Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1984, Jg. 17, H. 73-78)

che unter der Arbeitshypothese, daß ein Ich will das an vier Aspekten dessen 
Gebäude, wenn es so genau durchdacht, verdeutlichen, was die Modernen „Ge- 
; so handlich, unauffällig und zweckmäßig brauchsform“ oder „Leistungsform“ 
wäre, wie diese einfachen Gebrauchsge- oder „Zweckform“ oder „Grund der 
genstände, vielleicht kein Schuppen Form“ nannten. 
Zeh ars sondern ein Haus VON TAUGF. 1) Die Gebrauchsform entwickelt sich 
neuen Methoden hergestellt, aber eben U nr OreN 
* . - T T. 9 
AO Boden dieser Industriekultur ohne Erfinder. Das macht ihre „Persön- 
Das, meine ich, diese Hypothese, daß lichkeit“ aus. Die Gebrauchsform ist 
man über Brauchbarkeit wieder Heimat Ausdruck ihrer selbst. Sie 151 schr SH 
herstellen könne, ist der utopische Kern N SS8 ROLE Niemand art tat 
8 der frühen Moderne. Der immer wieder- daß ein Stuhl, je weniger er Ware un 
n holte Gebrauch der Wörter „ehrlich“, Ausdruck eines Designers und je mehr er 
© echt“, „gläsern“ in den Verlautbarungen °10ß ein Stuhl ist, so etwas wie eine Per- 
dieser Zeit belegt das Bemühen, jede SON ist. Das ist wichtig. Denn oft hat es 
Übertünchung vermeiden, endlich‘ zur den Anschein, als ob Zweckhaftigkeit die 
Sache kommen zu wollen. Die Hoffnung Dre N Fur O8 zum er 
geht auf eine durch Brauchbarkeit stabi- Die SEA N UNI DEUSE davon dal ec 
lisierte Umwelt. Mit der Werkzeughaf- Zweck ET haufig ; T Vergangenheit 
tigkeit soll die Heimat all dieser tausch- N G 
wertlosen Gerätschaften - das „Dorf“, nicht die Zwecke der Ben N N der 
des Schuppens heranmachte, näherte wieder hergestellt werden. Nun wissen EEE AR IL OR er 
man sich dieser heiklen Aufgabe zu- wir heute, daß eine solche Utopie schnell Hausa entümer und. ihrer  deolopen; 
nächst über.Gegenstände von der Größe in eine banale Illusion umschlagen kann: das vr ein aggressiver Herstellungs- 
eines Stuhls, eines Bestecks oder - wie Dann nämlich, wenn die realen Ent- funktionalismus, das gerade Gegenteil 
Loos in diesem Aufsatz, - einer „Zigaret- stehungs- und Verwertungsbedingungen von dem; der in der klassischen Moderne 
tendose“. aus dem Blickfeld geraten, womöglich tendiert war. Die Gebrauchsform je- 
In diesen Alltagswerkzeugen fand man die alten Handwerkskünste dazu herhal- denfalls. ist ersönlich“ Hugo Häring 
Etwas, was inzwischen unter dem Tiktat ten müssen, mit unzeitgemäßem Auf- einer der  GebrauchsfunktionalistenJenet 
schnellebiger Verkleidungsmoden schon wand das „Dorf“ noch einmal zu insze- Jahre, versuchte diese Eigenart mit seiner 
fast abhanden gekommen war: Stabili- nieren: Das war das Falsche an der Echt- ständıe. wiederholten Forderung nach 
tät, Redlichkeit, Verständlichkeit, ja so- heit des Schmitthennerschen Heimat- N ndividuier un * Rechnung zu tragen 
gar Menschlichkeit. Diese ornamentlo- stils. Doch gerade mit Blick auf diese Übertragen a auf mein eingangs gebrauch- 
sen Werkzeuge harten einen (in Loos’ Rahmenbedingungen einer dinosaurier- {0x Bild m. Schuppen war Härmgs Rat: 
Worten) „Zusammenhang mit uns“, haften Technik, von erschöpften Natur- Wenn der  Schunnen wieder. ein Ding 
hatten „menschlichen Zusammen- vorräten und immer weiter wachsender mit einem Wesen N Derden soll, müssen wir 
hänge!“ und so beginnt die Moderne mit Arbeitslosigkeit, gewinnt diese Utopie nicht unsere Individualität, sondern 
kleinen Gebrauchsgegenständen: Versu- neue Überzeugungskraft. seine zum Ausdruck bringen. Aber lassen 
wir ihn selbst reden.: (1932) 
Leberecht Migge KREI/LAUF i /TOFFE 3 „:.. €S handelt sich bei der Arbeit an der 
"Kreislauf der Stoffe” METROCLO +--z+ DUNG/ILO 1 AHMUTZWANER + GARTENBEET Form der Leistungserfüllung nicht um 
Detail-Schaubild einer bodenproduktiven : = . die Verwirklichung der Individualität des 
Era EURE EL zn.“ Ü Künstlers, sondern um die Verwirk- 
- = De lichung der Wesenheit eines möglichst 
u vollkommenen gebrauchstechnischen 
* Ber a Gegenstands.‘“ Das klingt ein bißchen 
schwülstig, aber für mich ist Vater Hugo 
(schon seit zwei Jahrzehnten) deshalb so 
spannend, weil seine „Form der Lei- 
a stungserfüllung“ eben nicht wie bei fast 
allen anderen Gebrauchsfunktionalisten 
eine auf das bloße Funktionieren redu- 
zierte Maschine ist wie etwa bei Hannes 
Meyer: „Der Grundriß errechnet sich aus 
8 folgenden Faktoren ...“ Häring hatte er- 
LE ; kannt, daß Gebrauchsformen etwas 
nr ra diametral anderes sein müssen als die 
: | E m ER ergonomisch optimierten Maschinen 
ea Oi von Taylor. Was dieses völlig Andere 
EN 7 EA war, hat er, glaube ich, nie begriffen, 
A weshalb seine vielen Schriften immer 
Rn bar nf m BRHENTHRE nebulös bleiben. Aber wenigstens in der 
FE ES Al {| ro Negation hat er’s erahnt, daß diese 
„111 Fließbandrationalität ja das Problem 
A nicht lösen konnte. Auch findet sich bei 
Häring schon eine Ahnung davon, daß 
Hüso Hörtag auch die Technik selbst eine andere wer- 
Haus Werner Schmitz den müßte, eine dienendere, handlicher 
Entwurf und Ausführung 1950 und wärmer als diese eisernen und star- 
Hauptgeschoß, Schnitt, Ansicht ren Konstruktionen, wie sie unter dem 
Diktat der Warenkonkurrenz üblich wa- 
ren. Er schreibt: „Eine neue Technik, die 
mit leichten Konstruktionen, elastischen 
und schmiegsamen Baustoffen arbeitet, 
wird das Haus nicht mehr rechteckig und
	        
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