Von der Tätigkeit im „Modellblock
103” am Heinrichsplatz zu berich-
ten, heißt unweigerlich, die „zwei
Welten” zu thematisieren, den per-
manenten Übergangsstatus, der für
die Arbeit vor Ort ausschlaggebend
ist“
® Es gibt auf der einen Seite den
langen Abschied eines privaten
Sanierungsträgers am Tropf der Se-
natsverwaltung und des öffentli-
chen Geldes.
Ihm gehören noch 60 % der Grund-
stücke im Block. Auf diesen
Grundstücken wurde seit 1978 mas-
siv „entmietet”, etwa 500 Men-
schen aus ihren Wohnungen umge-
setzt, dazu fast 30 Gewerbetreiben-
de zur Aufgabe ihrer gewerblichen
Existenz veranlaßt. Das Verwer-
tungskalkül dieser Baugesellschaft
richtete sich auf massiven Abriß
und Neubau im Block und die soge-
nannte „durchgreifende Moderni-
sierung”. Dazu wurden hausweise
Planungen entwickelt und Moder-
nisierungsverträge mit dem Senat
abgeschlossen, die allesamt den in-
zwischen veränderten Leitlinien
der „behutsamen _Stadterneue-
rung” für Kreuzberg und den Block
widersprachen, aber auch den ver-
änderten ökonomischen Rahmen-
bedingungen, die zum sparsameren
Umgang mit den öffentlichen Mit-
teln zwangen.
Nach einem eineinhalb Jahre
dauernden reibungsvollen Anpas-
sungsprozeß mit der Bauausstel-
lung Berlin, bei dem der Senat aus
Rücksichtsnahme auf die privaten
Interessen die Kompetenz der Bau-
ausstellung nicht klarstellte,sah
sich dieser Sanierungsträger im Fe-
bruar 1981 schließlich veranlaßt,
seine Demission beim Bausenator
einzureichen. Der inzwischen auf-
gelegte Immobilien-Fonds für die
Grundstücke wurde im Handelsre-
gister wieder gelöscht. Die Gesell-
schaft erklärte sich zum ausschließ-
lichen Verwalter der Grundstücke,
bis ein Nachfolge-Sanierungsträger
benannt sei.
Da bis heute ein Nachfolger vom
Senator für Bau- und Wohnungs-
wesen nicht benannt ist, dauert die-
ser Übergangsstatus an, lediglich 3
Häuser erreichten die Durchfüh-
rung. Eins steht nach leidlicher Ab-
stimmung der Maßnahmen vor der
Fertigstellung, für die beiden ande-
ren spielt als Mittler das Bezirks-
amt den Bauherrn. Ein Nachfolge-
Sanierungsträger steht mit Stattbau
— vormals Netzbau — seit längerem
bereit, aber es geht um
„Aufwandsentschädigungen”, „Ko-
stenerstattungsbeiträge”, etc. —
kurz und grob um die „Ablösesum-
me” für den alten.
Solange vor Ort weiter mit „alten
Schläuchen” hantiert wird, kann
die offizielle öffentlich deklarierte
modellhafte Stadterneuerung nur
mit kleiner Flamme kochen.
® Und es gibt die zweite Seite der
‘Planung im „Block 103”, die
kleine Welt des Lebens vor Ort,
den Kiez, den Protest gegen die
Entmietung des halben Blocks und
die alte „Kahlschlagsanierung”,
den Widerstand von Mietern gegen
die kleinen Schikanen und die gro-
Allerdings wurden in den wenig-
sten Fällen diese sozialen Vorraus-
setzungen von den Trägern in die
Haus für Haus entwickelten Plan-
ungen umgesetzt. An dieser Ver-
weigerung der Sanierungsträger im
Block hat sich bis heute nicht viel
geändert. Der Grundsatz der Bau-
ausstellung: Hausversammlungen
und ein geklärtes Mietervotum vor
allen Maßnahmen und für die Mie-
te nachher, — wird im „Block 103”
von den Trägern toleriert (bis 1984)
aber nicht akzeptiert.
Dagegen stehen sicher auch ob-
jektive Gründe: z.B. wird den Ar-
chitekten der Träger der Mehrauf-
wand einer sozial abgestimmten
Planung und -durchführung nicht
vergütet, dahinter steckt aber vor
allem leider ein Machtspiel der Sa-
nierungsträger, die den „Eigentü-
mer”-Titel gegen die Planungskom-
petenz der Bauausstellung ausspie-
len. Der zweite Sanierungsträger
im „Block 103” blockierte das 0.2
Schwimmversuche im Packeis
„Modellblock 103” Zwischenbilanz
ße Entwurzelung — und es gibt die
Instandbesetzer in 9 Häusern, die
alle lange Zeit abrißreif leerstan-
den.
Begonnen hatte diese Protestbe-
wegung von unten bereits Anfang
der 70er Jahre, bei vielen v.a. auch
den Gewerbetreibenden im Stillen.
Die Wohnungsmieter klagten der
Betroffenenvertretung im „Mieter-
laden Dresdener Str.” ihre Sorgen.
Seit 1980 wurde auf inzwischen
über 60 Mieterhausversammlungen
im „Block 103”, die in Kooperation
mit der Bauausstellung durchge-
führt wurden, der Unwille über die
Planungen der Sanierungsträger
formuliert, die Instandsetzung der
Wohnungen und Häuser gefordert,
die Mitsprache der Mieter bei den
Maßnahmen, der Wunsch wohnen
bleiben zu wollen, die begrenzte
Mietzahlungsfähigkeit bei den mei-
sten.
atanıeurrei 90 (APH: LuxMod, Abriss Re-
miseBäckerei) Hier wühlte das APH-Samog-
Gesa-Trüffelschwein auch bereits im Spiel-
platz nebenan, Nr. 89-91. Im Frühjahr 81!
dann aber besetzt! Heute im EG ein einge-
frorenes Cafe, an der Fassade eine_Rittey
burg. A
’Manteuffel 97 ‚Marianne Teufel’ il
(BeWoGe, 3 Jahre leer) von Kindern und
Erauen besetzt, daher auch der Name
Mieterladen ]
„Mariannenplatz-Nord”, Manteuffel 22, seit
Jahren im Kampf um Verkehrsberuhigüng
und gegen Kaputtsanierung; (3 Minuten)
Pf Manteumtel 39 (Samog, 2 1/2 Jahre legr: Ab-,
'iß/Neubau; dann LuxusModernis.) einst.
Domizil von ‚ZOO-Meyer’, seit September 81
besetzt und von mietengeschädigten/Fabrik-
etagenbewohnern
aus der Skalitzer = zn 7
PX bewohnt Aaaet
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m Man teuffelstraße Spielplatz und
Zeit-der-Kirschen, Grünfläch»
standhaftes NichtraucherCafe, \V % x
{1 Minute) 5 N
Naunyn 85/84 Z
(GSG) Mietergemeinschaft zur Durchs
von Instandsetzungsforderung a X
Fabrik Mariannen 48, if
ein Ort, an dem hier alles angetangen hat im
Block. Domizil der „Fabriketagen-Initiative”
in den späten 70ern, mit dem Cafe Block-
Schok, berühmt durch seine Kiezküche,, den
schönsten Kellerfußboden von K 36 üınd das
musikalische Programm, vor allem im Som-
mer, wo der Blockrat gern hier tagt. Histo:
risch der Nutzungsvertrag mit der Samog
Ohne Rendite die Miete! Also echt ein Stück
befreite Erde. Metallwerkstatt, Orgonenfor-
schung u. Atemtechnik im Haus, Blockgärt:
nerei im benachbarten und instandbegrün-
ten Schulhof. Seit 81/82 auch Kindergruppe
ım Seitenflügel mit 10 Plätzen. Im Septem-
ber 82 bekamen die kleinen Besetzer endlich
ihren langerkämpften Nutzungsvertrag von der Sar
Naunyn 77-79 ‚Naunynstrand’ in
(Samog, Abriss Hh./LuxMod. Vhs.) Entmietungwer SW]
suche und Mietverweigerung hielten sich hier die Waa-
ge, sodaß das Haus ab 81 als besetzt gelten konnte.
Kern der Mietstreiker waren die Naunynstrandler
vom benachbarten, aber inzwischen eingegangenen Devesche
Nachbarschaftsladen Naunyn/Mariannen. Sie besetz-;
ten auch das Trümmergrundstück Nr. 79 (Senat) und
die 78 und machten einen schönen Garten daraus:
Kleintierhaltung, Gemüseanbau und Kinderaufzucht
im Sommer, Schrottplatz und Brennholz im Winter.
Holz-, Metall-, Schneiderwerkstätten, Redaktion der
Kiez-Depesche, französische Kolonie und türkische
HausmeisterFamilie. Von hier läßt Leo, der Hahn.
sein stetes Kikeriki über den Block _ertönen.— zum.
Ärger der Neubaunachbarn
aa] Die Ecke Manteuffel/Oranien.
A Letztes Grundstück, auf dem die Samog im
Manteuffel 40, 41 Block noch ein Neubau-Projekt durchziehen
(Samog; Mieter/Besitzervertreib., zT. 2 J. leer Will. Inzwischen haben sich jedoch die Be-
Abriss, Luxmod.) besetzt am 7.2.81; Ret- wohner eingeschaltet und stellen fest, was
tung des Fabrikhinterhauses, viel dringende; da gebaut werden soll. Die jetzige Lücke an
Bauarbeit, da große Schäden an den Gebäu- der Südecke ist von Bedeutung für das Mikro-
den. Einrichtung des BAUHOF, Material- klima im Block. Für das Grundstück selbst‘
und BauZentrale der Instandbesetzer. Tisch-| wird eine Nutzung aus dem Bedarf des Blok-
jerei, Druckerei, Kunst/Kabarett und Kom- kes angestrebt. Z.Zt. wird gerade die Fassa-
muneleben, ein Cafe im EG und ne Loggia de der Ora 2a bemalt und ein Informations-
im Dach (die beste Schokolade in K 36 für __pavillon aus alten Peitschenmasten errichtet.
nur 2,- Matk). Auf jeden Fall der harte Kern: if] Oranien 3 ‚Oh drei!’
ınter den 4 Samog-Ruinenjan der Ostseite: (Samog: Abriss Quergeb./LuxMod Vhs.;
if des Blockes, Zum ersten Mal besetzt am 6. Januar 81
Manteuffel 4250 Ö seitdem ständig Unterkunft für durchreisen-
(Samog’s Meisterstück fan Verfallstechnik: de BesetzerHeerscharen; im letzten halben
Abriss, Luxmod.) im Winter 81/82 besetzt Jahr jedoch Aufbau einer festen Bewohner,
und eisern gehalten — fie Bastion_im, Süd; gruppe mit interessanten Perspektiven: Inter:
Osten, nationales Musik-Tournee-Zentrum, ein An-
fang ist die PunkRockDisco der Club ‚Afteı
Eight’.«Trotz Kriminalisierung kein Frust!
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(Priv. Eigen
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zum Georg-v-Rauch-Haus“
7 Minuten A
ehemalig
zum Mariannenplatz Neun nat
1 Minute
Naunyn 72 FrauenStadtteilZentrum
auch Mariannen 6, Hhs. frühere Schokola-
den-Fabrik besetzt am 22.4.81, inzwischen
in Verhandlungen mit der GSW. Cafe und
breites Angebot an Workshops u. Gruppen,
auch für türk. Frauen. Unterstützt von IBA,
Ikea u. Netzwerk, ca. 60 Mitgliederinnen,
Kampf um’ volle Anerkennung und_ staatl
Finanzierung.
; zum WaldeKiez 6 Min.
BLOCK 77'
Sog. „besiegtes Gebiet”” (Kahlschlagsanie-,
rungsopfer), eine Art Niemandsland zum
WaldeKiez hin
ME
3
ro
nn
A
Bf SI —
Mariannen (‚Mary”) 48 \._..
{Samog: Abriss Stfl. + FabHhs.) verhindert d;
setzung im März 80, eins der ersten also. Hist«
de, in der sich der ‚Verein zum Schutz der Bl
mit Besetzern verbündete. Umgekehrt schützt
bestehende Kindergarten das besetzte Vorde
„Räumung. Sehr solide Instandsetzung, wint
8 7) gungsort des Blockrates. fl
Die Bäckerei Kraut + Rüben
mit dem Kaffeeausschank. ‚Oranien 15 „Die Krautis”, \
Strategischer Stützpunkt rungsmittel, Naturkosmetik und!
für Bauarbeiter, Jungge- dersachen und alternatives Schr
sellen, Instandbesetzer u. ./ Stützpunkt softer Logistik,
Planungskommissionen vor allem WER —
in den Morgenstunden. Tastandbessezt if aus|
»(März ‘83) Su)
Va Betrachtet von Norden OO
Freistaat Kreuzberg K 36
im Bereich des MariannenKiezes
Stand der Eroberungen: 21. März 1983
unter Berücksichtigung festerer Vorhaber
und bei füglichem Gedeihen des
| SELBSTHILFE- und
NACHBARSCHAFT e.V.
& SuN )
* Oranienstr. 13 * j
1 Berlin K 36 7 OO
KitZ| ein Machwerk Thi./Peter Block
1sder KIEZ-Depesche -