ten Mordens und die Verkitschung der
Kriegsgräberstätten zu einer Scheinidylle,
Das ’Gedenkbuch’ erschien im Bertelsmann-
Verlag mit einem Vorwort von Bundespräsi-
dent Karl Carstens, dem derzeitigen Schirm-
herrn des Volksbunds.
Anmerkungen:
1) Zitat des Bundesführers Eulen auf dem Führertag der
17. Reichstagung des Volksbunds am 31. Oktober
1936; Kriegsgräberfürsorge 1/1937, S. 15.
Zit. n. Kriegsgräberfürsorge 12/1936.
Zit. n. Kriegsgräberfürsorge 11-12/1944, S. 54.
Vgl. zur Geschichte des VDK die beiden Festschriften:
40 Jahre Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
Hg. v. VDK, Kassel 1959,
1919-1969 Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
e.V., 50 Jahre Dienst am Menschen, Dienst am Frie-
den, Hg. v. VDK, Kassel 1969.
Lt. Schreiben des Vorstands der Ortsgruppe Landau
Architekt A. Kleemann v. 7. August 1920; Stadtarchiv
Edenkoben.
Zit. n. Kriegsgräberfürsorge 1/1941.
Zit. n. Erdmann Werner Böhme, Siegfried Emmo Eu-
len 1890-1945, in: Niedersächsische Lebensbilder 6
Bd., Hildesheim 1969, S. 143-159.
Vgl. dazu die Artikel in der Vereinszeitschrift „Kriegs-
gräberfürsorge”.
Zu den Zahlen vgl. Festschrift 1959 S. 46, Festschrift
1969 S. 18, S. 28; Kriegsgräberfürsorge 1/1931, 5. 2.
Vgl. Hans Gstettner, Ehrenmale des Volkes. Die Ent-
wicklung der Grabzeichenfrage in der Arbeit des
Volksbundes, in Kriegsgräberfürsorge 6-7/1940, S. 76-
88; dazu Franz Hallbaum in: Kriegsgräberfürsorge 10/
1932, S. 146-148.
Z.B. heute noch auf dem Friedhof Wicres-Route de la
Bassee. Ebenfalls in Westerland auf Sylt, vgl. dazu Wil-
helm Conradfd Gomoll, Die Gestaltung der Ehrenstät-
te, in: Kriegsgräberfürsorge 9/1940, S. 135.
Z.B. im Heidelberger Hexenturm der Universität, in
Hamburg auf dem Denkmal des Inf. Rgt. 76 am
Dammtor-Bahnhof und in Speyer. Das Zitat stammt
aus Lerschs Gedicht ’Soldatenabschied’, das er am Mo-
bilmachungstag 1914 schrieb; vgl. Ewiges Deutschland,
Ein deutsches Hausbuch, hrsg. v. Winterhilfswerk
Braunschweig 1939, S. 172.
Gstettner a.a.0.
Vgl. Gunter Kaufmann (Hg.), Langemarck. Das Opfer
der Jugend an allen Fronten, herausgegeben in Verbin-
dung mit dem Arbeitsausschuß Langemarck beim Ju-
gendführer des Deutschen Reichs, Stuttgart 1938; Fritz
Debus, Der deutsche Soldatenfriedhof Langemarck.
Informationsblatt des Volksbunds Deutsche Kriegsgrä-
berfürsorge, 16. Mai 1961; Kriegsgräberfürsorge 12/
1932, S. 178-180.
5) Vgl. Erich Maschke, Die Geschichte des Reichsehren-
mals Tannenberg, in: Tannenberg. Deutsches Schick-
sal — Deutsche Aufgabe, hg. v. Kuratorium für das
Reichsehrenmal Tannenberg, Oldenburg i.O., Berlin
1939; Kriegsgräberfürsorge 7/1931, S. 102-103.
'6) Vgl. Meinhold Lurz, Die Kriegerdenkmalsentwürfe
von Wilhelm Kreis, in: Hinz/Mittig/Schäche/Schönber-
ger (Hg.), Die Dekoration der Gewalt. Kunst und Me-
dien im Faschismus, Gießen 1979, S. 185-197.
Die Satzung wurde auf der Gründungsversammlung
vom 26. November 1919 verabschiedet.
Lt. Satzung vom 1.12.1933.
Am 5. Dezember 1934 schrieb Hitler u.a. an den
Volksbund: „Die Arbeit des Volksbundes, die der Eh-
rung unserer gefallenen Kameraden dienen und ihr Ge-
denken durch würdigen Ausbau und treue Pflege der
deutschen Grabstätten wachhalten will, habe ich stets
mit großen Interesse verfolgt. Ich betrachte es als eine
Ehrenpflicht der Reichsregierung, diese Bestrebungen
und das Wirken des Volksbundes tatkräftig zu fördern
und zu unterstützen; meiner persönlichen Mithilfe hier-
bei dürfen Sie gewiß sein.”; vgl. Kriegsgräberfürsorge
1/1935.
’0) Original des Briefs im Bundesarchiv Koblenz R 43 11.
1287.
Kriegsgräberfürsorge 3/1927, S. 34-35.
Regierungsanzeiger Ausg. 93/78 v. 3. April 1935, Be-
kanntmachung d. Staatsmin. d. Inn. v. 2.4.35, Nr. 2589
d71.
23) Lt. Akten des Auswärtigen Amts betr. Kriegsgräber,
Volksbund Dt. Krgrf. Bd. 3, (2. Teil), Oktober 1936 -
November 1940.
‘4) Vgl. Rundschreiben von Bundesführer Eulen an alle
Gaue und Bezirke vom 6.12.1937.
25) Lt. Eulen auf dem Führertag der 17. Reichstagung am
31. Oktober 1936 in Köln, vgl. Kriegsgräberfürsorge 1/
1937, 5. 14.
26) Lt. Schreiben des stellvertretenden Bundesführers des
VDK Zimmermann an Generalfeldmarschall Keitel v
4. Januar 1945,
27) Lt. Festschrift 1969, S. 51.
28) Lt. Schreiben des Stellvertretenden Bundesführers
Zimmermann an Generalfeldmarschall Keitel v.
3.1.1945; an anderer Stelle war sogar von 2,5 Millionen
deutscher Männer und Frauen die Rede, die hinter
dem Werk des VDK stünden (vgl. Kriegsgräberfürsor-
ge 4-5-6/1944, S. 14).
Lt. Vorschläge des Volksbundes Deutsche Kriegsgrä-
berfürsorge für die Lösung der alten Kriegerfriedhöfe
von 1914-1918 und der Ehrung für die Toten in den
Ländern Holland, Belgien, Frankreich, gez. Tischler:
Bundesarchiv, Militärarchiv RW 6/v. 186.
Erst in den sechziger Jahren ging der VDK dazu über, wie
während des 1. Weltkrieges einzelne Grabkreuze für die Ge-
fallenen aufzustellen. Dabei rückte er vordergründig von den
Totenburgen und Heldenhainen mit Symbolkreuzen ab.
Doch auch jetzt noch standen die Kreuze nach militärischem
Prinzip in Reih und Glied.
30) Lt. Unterlagen im Bundesarchiv, Militärarchiv RW 6/
v. 1856.
31) Vgl. Rundschreiben des stellvertretenden Bundesfüh-
rers Zimmermann an alle Verbände und Gemeinschaf-
ten des VDK v. 17.11.1939.
Dazu Aufzeichnung einer Besprechung am 20. Septem-
ber 1939, v. 30. Oktober 1939, in: Akten des Auswärti-
gen Amts betr. Kriegsgräber, VDK, Nov. 1940 - Okt
1944.
Lt. Aufzeichnung von Dr. Setke über eine Bespre:
chung am 6. August 1940 im OKW, in: Akten des Aus-
wärtigen Amts betr. Organisation der Kriegsgräberfür-
sorge, März 1939 - Februar 1941.
Vgl. Aktenvermerk v. 28.4.1941, unterzeichnet: Wit-
tig, in: Akten des Auswärtigen Amts betr. Kriegsgrä-
ber, VD, Nov. 1940 - Okt. 1944.
34) Vgl. Unterlagen im Bundesarchiv, Militärarchiv RW 6'
v. 185 und RW 6/v. 186.
35) Vgl. Schreiben des stellvertretenden Bundesführers
Zimmermann an den Chef der Abteilung Wehrmacht-
verlustwesen im OKW Oberst Sonntag v. 8.9.1944.
36) Die entsprechende Absicht des VDK geht aus einem
Schreiben von Oberst Sonntag an den stellvertretenden
Bundesführer Zimmermann v. 15.9.1944 hervor.
Vgl. dazu die ausgedehnte Korrespondenz über die
Auflösung des Vvolksbunds im Spätjahr 1944/Frühjahr
1945.
Soldatengräber und Gedenkstätten, in: Bauwerk und
Landschaft 5, hg. v. Arbeitskreis Baugestaltung in der
Fachgruppe Bauwesen des NSBDT in Verbindung mit
dem Hauptkulturamt der Reichspropagandaleitung der
NSDAP, München/Brünn/Wien 1944,
39) Ausgeführte Totenburgen gab es z.B. in Bitolj, Pordoi
Quero, Petrisoru, Gradsko, Annaberg, Waldenburg
Maissemy, Haubourdin, Smederevo, Liny-devant
Dun, Nazareth.
Vgl. Franz Hallbaum, Das deutsche Freikorpsehren-
mal auf dem Annaberg, in: Kriegsgräberfürsorge 8,
1938, S. 116-124. Dazu Max Arendt, in: Kriegsgräber-
fürsorge 9-10/1943, S. 54-55; Text der Grundsteinur-
kunde in: Kriegsgräberfürsorge 10/1936.
Vgl. Kriegsgräberfürsorge 7-8/1937.
Es ist aufschlußreich, daß die Festschrift des VDK 1969
zwar die Einführung des Führerprinzips 1933 erwähnt,
nicht jedoch die Revision nach dem 2. Weltkrieg
Vgl. E.W. Böhme a.a.O.
Vgl. Christel Eulen, Ein Leben für den Volksbund, in:
Kriegsgräberfürsorge 4/1971, S. 74-76.
Vgl. Ein Lebenswerk für den Volksbund. Generalse
kretär Otto Margraf scheidet zum Jahresende aus sei
nem Amt, in: Kriegsgräberfürsorge 8/1960, S. 131.
Beim ersten Präsidenten der Nachkriegszeit mißlang
dies noch ganz und gar. Von 1946 bis 1949 war Staatsrat
a.D. Wilhelm Ahlhorn Präsident des Volksbunds. Ahl-
horn hatte seit dem 1. Juli 1938 als Bundesamtsführer
und Vertreter des Bundesführers mitgewirkt und war
Betriebsführer der Bundesgeschäftsstelle gewesen
1944 erhielt er zu seinem 70. Geburtstag vom Führer
das Ehrenzeichen für Deutsche Volkspflege II. Klasse
Abbildung in Festschrift 1969, S. 80.
Vgl. Unterlagen der Rechtsabteilung des Auswärtigen
Amts, Akten betr. Beteiligung der reichsdeutschen Ju-
gend im Aıfsland an der Kriegsgräberpflege, Bd. 1, Nr
1b, 1941-44.
Vgl. die Liste in der Festschrift 1959, S. 87-93, die in
Zusammenarbeit mit dem IRO-Verlag München vom
VDK herausgegebene Deutschland-Karte ’Kriegsgrä-
berstätten in der Bundesrepublik Deutschland’ und
den Atlas ’Am Rande der Straßen’.
Vgl. Sabine Juschka/Walter Stephan Laux, Die Ehren:
friedhöfe der Stadt Heidelberg auf dem Ameisenbuk-
kel, in: Heidelberger Denkmäler 1788-1981, Neue Hef-
te zur Stadtentwicklung und Stadtgeschichte 2/1982, S
84-93.
Vgl. Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Aufgabe und
Dienst, Heft 1: Kriegsgräberstätten in Afrika, Kassel
1961.
In der ’Friedhofsordnung’ des VDK heißt es:
„Die Grabflächen sind bewußt einheitlich gestaltet.
Das Einpflanzen mitgebrachter Pflanzen, das Niederle-
gen künstlichen Grabschmucks jeder Art sowie das An-
bringen zusätzlicher Grabinschriften, Kreuze oder
Erinnerungszeichen kann deshalb nicht erlaubt wer-
den.”
Gestattet sind lediglich Kränze, Schnittblumen, Blu-
mentöpfe und Pflanzschalen.
Vgl. Festschrift 1959, S. 50.
Hans Soltau, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsor-
ge, in: Georg Willmann, Kriegsgräber in Europa. Ein
Gedenkbuch, München 1980, S. 312
721
37)
41
42.
43)
44)
45)
46)
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3
Peter Sloterdijk
Tote
ohne
Testament
(aus: Kritik der zynischen
Vernunft, Suhrkamp 1983)
In den Überlebenden des Ersten Weltkrieges
kamen seine Toten nicht zur Ruhe. Ein
Qualitätswandel des Sterbens hatte ihr
Bewußtsein berührt: allein die Westfront des
Jahres 1916 - in deren Mitte das gespenstische
Fort von Verdun - »forderte« über eine
Million Tote. Zum ersten Mal in der mensch-
lichen Geschichte war ein Tatbestand erfüllt,
den ein Ausdruck der heutigen amerikani-
schen Nuklearstrategie mit mega-corpse
(Großleiche, gleich einer Million Getöteter)
bezeichnet. Mit der Artillerie- und Graben-
kriegtaktik verwandelte sich der Schlachten-
tod aus einem Tod in der Bewegung - wie ihn
noch die stürmenden Enthusiasten von
Langemarck erlitten - in einen Stellungstod.
Im Trommelfeuer der »Stahlgewitter« (E.
Jünger) entstand ein zufälliger Flächentod -
ein statistisches und fatalistisches Verhältnis
des Kämpfers zur Granate, die ihn entweder
verfehlt oder in Materie verwandelt.
Im Dynamismus, im Vitalismus und im
Bewegungsrausch der Weimarer Kultur wirkt,
unsichtbar und allgegenwärtig, jenes Trauma
von 1915/1916 nach: Steckenbleiben im
Schlamm; Versinken des Angriffs in den
Gräben; Schock der Immobilisierung; fata-
listisches Ausgeliefertsein an die von irgend-
woher kommenden Granaten; Auflösung der
Körper im Grabenschlamm. Das ist das große
Ungesagte (oder kaum Gesagte) der Zeit, doch
als praktizierter Mythos allenthalben wirk-
sam. Er arbeitet im Protest der heimkehren-
den Frontkämpfer gegen die Demobilisie-
rung (nicht im Zivilschlamm versinken); im
Kult der Aggressivität, der Schnelligkeit und
der Fortbewegung, dem sich die Zeitgenossen
Weimars verschrieben; in der Lust an der
Automobilisierung, die elitär beginnt, sich im
Rennsport, mit den berühmten Silberpfeil-
Mercedeswagen, in die populären Träume
einmischt, um im Programm des Volkswa-
gens - des Kraft-durch-Freude-Autos - ganz zu
sich zu kommen. Die motorisierte Nation war
in Deutschland zuerst ein Faschistentraum.
Die Unfaßbarkeit und technisierte Würde-
losigkeit des Todes im modernen Arrtillerie-
krieg sprengte alle Kategorien herkömmlicher
Sinngebung. Das Absurde erhob sich zum
Phänomen-an-sich, zur nackten und undeut-
baren Tatsache, die das Denken mit ihrem
brutalen So-ist-es überwältigte. Die Macht
dieser Absurdität bemißt sich auch an den
allgegenwärtigen Versuchen, mit (linken und
rechten) antiabsurdistischen Gesinnungen die
Sinnlosigkeitserfahrung zu überwinden.
»Sie nannten es nicht ’Schlacht’ oder ’Kampf”, sie sagten
’nach vorn’, und von sich selbst sprachen sie nur als von ’wir
da draußen’. So pendelten sie monatelang zwischen den
Händen des Todes hin und her, bis sie zu allem weder ’ja’
noch ’nein’ sagten, sondern bis sie es taten ohne ein Wort,
einen Blick, ohne einen Gedanken ...
Man konnte sie beliebig vertauschen ... Sie taten in diesen
zerbrennenden Schmelzöfen alles Unterschiedene ab und
wurden sich gleich, bis allein der deutsche Frontsoldat
übrig blieb, der versteinert alles auf sich nahm, Tat und
Hunger, Erschöpfung und Schmutz, Regen und Feuer,
Blut, Grauen und Tod. (Schauwecker, 5.228)