ımmer nur Variation gleicher, überall gelten-
der Zusammenhänge. Grashütten unter dem
Aquator, Lehmsiedlungen in Mesopotha-
nien oder Holzhäuser in Finnland entstehen
unter ähnlichen Anstrengungen der Men-
schen unter strukturell immer vergleich-
barem Zusammenwirken der allerdings un-
terschiedlichen technischen und materiellen
Bedingungen. Wenn wir uns in unserer Archi-
tektenpraxis auf das Regionale besinnen,
dann wird ebenso unsere Information über
heute gleichzeitig existierende unterschied-
liche Existenzformen angesprochen bis hin
zur Gleichzeitigkeit von z.B. Steinzeitalter
und Atomzeitalter. Information bis in diese
beiden Extreme ist uns zugänglich, und wir
können uns in jede beliebige Situation
transportieren. So habe ich z.B. im Süden
Athiopiens in einer materiellen Kultur mit der
Ausstattung der Steinzeit die Hausfunda-
mente unserer Grashütte mit dem Grabstock
gegraben und anschließend mit Tschoke, dem
Liedermacher der Hamar, das Streichholz-
spiel aus dem Film „Letztes Jahr in
Marienbad“ gespielt. Auf dem Hintergrund
der technischen Mittel waren wir primitive
brüderliche Ingenieure und Intellektuelle des
20. Jahrhunderts zu gleicher Zeit. Das
Gleiche der 37° Körpertemperatur war
überwiegend, und das Unterschiedliche un-
wesentlich. Aber dennoch, können sich die
Menschenbrüder wirklich beliebig überall hin
verfügen, um dort zu regionalisieren?
Ich will auf Folgendes hinaus: Regionales
Bauen ist keine Entwurfsmethode, sondern
vielmehr das „Alltagsleben“ in einer Region.
Es wächst aus der Summe aller Lebensbe-
dingungen und langfristig ökonomisch
denkendem Handeln. Landschaft und Klima
sind dabei nicht bestimmender als Technik,
Transport und soziale Organisationsform.
Die idealen regionalen Baumeister sind vor
allem Teil ihres regionalen Systems. Sie kön-
nen Heim und Heimat sagen. Ihre Ortsbe-
stimmung ist lokal, aber ihr Wissen ist nicht
begrenzter Horizont, sondern universal. Sie
sehen ihre Region durchaus als Teil eines Ge-
samtsystems und wissen von anderen Regio-
nen, Flüssen, Städten und Kontinenten und
daß sie alle miteinander in Verbindung
stehen, auch voneinander abhängen.
Regionales Bauen ist keine Frage des Stils
allein, sondern des regionalen Engagements.
Warum blieb es nicht selbstverständlich, aus
den örtlichen Ressourcen, den landschaft-
lichen Besonderheiten, auf der Grundlage
örtlicher Bautechniken und in kultureller
Tradition zu bauen? Die Ursachen und
Wirkungen sind bekannt.
Wir können inzwischen doch über die
Regionen auch nur in Analogie zum großen
Planeten sprechen. Auch da ist die Nieder-
elbe exemplarisch. Was hilft unsere Hin-
wendung zu den gewachsenen kulturellen
Traditionen, wenn doch die Basisstruktur der
Region selbst täglich tiefgreifend beschädigt
und gefährdet wird?
Selbstkritisch müssen wir uns fragen, was
wir als Architekten dazu beitragen können,
die Gesamtstruktur zu sichern.
Die Region wird zum Indikator der
Gefährdung des Ganzen, und es ist kein
Zufall: ihre Wächter sind Bauern, Fischer und
auch die neuen Regionalarchitekten. Bei
meinem letzten Besuch dort oben kämpften
sie gegen die Einlagerung von Rotschlamm in
der Kreidegrube Hemmoor. Sie wollen sich
die Giftmülldeponie nicht gefallen lassen, weil
sie eine Gefährdung des Trinkwassers und des
Ostestromes befürchten. So etwas wird mir
nebenbei erzählt, finster und gesammelt,
während wir über den Deich am unbeschreib-
lich malerischen, nebelverhangenen Oste-
bogen waten ... Kamera und Kanı ...
Filmemacher, die ihre Argumente in die
breite Öffentlichkeit bringen wollen, Filme-
Im Lauf der Zeit
von Wim Wenders
1976
Angela Winkler
Jagdszenen in
Niederbayern von
Peter Fleischmann
1969
Summer Evening
von Edward Hopper
ein Wahlverwandter
von Arno Schmidt
1947
Im Zeichen
des Kreuzes
von Rüdiger Minow
und Rainer Boldt
1983