Vergangenheit stets die Toten geehrt bzw.
heroisiert, ist die ’Soldatenhalle’ als eine
„Weihestätte der Helden” geplant worden,
die noch garnicht gefallen waren. Sie war also
'n ihrer Konzeption letztlich Einladung zum
eldentod. Bevor die ersten brutalen Über-
älle der deutschen Armee auf andere Länder
;tattfanden, sinnierte Kreis bereits über die
Hierarchie der Sarkopharge, die die ’gehei-
igte Krypta’ aufnehmen sollte; d.h. über die
Ausgestaltung der Grabmäler eines Feldmar-
schalls, eines Generals, eines Hauptmanns
etc. Die Entwürfe der ’Totenburgen’ sind in
liesem Zusammenhang dann nur eine logi-
;che Konsequenz und Entsprechung einer
Politik, die die Lebenden auf die eigentliche
3estimmung, den „Tod für die Rassenge-
meinschaft” vorbereitete. „Da ein Leitmotiv
der nationalsozialistischen Ideologie der Ras-
‚enkampf und die Figur des Kriegers bzw.
Helden gesellschaftliches Leitbild ist. nimmt
Das geplante
Großgermanische Reich
Grenzen von 1937
isierung der Toten „in den Landschaften krie-
gerischer Entscheidungen” den „Sinn einer
großen geschichtlichen Wende” zu verkör-
pern hatten.” Jedem kriegerischen Erfolg
folgte ein Entwurf des ’Generalbaurates’, der
den jeweiligen neuen Grenzverlauf gleichsam
den Sandkastenspielen der Generale, durch
ein steinernes Monstrum aktualisierte. Die
Architektur wurde so zum integrativen Be-
standteil der mörderischen Kriegsmaschine-
rie, wurde instrumentalisiert für die ’Neuord-
nung’ Europas!
„Wir werden den Krieg gewinnen, aber si-
chern werden wir den Sieg durch unsere Bau-
ten” war die von Hitler ausgegebene Devise.
Und in der Tat ging die gesamte Eroberungs-
politik einher mit Bauplanungen, die auf ver-
schiedensten Ebenen zur ’Sicherung’ der Er-
oberungen angelegt waren. Markierten die
”Totenburgen’ den neuen Grenzverlauf, hat-
te die ’Reichsstelle für Raumordnung’ die
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schaffung zunehmend vorangetrieben hatten.
Sollten sie doch „Tore nach Osten und We-
sten... öffnen... Uber Weichsel, Warthe und
Rhein greifen die Reichsautobahnen hinüber
in alte deutsche Kulturlandschaften, die von
den Kriegsentscheidungen ins Reich zurück-
geführt wurden!” Durch diese ’Tore’ fuhren
dann allerdings auf Panzern, Krads und Ge-
schützlafetten, die „’Kraft-durch-Freude-
Wagen’-Sparer zum erstenmal auf ’ihren’ Au-
tobahnen.”” Sie fuhren in die Kriege, in de-
nen sie die wenig später von Kreis geplanten
”Totenburgen’ zur „ewigen Wache” erwarte-
ten. Der Nachschub an Helden sollte hinge-
gen in den überall im Reich im Entstehen be-
griffenen Kasernenbauten, Gaukommandos,
Kriegsschulen, Adolf-Hitler-Heimen sowie
auf den ’Ordensburgen’ herangezüchtet wer-
den.
Während an allen Fronten Europas das
barbarische Abschlachen seinen Lauf nahm,
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die Verherrlichung des gefallenen Soldaten
einen zentralen Rang ein. Die Versinnbildli-
chung dieses Leitbildes ist Hauptaufgabe des
Denkmals. ”” Der Sinn des Lebens wurde auf
den ’Opfergang’ reduziert, von den Ursachen
und dem Leid des Krieges damit abgelenkt.
„Um dem Militarismus Sinn zu geben, griff
der Nationalsozialismus auf die irrationalen
Begriffe Schicksal, Verhängnis und Vorse-
hung zurück. Diese Vorstellungen finden ihre
Entsprechung und formale Umsetzung in der
Schaffung gewaltiger Steinmonumente, die
auf Denkmaltypen des Wilhelminischen
Deutschlands ..., auf mittelalterliche fortifi-
katorische und antike Vorbilder zurückge-
hen...”” Überall in den eroberten und unter-
jochten Gebieten sollten die ’Ehrenmäler’
von der Macht und Überlegenheit der deut-
schen Rasse künden, den Unterdrückten zur
Warnung, den potentiellen Kriegern zum
Ansporn. Kreis plante einen umfassenden
Ring von ’Totenburgen’, die neben der Hero-
Aufgabe, die annektierten Gebiete im Sinne
der neuen Herrschaft zu ordnen. Unter den
Begriff ’Großraumplanung’ wurden ab 1940
Kolonialstädte geplant, die vorallem die
’Weite des Ostens’ strategisch kontrollieren
sollten. Damit verbunden bestand die Aufga-
be der ”’Reichsstelle’ desweiteren darin,
„...die gewachsenen baulichen und kulturel-
len Strukturen zu zerstören und die besetzten
Länder zu Funktionen der faschistischen In-
teressen zu degradieren.””
Ein anderes ’Bauwerk’ jedoch sollte in Zu-
kunft sowohl die Kolonialorte als auch die
”Totenmäler’ als übergeordnetes System mit
dem ’Altreich’ vereinen, das Netz der Auto-
bahn. Schon seit 1933 wurden unter Leitung
Fritz Todts die „Straßen des Führers” zur
„Vereinheitlichung der Nation und des deut-
schen Lebensraumes”®” planmäßig gebaut.
„Erst der Krieg (jedoch) machte die strategi-
schen Fernziele deutlich, die den Ausbau der
Straßen nach der anfänglichen Arbeitsbe-
wurde in den Zeichensälen des ’Generalbau-
inspektors für die Reichshauptstadt’ Albert
Speer derweil letzte Hand an die Planung der
neuen Welthauptstadt ’Germania’ gelegt, wie
Berlin im „sicheren Gefühl des Endsieges”
zukünftig heißen sollte. Die Asthetisierung
des Grauens kulminierte hier in den hyper-
trophen Anlagen der Nord-Süd-Achse, deren
memoriale Architekturen die schrille Sprache
nackter Machtdemonstration vermittelte.
Krieg und Tod wurden dabei als zentrales
Anliegen thematisiert und strukturierten den
Achsenablauf. Erinnert die ’Beutewaffenal-
lee’ an den siegreichen Feldzug gegen Frank-
reich, erhebt sich in deren Zuordnung der
120m hohe Triumphbogen, der die Namen
der knapp zwei Millionen deutschen Kriegs-
gefallenen des Ersten Weltkrieges aufneh-
mend, sie post festum zu Siegern stilisiert.
Die o.g. Soldatenhalle als Ruhmesbau der
künftigen Kriegshelden steigert die Abfolge
der ’via mortis’ auf die "Große Halle’, welche
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