Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1983, Jg. 15, H. 67, 68, [69/70], 71, 72)

Technik und Heimatschutz 
in Stadt und Land 
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Ob der Landmann mit Pferden oder mit Pferdekräften seinen Acker 
bestellt, ist nicht dasselbe. An die Stelle der Muskelkraft tritt die 
Maschine und an die Stelle des Bauernhofes im alten Sinn eine 
Produktionsstätte landwirtschaftlicher Rohprodukte. Der Bauer stellt 
nicht mehr selbst Butter und Käse aus seiner Milch her, sondern er ist 
Lieferant der Meierei über die Milchsammelstelle. Die Meierei 
wiederum ist ein mechanisierter Verarbeitungsbetrieb landwirtschaft- 
licher Rohprodukte und Großverteilungsstelle. 
Diese veränderte Wirtschaftsweise verlangt eine neue ihr gemäße 
Form, und diese Form ist weitgehend durch die Technik bestimmt. 
Hier liegt die große Zukunftsaufgabe eines Heimatschutzes. Denn es 
geht nicht nur darum, wie alt Bestehendes zu schützen ist, sondern vor 
allem darum, wie ein Bereich geschaffen werden kann, daß Heimat in 
einem neuen technischen, Stadt und Land durchdringenden 
Lebensraum wieder erwächst. Rudolf Schwarz schreibt in einem 
Aufsatz „Stadtlandschaft Diedenhofen“: 
„Damit ein Bereich Heimat werden kann, muß er klein sein. Für den 
einfachen Menschen ist der durchlebbare Bereich nicht groß. Dieser 
Mensch ist ein Fußgänger, dessen Füße meist arbeitsmüde sind, wenn 
sie in spärlicher Freizeit Heimat begehen. Wir denken, daß es ein 
Bereich von etwa 3/4 Stunden im Geviert ist. Was darüber hinausliegt, 
kann dem einfachen Mann, mehr noch der Hausfrau, nicht eigentlich 
Heimat werden. Es ist Nachbarschaft, in die einmal ein sonntäglicher 
Ausflug führt oder wohin eine ungewöhnliche Pflicht ruft, und was 
noch weiter liegt, das. ist Ferne.“ 
Für die Planung bedeutet dies alles sehr viel. Es bedeutet, daß 
Siedlungen, um Heimat werden zu können, kleine durchlebbare 
Bereiche darstellen müssen, die nach großen Gesichtspunkten 
gegliedert sind. Daß diese Gesichtspunkte aus der Sitte des Volkes zu 
entnehmen sind, und daß dieser enge Bereich all das an gemeinsamen 
Orten und Einrichtungen enthalten soll, was zur unversehrten Dar- 
stellung gemeinsamen Lebens gehört. 
So wird Heimat zum Volksraum, in dem das einzelne Leben 
wohlgeborgen in der gemeinsamen Ordnung gelebt wird. Inihr findet es 
die Orte und Räume seines Ablaufs, behütet durch die Gemeinschaft 
des Volkes. 
Nachbemerkung 
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Die in der Fibel abgebildeten Neubauten sind vom Verfasser im Rahmen des Wiederaufbaus 
von Lothringen unter der Leitung von Herrn Regierungsdirektor Dr. Weber errichtet. 
Das auf Seite 12 dargestellte Detail wurde von Herrn Prof. Dr.-Ing. Schwarz ebenfalls im 
Rahmen des Wiederaufbaus Lothringen geplant. Das Scheunentor auf Seite 18 stammt von 
Herrn Architekt Dipl.-Ing. Kauderer. 
Die Fotos auf den Seiten 10, 12, 22, 24 und 25 wurden von Herrn Dr. Wiedemann freund 
lichst zur Verfügung gestellt. 
Alle anderen Aufnahmen und Skizzen der Fibel sind vom Verfasser. 
Diese sehr schöne, aus Bruchsteinen 
gemauerte Fabrik mit durchlaufenden 
Fensterbändern in Sierck an der Mosel 
wurde vor 100 Jahren erbaut. 
Sie kann uns noch heute Vorbild sein. 
Die Werksiedlung erhebt sich 
über die Arbeitsstätte des Tales. 
Jeder Arbeiter hat seinen Garten 
und sein Haus. 
Die gleichbleibende Typik 
ist Ausdruck seines Lebens, erhoben 
in die freieren und höheren Regionen 
der umgebenden Natur 
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