borodino, 
Leipzig). Er kombiniert die Infanterie zu 
Karrees, die wie eine Wand, Wellenbre- 
cher, oder Betonklotz die Kavelleriemas- 
sen aufhalten oder irritieren sollen. Der 
Angriff erfolgt zuletzt (weil immer mehr 
oberflächlich ausgebildete Soldaten, sozu- 
sagen absolute Masse, rein technisch-ad- 
ministrativ hergestellte Truppenstärke, die 
Gefallenen oder in den Okkupationsgebie- 
ten Verstreuten ersetzt) in Kolonnen, d.h. 
ın Dreier- oder Achterreihen, ohne die 
geduldigere Entfaltung im Gelände, die ja 
die Menschen schützen hilft, wird eine 
Menschenmasse an den Feind herangewor- 
fen, so wie man mit einem Hammer auf 
Material schlägt. In wenigen Jahren regre- 
diert, ohne daß der Gegner das bewirkt, die 
Armee Napoleons von dem differenzierten 
Instrument der italienischen Feldzüge 
(Clausewitz) zu einem plumpen Hackmes- 
ser, das sich durch das Zentrum des Fein- 
des durchzuhacken versucht; der ehrgeizi- 
ge Wille des militärischen Konzernherrn 
(Bonaparte), der wiederum ein gesell- 
schaftliches Projekt verkörpert, das darauf 
hinausläuft, die kapitalistische Konzentra-
	        

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