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KASSEL, Siedlungsbeispiel 1
Die Grünplaner lieferten dazu einen ideolo-
gischen Blanco-Scheck:
„Grün hilft überall und allen ...
Grün fördert das Wohlbefinden ...
Grün senkt Gefahren ...
Grün bildet ...
Grün hilft dem Städtebauer, gut gegliederte
Städte schaffen ...“8
Anhand von zwei Siedlungsbeispielen soll hier
überprüft werden, ob die Erwartungen einge-
troffen sind, ob sich die Argumente und
Begründungen der Konzepte als tragfähige
Grundlage erwiesen haben.
Wenn Konzept und Entwicklung beurteilt
werden sollen, müssen dazu die Kriterien der
Bewertung formuliert werden; vorweg also
einige Anmerkungen dazu
Alterung und Aneignung
Die Geschichte der Entwicklung und Verän-
derung von Siedlungen seit ihrer °’Fertig-
stellung’ bis zum aktuellen Zustand hat eine
besondere Bedeutung dür die Beurteilung
ihrer Qualität als Lebens-, Arbeits- und
Wohnort. Die Alterung und die Aneignung
des Wohnortes durch die Bewohner kenn-
zeichnen die in den strukturellen und mate-
riellen Vorgaben enthaltenen Entwicklungs-
potentiale.
Die Art und Weise. wie mit den Flächen
umgegangen werden kann, ist bestimmt durch
ihre Entstehungsgeschichte; sie wirkt als
Gebrauchsanweisung nach. Die Programme
und Realisierungen zum Wohnen stellen die
Thesen zu Experimenten dar, deren Trag-
fähigkeit sich erst an der Alltagspraxis der
Bewohner erweist. In den realisierten Lebens-
und Wohnmöglichkeiten kommt also die
Qualität der Planung - bis in viele Material-
und Technikdetails - zum Ausdruck, die darin
besteht, daß sie mit der strukturellen und
materiellen Elementierung die Spielräume
möglicher Handlungs- und Verhaltensweisen
vordefiniert. Es geht um die Frage der
Nachhaltigkeit: Sind die realisierten Pla-
nungen statisch hinsichtlich der Stabilisie-
rung der Ausgangssituation; also nicht an
aktuelle und sich verändernde Lebensverhält-
nisse und Wertvorstellungen durch die
Bewohner anzupassen bzw. neu zu interpre-
tieren und deshalb funktionsfremd? Sehen die
Wohnstandorte immer aus wie neu, geht das
Leben spurlos an ihnen vorbei? Oder sind die
realisierten Planungen die alterungsfähige
Grundlage und der Freiraum für Kontinu-
ierliche Ergänzungen, ’Verfertigungen’ beim
Gebrauch und Neuinterpretationen durch die
Bewohner? Sind in den Vorgaben Verfügungs-
und Handlungsspielräume enthalten, als Basis
autonomer Entscheidungen zur Entlastung
und Ergänzung der Alltagsproduktion?
Macht die strukturelle und materielle
Organisation des Wohnens uns abhängig von
äußerer Verwaltung oder enthält sie die
Möglichkeit und Freiheit, Dinge für uns selbst
und auf unsere Weise zu tun?
Nicht nach Bedürfnissen soll gefahndet
werden. „Bedürfnisse sind ein Ergebnis von
Lernerfahrungen. Insofern sind sie determi-
niert auch durch die kognitiven Fähigkeiten,
die ein Subjekt im Laufe seiner Lernge-
schichte hat entwickeln können; durch die
Enge oder Weite des Erfahrungsfeldes. zu dem
es Zugang hatte.“!9
Wenn Freiräume/Grünflächen auf ihren
Gebrauchswert untersucht werden sollen und
auf ihre Fähigkeit zum Lebensunterhalt
beizutragen, kann dies nur von den ”feld-
abhängigen’ Bewohnern aus geschehen, die
die ’Produktion der Reproduktion’ bewälti-
gen müssen und deshalb ihren Wohnort auch
als ’Arbeitsplatz’ wahrnehmen: Kinder, Müt-
ter, Frauen, Rentner, Arbeitslose, Feier-
abender.!! Haben sie die Chance, etwas für
sich zu tun, was sowohl ökonomisch als auch
sozial wirksam werden kann?
Alterung, Entwicklung und Anpaßbarkeit
eines Lebensortes etablieren sich erst durch
seine kontinuierliche ”Pflegbarkeit’; durch
kleine aber häufige Investitionen, Initiativen,
Fertigkeiten und Verfertigungen vieler Be-
wohner.
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