Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1984, Jg. 17, H. 73-78)

bauindustriellen Entwicklung. Nicht zuletzt numerisch ge- ihnen, soll man sich kein Büro der Zukunft mehr ohne Com- 
steuerte Produktion hat in Konkurrenz zum anpassungsfähi- puter und insbesondere CAD vorstellen dürfen. Selbstsicher 
geren Baugewerbe Produktionsvariabilität statt Produktva- verkünden die Hersteller: „An CAD kommt künftig niemand 
riabilität realistischer werden lassen. Das Gesetz der großen vorbei.” Auf der anderen Seite sieht eine nicht eben geringe 
Serie gilt nicht mehr uneingeschränkt für Industrieroboter Zahl von Architekten diesem Trend mit eher gemischten Ge- 
der zweiten Generation. fühlen entgegen. Sie reagieren besonders sensibel auf den 
Angesichts solcher Tatbestände verschleierten Blickes Gedanken, daß ihre Tätigkeit in einem unzumutbar hohen 
uneingeschränkt auf die althergebrachten Entwurfsmetho- Maße von einer Maschine beeinflußt oder gar kontrolliert 
den zu vertrauen, hieße wohl Blindheit an den Tag legen. Lei- werden könnte. Wird hier den Sehnsüchten der Architekten 
sten kann sich diese Auffassung vielleicht, wer nur noch zehn „schön zu malen und hehren Gedanken - der schnöden Wirk- 
oder fünfzehn Jahre über die Runden zu retten hat. Wer aber lichkeit entrückt - nachzuhängen” (Der Spiegel) der Garaus 
über das Jahr 2000 hinaus im Bauen und in der Bau-Kunst gemacht? Weniger bissig ausgedrückt, diese Gruppe sieht die 
mitreden will, der ist gut beraten, sich auf die Entwicklung Kreativität ihrer Arbeit zunehmend gefährdet. 
der Datenverarbeitung einzustellen. Das sollte sich jeder Stu- Planen und Entwerfen heißt ja kreativ sein und es sind na- 
dent dieses Fachbereichs hinter die Ohren schreiben, wenn türlich die kreativen und nicht die mechanischen Arbeitspro- 
ihm dreist das heute laufende Spiel auf der Bühne der Archi- zesse, die das Interesse des gestaltenden Architekten finden. 
tektur noch soviel irdische Paradiese vorgaukelt und das Die gewohnte Assoziation, die sich beim Stichwort Kreativi- 
Glück im Zeichenstift verheißt. Dieses Schauspiel wird sich tät einstellt ist das Zeichenbrett, die Skizzierrolle und die ver- 
früher oder später selbst entlarven als ein mehr unbewußter trauten Arbeitsmittel Tusche, Zirkel, Kurvenlineal, all die 
Selbstbehauptungsakt, als ein Abwehrzauber eines sich zu- selbstverständlichen Handwerkszeuge ganzer Konstruk- 
tiefst bedroht fühlenden Standes. (Nicht, daß nicht auch dies teurs- und Studentengenerationen. Warum aber gerade das 
eine Art kulturellen Ereignisses wäre. -) Denn hier findet sich mit herkömmlichen Mitteln Produzierte Ausdruck eines 
eine Barriere, hinter der ein anderes Denken beginnt, eine unabhängigen Gestaltungswillens sein soll, ist weder per de- 
Barriere, die von der heute tonangebenden Architektengene- finitionem gegeben noch sonst irgendwie unmittelbar einzu- 
ration nicht mehr überwunden werden kann: Der Zeichen- UA 
stift ist nicht einfach gegen den Lichtgriffel oder den Curser er eelereee ETEEEEREEEE ee r eek et 70. are, Se Ze nOn, SEE EEACAEE rn E EEE En SE HATTEN 
austauschbar. Hier eröffnet sich tatsächlich mit dem Medium Sie nee 
auch ein neuer geistiger Raum, der vorerst noch eng und pri- rer e era teta tee genen rennen garage a gef eg rare Ta Par eRereReEUSCEORCELUnA LTE PTR TF FERNEN A ERA LSA LETAPATAPEMTALS TAT W TAGE EC ECOLHN N 
mitiv wirkt, der aber womöglich die Schleuse zu kategorial 
neuen Anschauungsweisen ist, die den Alten verschlossen 
bleiben. Einer von fünfzig lernt nicht mehr spielend program- 
mieren, und CAD bliebe für ihn immer nur eine Krücke - 
ein Generationsproblem also auch. Er hat seine Entwurfsme- 
thode, auf die er vertraut: jenes Aneignen einer Aufgabe, ihre 
wechselnde Reflexion in allerlei Skizzen, die synthetische 
Verdichtung des Problems zu einer Ganzheit, die inkubiert 
und ausgetragen wird und sich neuerlich in klärenden Skiz- 
zen niederschlägt. So ist die Zeichnung sein Abstraktions- a 
und Konkretionsmedium zugleich. An die analytischen ) 
Exerzitien zur Planungsmethodik, die Anfang der siebziger + 
Jahre zelebriert wurden, denkt er eher mit Abscheu. Jetzt 
sieht er sie auf ein anderes Niveau gehoben und sieht es miß- ” 
"ME und unfähig, mit seinem Vorstellungsvermögen zu A = 
olgen. “ 
Wie könnte man am Bildschirm fabulieren? Was wird ; 
einem denn da an Anregungen zurückgegeben? Ersetzt am 5 
Ende ein Zufallsmoderator jene glücklichen Einfälle, die 
einem kommen können, der seinem Bleistift freien Lauf läßt? 
Wir werden sehen. Vielleicht wird es uns Alten noch vorge- 
führt. Ich für meinen Teil, um der Betrachtung noch diesen 
persönlichen Aspekt zu geben, muß mich wohl unter diese 
„Alten” rechnen. Ich sehe mich daher demgemäß auch im 
traditionellen Entwerfen verhärtet und auch gefangen in 
jenem magischen Definitionszirkel von Architektur. Den 
hier vollzogenen spekulativen Rundgang hätte ich daher auch 
kaum gewagt, ohne mir zuvor einen kleinen Einblick in das 
Mysterium des CAD verschafft zu haben. Es bleibt gleich- 
wohl ein Blick von draußen. 
Michael Pawelski, Joachim Winke 
Kaum noch ein Bereich im Architektur- bzw. Ingenieurbüro, 
den die Computerindustrie nicht mit dem Präfix „computer- 
unterstützt” versehen haben möchte, oder bereits versehen 
hat. Computergestütztes Zeichnen, Entwerfen, Konstruie- 
ren, Berechnen, Testen, Simulieren etc. bricht sich mit aller Sa er DEE tie 
Vehemenz zunehmend Bahn. Sehr zur Freude der Compu- 2 tet TO TE Sage EEE 
terhersteller und ihrer Vertriebsfirmen. Und geht es nach Te SESEUHEARSERESBSOTSENTSUTTET SEE Turin THEATRE Arne EEE EG AGERAAETEMAEOSENANEEOTGUAELALLOLLANANANG, 
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