oben: ’Totenburg’am Dnjepr in der Sowjetunion
(W.Kreis, 1942/43), Federzeichnung
unten: ’Totenburg’ in Kutno (W.Kreis, 1941/42)
Federzeichnung
darunter: Ehrenmal Grebbeberg in Holland (nach einer Idee
von W. Vahrenkamp, Entwurf und Zeichnung W. Kreis, 1942
Federzeichnung
die angestrebte Weltherrschaft versinnbildli-
chend, von einem ’Hoheitsadler’ bekrönt
wird, der mit seinen scharfen Krallen die
Weltkugel fixiert. Ergänzend dazu befindet
sich in räumlicher Verbindung zum alten
Zeughaus, an der Straße Unter den Linden,
bereits seit 1939 (!) ein Weltkriegsmuseum in
Planung, in dem die Geschichte des ’heroi-
schen Krieges’ ausgestellt werden sollte. Wil-
helm Kreis, sein Schöpfer, sah 1941/42 in der
Euphorie des „unaufhaltseamen Vormar-
sches” vorsorglich eine große Erweiterung
vor, um so auch die Geschichte des von den
Nazis entfesselten Zweiten Weltkrieges un-
terbringen zu können, deren ”Totenburgen’
er zeitgleich dazu projektierte. „Die faschisti-
schen Verbrechen ließen sich nicht mehr legi
timieren. sondern nur noch ästhetisieren. 7
Die ’Totenburgen’ waren dabei — komple-
mentär zu diesen Planungen — wichtiger Teil
der Asthetisierungsstrategie. Ihre Funktion
kann jedoch erst im aufgezeigten Kontext
vollends erfaßt werden. Anfang 1943 waren
eine große Anzahl der ’Mäler’ bis zur Baurei-
fe gediehen. Folgt man ihren vorgesehenen
Standorten, reichte das neue Imperium
„...entlang dem Ural, südlich von Griechen-
land, an der atlantischen Küste vorbei bis
hinauf nach Hammerfest in Nordnorwe-
gen.”!” Friedrich Tamms, selbst Architekt im
Auftrage des ’Generalbauinspektors’ Albert
Speer, führte dazu in pathetischer Schwül-
stigkeit aus, indem er sie als „Bollwerke gei-
stiger Art gegen die Fluten feindlichen Füh-
lens und Wollens” charakterisiert:
„In großer Einsamkeit erheben sie sich am Rande des
Nordmeeres, an den Steilufern des Atlantik, in den wilden
Bergen des Balkans, an den weiten Strömen des Ostens und
in den unabsehbaren Ebenen Rußlands. Dort werden einst
ihre schweigenden Mauern und Pfeiler emporwachsen und
sich zum Ring schließen. Sie werden in sich einen Teil die-
ser Welt umfangen, die als Ganzes für menschliches Den-
ken und Fühlen unfaßbar bleibt, aber im Teil faßbar wird
und damit die Kraft gewinnt, neues Leben zu spenden. So
sind es wahre Gottesbauten, die an das Ewige und an eine
allmächtige Schöpferkraft mahnen. Sie werden die
Schlachtfelder dieses Weltkrieges weithin überragen... An
der Weichsel steigen aus den Fluten des weiten Stromes,
auf breit gelagertem Findlingsmauerwerk ruhend, zehn
runde Türme empor, die eine gewaltige zinnengekrönte
Ringmauer tragen. Sie umschließen eine Weihestätte, de-
ren Dach der Himmel ist. ... Da steht das Ehrenmal Kutno
an der Bsura! Auf flachem Hügel erheben sich vier mächti-
ge, quadratische Pfeiler, durch Bogen zum Viereck verbun-
den, und schirmen das Symbol dieses Kampfes, der hier be-
sonders erbittert geführt wurde: ein gewaltiges Schwert, das
den Altar dieser Weihestätte krönt.
Da steht der riesige Siegfried auf den Hängen des Fjords
von Narvik und bewacht die Gräber einer kleinen Schar
tapferer Männer, die hier, Tausende von Kilometern deı
Heimat entfernt, ihren Auftrag erfüllten und um ihren Füh-
rer geschart einen Ring bildeten, an dem der Wille des Geg
ners zerbrach!
Hoch über dem Strom, wo die Panzergruppe Rommel bei
Dinant den Übergang über die Maas erzwang, erhebt sich
auf steilem Felsen ein hoher Stein und trägt den siegreichen
deutschen Adler mit breit geöffneten Schwingen weit ins
Land hinaus!