Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1983, Jg. 15, H. 67, 68, [69/70], 71, 72)

Mitarbeitern und geringer qualifizierten Hilfs- 
kräften führen. 
Möglicherweise wären diese sogar ganz ver- 
zichtbar und fielen aus dem Arbeitsmarkt 
heraus. 
® Ein ähnliches Auseinanderbrechen ist auf 
der Ebene kleiner und kleinster Architek- 
turbüros zu befürchten. 
Schon seit einigen Jahren haben sich in die- 
sen unteren und verbreitesten Bürokatego- 
rien Sphären versteckter Arbeitslosigkeit und 
geringsten Einkommens entwickelt, aber auch 
noch halten können. 
Der zu erwartende Rationalisierungsschub 
könnte diese brüchige Grundlage vollends zer- 
stören und auf bedrohliche Weise Klarheit 
schaffen zwischen denen, die noch mithalten 
können und denen, die im ökonomischen 
Sinne als Architekten aus dem Markt heraus- 
fallen oder lediglich partiell Teilhabe wahren 
können. 
Beide hier noch sehr unscharf benannten Be- 
troffenengruppen sind in ihren Interessen 
wohl kaum bewußt und eindeutig vertreten. 
® Die Organisation und Vertretung von Mit- 
arbeitern in kleinen Architekturbüros ist 
ein bekanntes und kaum gelöstes gewerk- 
schaftliches Problem. Verbesserungen sind ge- 
rade auch unter dem Eindruck der stärkeren 
Durchsetzungsfähigkeit von Beschäftigten in 
anderen Wirtschaftsbereichen kaum zu er- 
warten. 
® Die betroffenen selbständigen Architek- 
ten, wie ihre standfesteren Kollegen an die 
Architektenkammern als Standesorganisa- 
tion gebunden, können jedoch ebenfalls kaum 
mit adäquater Vertretung und Unterstützung 
rechnen. 
Die Architektenkammern sind überwiegend 
nocn immer die Sachverwalter der eher grö- 
Bßeren Architekturbüros; was darunter liegt, 
findet nur am Rand Beachtung oder fällt gar 
durch das Raster der Interessenvertretung 
hindurch. 
Aus Gesprächen mit einem 
Architekten und einem 
Computerfachmann über 
den Einsatz von EDV in 
Architekturbüros 
Meine Vorstellungen und Wünsche gehen 
eigentlich schon weiter ... 
® In der gegenwärtigen Krise ist die Auf- 
tragslage insgesamt natürlich unsicher ge- 
worden. Wir können uns nicht mehr darauf 
verlassen, daß in bestimmten Auftragsberei- 
chen eine Kontinuität gegeben ist. 
Es ist notwendig geworden, in möglichst allen 
Aufgabenbereichen mitzuhalten, wir müssen 
jede Chance, jeden Ansatz nutzen, um un- 
seren Auftragsbestand zu sichern. 
Im übrigen ist auch die Konkurrenz eine ande- 
re geworden; jetzt haben wir es manchmal 
schon mit den ganz Großen zu tun, wenn es 
um ein paar Reihenhäuser geht. 
® Das alles verlangt nach Veränderungen 
auch der Büro- und Personalstruktur. Wir 
können uns natürlich personell nicht mehr so 
stark binden und müssen vor allem auch be- 
stimmte Arbeitsbereiche rationalisieren. 
® Schon seit langem hatte ich mich für die 
Möglichkeit des EDV-Einsatzes im kleine- 
ren Architekturbüro interessiert. Ich wollte 
mich und mein Büro von Standard-Tätigkei- 
ten entlasten, um mehr Zeit in die inhaltliche 
Arbeit und die Aquisition investieren zu 
können. 
® Nach eingehender Information habe ich 
dann eine kleine EDV-Anlage für mein 
Büro angeschafft; mit soft-ware für rund 
20.000,- DM. Damit können alle Verwal- 
tungs- und Organisationstätigkeiten, Text- 
verarbeitung, der Ausschreibungsbereich, 
Projektabrechnung usw. erledigt werden. 
Da die Entwicklung vor allem der soft-ware in 
diesem Bereich gerade in den Anfängen steht, 
hätten sich höhere Investitionen für noch an- 
dere Aufgabenbereiche z.B. Zeichnen o.ä. 
kaum gelohnt. 
® Die Qualität der soft-ware ist im Architek- 
turbereich noch ein großes Problem. Viele 
kleine Computerproduzenten bieten zwar Ar- 
chitektur-Programme an, wirklich praxisge- 
recht ist jedoch kaum eines. 
Ich habe mich für einen soft-ware-Anbieter 
entschieden, den ich am Ort leicht erreichen 
kann. Insbesondere in der Einarbeitungsphase 
war dies von großem Wert. Außerdem konn- 
ten wir gemeinsam noch Programmverbesse- 
rungen einbauen. 
Auch der Einsatz im Bürom brauchte einige 
Zeit und einen nicht unerheblichen Aufwand. 
Schließlich müssen ja zunächst einmal die not- 
wendigen Dateien erstellt werden. 
® Der erwünschte Rationalisierungseffekt 
hat sich eigentlich schon bald ergeben, bei- 
spielsweise sind nun nicht mehr tagelang Mit- 
arbeiter durch das Aufstellen von Leistungs- 
verzeichnissen oder das Nachrechnen von An- 
geboten blockiert. Auch die Textverarbeitung 
ist eine große Arbeitserleichterung. 
® Meine Vorstellungen und Wünsche gehen 
eigentlich schon weiter. Bei großen und für 
unsere Verhältnisse noch zu teuren Anlagen 
ist die Verknüpfung von unmittelbarer Plan- 
eingabe, Massen- und Flächenermittlung und 
Ausschreibung schon möglich, auch die EDV- 
gesteuerte Planerstellung ist längst üblich. In 
einigen Jahren haben wir das sicher auch. 
® Vorbehalte gegen den Einsatz dieser Tech- 
nologien im Architekturbereich habe ich 
von meinem Berufsbild her eigentlich keine. 
Ich sehe vor allem die Entlastung von zeit- 
raubenden Routinetätigkeiten und erhoffe 
mir Freiräume für die eigentliche Architek- 
tenarbeit. 
® Die Personalstruktur der Büros wird sich 
allerdings mit Sicherheit ändern. Viele bis- 
her notwendige qualifizierte Tätigkeiten ent- 
fallen. Wenn im größeren Umfang auch in 
kleineren Büros EDV-Anlagen eingesetzt 
werden, mit denen man bald auch zeichnen 
kann und mehr, dann wird es für viele Mit- 
arbeiter kritisch. 
Dieser Entwicklungsschub steht in Aussicht ... 
® Ich werde immer wieder von Architekten 
angesprochen, die mich fragen, warum die 
enormen Möglichkeiten des EDV-Einsatzes, 
die wir z.B. aus der Industrie kennen, 
graphische Darstellungen usw. im Architek- 
turbereich, der dafür ja eigentlich prädesti- 
niert wäre, kaum zur Verfügung stehen. 
® Das hängt sehr eng sowohl mit der techni- 
schen Entwicklung und den Kosten der 
hard-ware, also der Anlagen und mit den er- 
forderlichen Entwicklungskosten der soft- 
ware zusammen. Für ein großes Industrieun- 
ternehmen beispielsweise war es schon vor 
Jahren möglich eine Großrechenanlage aufzu- 
stellen und auch die soft-ware nach Wunsch 
entwickeln zu lassen. 
Dies wäre im Architekturbereich theoretisch 
auch möglich gewesen; nur gibt der Markt die 
hierzu erforderlichen Investitionen kaum her. 
® Noch heute kostet eine Rechnungsanlage 
mit der elektronischen Planeingabe, gra- 
phische Darstellungen, Planzeichen und viel- 
fältige Programmverknüpfungen wie z.B. au- 
tomatische Massenermittlung und das Auf- 
stellen von Leistungsverzeichnissen möglich 
sind, kaum unter 250.000,- DM. Zuviel für die 
meisten kleinen Architekturbüros, zumal hier- 
bei die Kosten noch nicht berücksichtigt sind, 
die entstehen durch die Einfügung einer sol- 
chen Anlage in die Bürostruktur, Anlegen von 
Dateien, Umorganisation etc. 
Auch der Stand der soft-ware-Entwicklung 
für diese Anlagen ist z.T. noch so wenig 
praxisgerecht, daß im Prinzip auch noch die 
Kosten für laufende Programmverbesse- 
rungen zugeschlagen werden müssen. 
® Da im hard-ware-Bereich mittlerweile je- 
doch sehr kostengünstige und hochlei- 
stungsfähige Kleinanlagen zur Verfügung 
stehen, wird sich das Angebot auch im Archi- 
tektur-Bereich wohl sehr bald ändern. 
® Die entscheidende Schaltstelle ist hierbei 
wiederum die soft-ware Entwicklung. Mo- 
mentan stehen auf der Basis der neueren 
Kleincomputer hard-ware für den Architek- 
turbereich, Programme zur Verfügung, die 
überwiegend nur Teilbereiche abdecken und 
eigentlich als erweiterte Textverarbeitung zu 
sehen sind. Differenzierte Programmver- 
knüpfungen insbesondere mit elektronischen 
Planeingabemöglichkeiten sowie Graphik- 
und Zeichenprogramme, gibt es für diese Ge- 
rätekategorie z.Z. noch kaum. 
® Aber diese Lücke beginnt sich zu schlie- 
ßen. Ich weiß, daß bei einigen soft-ware- 
Entwicklern an umfassenden Programmauf- 
trägern aus der Bauwirtschaft gearbeitet wird, 
mit dem Ziel, die im Architekturbereich heute 
denkbare Möglichkeiten des EDV-Einsatzes 
auf der Basis von Kleinanlagen zu realisieren. 
Es wird angestrebt, nach elektronischer Ein- 
gabe der Entwurfsskizzen, sämtliche darauf 
folgenden Leistungsschritte im Zusammen- 
hang, d.h. _Baugenehmigungsunterlagen, 
Werkpläne und Detailzeichnungen, Massen- 
und Kostenberechnungen, Leistungsverzeich- 
nisse, Aufmaß und Abrechnung, mit Hilfe der 
EDV zu erstellen. 
® Dieser Entwicklungsschub steht in Aus- 
sicht, die Pilotprojekte werden in ca. 2-4 
Jahren in der Praxis laufen. Wenn die hohen 
Entwicklungsinvestitionen im soft-ware-Be- 
reich einmal getätigt sind, dann wird diese 
komplexe soft-ware-Kombination auch bald 
zu günstigen Preisen auf dem Markt erschei- 
nen. 
® Mit hoher Wahrscheinlichkeit könnte 
dann das „elektronische Architekturbüro“ 
zu Kosten deutlich unter 100.000,- DM mach- 
bar sein. Der Einstieg auch für kleinere Ar- 
chitekturbüros ist dann zumindest kein finan- 
zielles Problem mehr. Und einen gewissen 
Zwang zum Mithalten gibt es ja schließlich 
auch. 
® Momentan ist zu beobachten, daß kleinere 
Anwender unter den Architekturbüros zu- 
nächst mit einfachen billigen Anlagen, die mit 
Teilprogrammen arbeiten, einsteigen. 
In 3-4 Jahren sind die abgeschrieben, der Vor- 
lauf hat die interne Bürostruktur auf den 
EDV-Einsatz vorbereitet und wenn der 
Markt dann, wie ich vermute, die kostengün- 
stige hard-ware und soft-ware der neuen Ge- 
neration anbietet, könnte das wie ein Damm- 
bruch wirken. 
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