Mitarbeitern und geringer qualifizierten Hilfs-
kräften führen.
Möglicherweise wären diese sogar ganz ver-
zichtbar und fielen aus dem Arbeitsmarkt
heraus.
® Ein ähnliches Auseinanderbrechen ist auf
der Ebene kleiner und kleinster Architek-
turbüros zu befürchten.
Schon seit einigen Jahren haben sich in die-
sen unteren und verbreitesten Bürokatego-
rien Sphären versteckter Arbeitslosigkeit und
geringsten Einkommens entwickelt, aber auch
noch halten können.
Der zu erwartende Rationalisierungsschub
könnte diese brüchige Grundlage vollends zer-
stören und auf bedrohliche Weise Klarheit
schaffen zwischen denen, die noch mithalten
können und denen, die im ökonomischen
Sinne als Architekten aus dem Markt heraus-
fallen oder lediglich partiell Teilhabe wahren
können.
Beide hier noch sehr unscharf benannten Be-
troffenengruppen sind in ihren Interessen
wohl kaum bewußt und eindeutig vertreten.
® Die Organisation und Vertretung von Mit-
arbeitern in kleinen Architekturbüros ist
ein bekanntes und kaum gelöstes gewerk-
schaftliches Problem. Verbesserungen sind ge-
rade auch unter dem Eindruck der stärkeren
Durchsetzungsfähigkeit von Beschäftigten in
anderen Wirtschaftsbereichen kaum zu er-
warten.
® Die betroffenen selbständigen Architek-
ten, wie ihre standfesteren Kollegen an die
Architektenkammern als Standesorganisa-
tion gebunden, können jedoch ebenfalls kaum
mit adäquater Vertretung und Unterstützung
rechnen.
Die Architektenkammern sind überwiegend
nocn immer die Sachverwalter der eher grö-
Bßeren Architekturbüros; was darunter liegt,
findet nur am Rand Beachtung oder fällt gar
durch das Raster der Interessenvertretung
hindurch.
Aus Gesprächen mit einem
Architekten und einem
Computerfachmann über
den Einsatz von EDV in
Architekturbüros
Meine Vorstellungen und Wünsche gehen
eigentlich schon weiter ...
® In der gegenwärtigen Krise ist die Auf-
tragslage insgesamt natürlich unsicher ge-
worden. Wir können uns nicht mehr darauf
verlassen, daß in bestimmten Auftragsberei-
chen eine Kontinuität gegeben ist.
Es ist notwendig geworden, in möglichst allen
Aufgabenbereichen mitzuhalten, wir müssen
jede Chance, jeden Ansatz nutzen, um un-
seren Auftragsbestand zu sichern.
Im übrigen ist auch die Konkurrenz eine ande-
re geworden; jetzt haben wir es manchmal
schon mit den ganz Großen zu tun, wenn es
um ein paar Reihenhäuser geht.
® Das alles verlangt nach Veränderungen
auch der Büro- und Personalstruktur. Wir
können uns natürlich personell nicht mehr so
stark binden und müssen vor allem auch be-
stimmte Arbeitsbereiche rationalisieren.
® Schon seit langem hatte ich mich für die
Möglichkeit des EDV-Einsatzes im kleine-
ren Architekturbüro interessiert. Ich wollte
mich und mein Büro von Standard-Tätigkei-
ten entlasten, um mehr Zeit in die inhaltliche
Arbeit und die Aquisition investieren zu
können.
® Nach eingehender Information habe ich
dann eine kleine EDV-Anlage für mein
Büro angeschafft; mit soft-ware für rund
20.000,- DM. Damit können alle Verwal-
tungs- und Organisationstätigkeiten, Text-
verarbeitung, der Ausschreibungsbereich,
Projektabrechnung usw. erledigt werden.
Da die Entwicklung vor allem der soft-ware in
diesem Bereich gerade in den Anfängen steht,
hätten sich höhere Investitionen für noch an-
dere Aufgabenbereiche z.B. Zeichnen o.ä.
kaum gelohnt.
® Die Qualität der soft-ware ist im Architek-
turbereich noch ein großes Problem. Viele
kleine Computerproduzenten bieten zwar Ar-
chitektur-Programme an, wirklich praxisge-
recht ist jedoch kaum eines.
Ich habe mich für einen soft-ware-Anbieter
entschieden, den ich am Ort leicht erreichen
kann. Insbesondere in der Einarbeitungsphase
war dies von großem Wert. Außerdem konn-
ten wir gemeinsam noch Programmverbesse-
rungen einbauen.
Auch der Einsatz im Bürom brauchte einige
Zeit und einen nicht unerheblichen Aufwand.
Schließlich müssen ja zunächst einmal die not-
wendigen Dateien erstellt werden.
® Der erwünschte Rationalisierungseffekt
hat sich eigentlich schon bald ergeben, bei-
spielsweise sind nun nicht mehr tagelang Mit-
arbeiter durch das Aufstellen von Leistungs-
verzeichnissen oder das Nachrechnen von An-
geboten blockiert. Auch die Textverarbeitung
ist eine große Arbeitserleichterung.
® Meine Vorstellungen und Wünsche gehen
eigentlich schon weiter. Bei großen und für
unsere Verhältnisse noch zu teuren Anlagen
ist die Verknüpfung von unmittelbarer Plan-
eingabe, Massen- und Flächenermittlung und
Ausschreibung schon möglich, auch die EDV-
gesteuerte Planerstellung ist längst üblich. In
einigen Jahren haben wir das sicher auch.
® Vorbehalte gegen den Einsatz dieser Tech-
nologien im Architekturbereich habe ich
von meinem Berufsbild her eigentlich keine.
Ich sehe vor allem die Entlastung von zeit-
raubenden Routinetätigkeiten und erhoffe
mir Freiräume für die eigentliche Architek-
tenarbeit.
® Die Personalstruktur der Büros wird sich
allerdings mit Sicherheit ändern. Viele bis-
her notwendige qualifizierte Tätigkeiten ent-
fallen. Wenn im größeren Umfang auch in
kleineren Büros EDV-Anlagen eingesetzt
werden, mit denen man bald auch zeichnen
kann und mehr, dann wird es für viele Mit-
arbeiter kritisch.
Dieser Entwicklungsschub steht in Aussicht ...
® Ich werde immer wieder von Architekten
angesprochen, die mich fragen, warum die
enormen Möglichkeiten des EDV-Einsatzes,
die wir z.B. aus der Industrie kennen,
graphische Darstellungen usw. im Architek-
turbereich, der dafür ja eigentlich prädesti-
niert wäre, kaum zur Verfügung stehen.
® Das hängt sehr eng sowohl mit der techni-
schen Entwicklung und den Kosten der
hard-ware, also der Anlagen und mit den er-
forderlichen Entwicklungskosten der soft-
ware zusammen. Für ein großes Industrieun-
ternehmen beispielsweise war es schon vor
Jahren möglich eine Großrechenanlage aufzu-
stellen und auch die soft-ware nach Wunsch
entwickeln zu lassen.
Dies wäre im Architekturbereich theoretisch
auch möglich gewesen; nur gibt der Markt die
hierzu erforderlichen Investitionen kaum her.
® Noch heute kostet eine Rechnungsanlage
mit der elektronischen Planeingabe, gra-
phische Darstellungen, Planzeichen und viel-
fältige Programmverknüpfungen wie z.B. au-
tomatische Massenermittlung und das Auf-
stellen von Leistungsverzeichnissen möglich
sind, kaum unter 250.000,- DM. Zuviel für die
meisten kleinen Architekturbüros, zumal hier-
bei die Kosten noch nicht berücksichtigt sind,
die entstehen durch die Einfügung einer sol-
chen Anlage in die Bürostruktur, Anlegen von
Dateien, Umorganisation etc.
Auch der Stand der soft-ware-Entwicklung
für diese Anlagen ist z.T. noch so wenig
praxisgerecht, daß im Prinzip auch noch die
Kosten für laufende Programmverbesse-
rungen zugeschlagen werden müssen.
® Da im hard-ware-Bereich mittlerweile je-
doch sehr kostengünstige und hochlei-
stungsfähige Kleinanlagen zur Verfügung
stehen, wird sich das Angebot auch im Archi-
tektur-Bereich wohl sehr bald ändern.
® Die entscheidende Schaltstelle ist hierbei
wiederum die soft-ware Entwicklung. Mo-
mentan stehen auf der Basis der neueren
Kleincomputer hard-ware für den Architek-
turbereich, Programme zur Verfügung, die
überwiegend nur Teilbereiche abdecken und
eigentlich als erweiterte Textverarbeitung zu
sehen sind. Differenzierte Programmver-
knüpfungen insbesondere mit elektronischen
Planeingabemöglichkeiten sowie Graphik-
und Zeichenprogramme, gibt es für diese Ge-
rätekategorie z.Z. noch kaum.
® Aber diese Lücke beginnt sich zu schlie-
ßen. Ich weiß, daß bei einigen soft-ware-
Entwicklern an umfassenden Programmauf-
trägern aus der Bauwirtschaft gearbeitet wird,
mit dem Ziel, die im Architekturbereich heute
denkbare Möglichkeiten des EDV-Einsatzes
auf der Basis von Kleinanlagen zu realisieren.
Es wird angestrebt, nach elektronischer Ein-
gabe der Entwurfsskizzen, sämtliche darauf
folgenden Leistungsschritte im Zusammen-
hang, d.h. _Baugenehmigungsunterlagen,
Werkpläne und Detailzeichnungen, Massen-
und Kostenberechnungen, Leistungsverzeich-
nisse, Aufmaß und Abrechnung, mit Hilfe der
EDV zu erstellen.
® Dieser Entwicklungsschub steht in Aus-
sicht, die Pilotprojekte werden in ca. 2-4
Jahren in der Praxis laufen. Wenn die hohen
Entwicklungsinvestitionen im soft-ware-Be-
reich einmal getätigt sind, dann wird diese
komplexe soft-ware-Kombination auch bald
zu günstigen Preisen auf dem Markt erschei-
nen.
® Mit hoher Wahrscheinlichkeit könnte
dann das „elektronische Architekturbüro“
zu Kosten deutlich unter 100.000,- DM mach-
bar sein. Der Einstieg auch für kleinere Ar-
chitekturbüros ist dann zumindest kein finan-
zielles Problem mehr. Und einen gewissen
Zwang zum Mithalten gibt es ja schließlich
auch.
® Momentan ist zu beobachten, daß kleinere
Anwender unter den Architekturbüros zu-
nächst mit einfachen billigen Anlagen, die mit
Teilprogrammen arbeiten, einsteigen.
In 3-4 Jahren sind die abgeschrieben, der Vor-
lauf hat die interne Bürostruktur auf den
EDV-Einsatz vorbereitet und wenn der
Markt dann, wie ich vermute, die kostengün-
stige hard-ware und soft-ware der neuen Ge-
neration anbietet, könnte das wie ein Damm-
bruch wirken.
42