Ulrich Linse
ANG
ÖKOLOG G
(:.) A a EEE a in en Gen Em U BE SEIEN en möglichsten Schonung für alles Lebendige, und den Krieg angesagt
pas durch den Wiederaufbau vor sich ge‘ anze Landstriche und Städte werden ; »
verwüstet (...) Ist es denn notwendig, daß unsere Flüsse vergiftet, daß unsere Luft ver- jeder herzlosen Ichlehre”. Als zentrale Botschaft verkündet das
oestet wird? Ist es denn notwendig, daß unsere Wälder abgeholzt, unsere Wiesen zu Buch die „Rechtsanerkennung und, daraus hervor; gehend, Achtung
Odiand verwandelt werden müssen? All das wäre nicht notwendig. Es ist heute mög- und Schonung des Lebendigen”. Ausdrücklich bezieht Wagner die-
lich, den Fortschritt und den Schutz der Natur miteinander zu versöhnen, wenn man sen Gedank hlauf den M h edel Pfl
nur ein wenig guten Willen hat, wenn man nur, und das ist das, was unserer Zeit heute N anken Sowohl au en LENSC en wie die Tiere und Pflan-
am meisten fehlt, ein wenig Liebe hat. zen, die alle aufgenommen sind in seine Botschaft „des Lebens in
Diese Liebe fehlt den meisten Unternehmern, sie denken nur an Gewinn, sie wol- Liebe” Insbesondere der Wald und die Blumen sind ihm unmittel-
len nur möglichst schnell etwas hinstellen und sie denken nicht daran, daß sie damit bar Wied : rar - & x .
ihren Kindern und Kindeskindern etwas wegnehmen, das nicht zu ersetzen ist. ar WIE erspiegelung des Göttlichen. Bei Wagner endlich wird die
Denn ein Wald, der einmal abgeholzt ist, ist abgeholzt, die Wiese, die einmal zer- Volle Dimension von Ökopax sichtbar: Frage 67 seines „Neuen
stört ist, ein Stück Sumpfland, das um jeden Preis trocken gelegt wird, all das ist nicht Glaubens” lautet:
wieder herzustellen. Wir haben einen Prozeß vor uns, einen Prozeß der Naturzerstö- )
rung und dieser Prozeß muß uns zur Abwehr aufrufen. Seit Jahren nehme ich am „Was weißt du von der Aufrichtung eines Friedensreiches unter dem Banner des
Kampf gegen die atomare Rüstung teil. Die Atombombe ist (...) in Wirklichkeit Neuen Evangeliums?
der ausgeprägteste Ausdruck unserer Lieblosigkeit, unserer neotechnischen Brutali- Antwort: Auch die Tierwelt wartet auf ihren Erlöser, ja selbst die Pflanzenwelt und
tät. Die Atombombe ist das deutlichste Beispiel für einen blinden Fortschritt. Und die ganze Natur.- Ja, siehe: Sehnsuchtsvoll und zitternd harren sie schon seit Jahrtau-
wir, wir Menschen, denen daran liegt, Fortschritt und Menschlichkeit miteinander senden auf einen Erlöser, auf einen Heiland, der ihre natürlichen Rechte voll aner-
zu verbinden, wir müssen für einen sehenden Fortschritt kämpfen. Das heißt, alle kennt und zu voller allgemeiner Anerkennung zu bringen vermag. - Aber wann wird
Attentate auf das Lebendige abwehren, alle diejenigen deren Motive nur Gewinne, der kommen? - Und welcher Wegbereiter wird sein Johannes sein? - Frage nicht! Ich
nur die Macht ist, in ihre Schranken zu weisen” und du, und der und jener, und jeder volle Mensch ist hierzu berufen, und wer dieser
. . Mn : F hohen heiligen Berufung nicht folgt, hat dafür Verantwortung und Sünde. - Und dir
Auch Robert Jungks historisches Gedächtnis (er ist Jahrgang und mir und jeglichem gilt die Mahnung:
1913) reicht bis zum Ersten Weltkrieg zurück: In einem be- So lang du ihre Freiheit nicht gepredigt,
wegenden autobiographischen Zeugnis über seine Knabenzeit du En ee ee En EEE
an x x rst wann du sie hast aller Welt verkündigt,
hat er erzählt, daß ihm kein anderer als der durch den Ersten Welt- Bist du vollkommen in dir selbst entsündigt”
krieg zum glühenden „Friedenshetzer” gewordene jugendbewegte
Anarchist Ernst Friedrich mit seinem Berliner „Anti-Kriegsmu- Bei Wagner laufen zwei Traditionslinien zusammen und lassen ihn
seum” die Augen für den Schrecken des Krieges geöffnet und ihm zum beredten Verkünder von Ökopax werden: Er ist zum einen
die kindliche Begeisterung für Fahnen, Uniformen, Marschmusik Nachfahre der Romantiker: zum anderen kommt in ihm der heimi-
und Sieg und Ruhm auf dem Schlachtfeld endgültig ausgetrieben sche Pietismus in radikaler Form zum Durchbruch, der in apokalyp-
habe. tisch-chiliastischer Erwartung das Reich Gottes, das Friedensreich,
Aber mit dem Ersten Weltkrieg ist kein Anfang der deut- in welchem „die Schwerter zu Pflugscharen” geworden sind und der
schen Traditionslinie des Okopax erreicht, sondern nur eine Phase Löwe friedlich neben den Lämmern weidet, als irdische Existenz-
der Beschleunigung und Radikalisierung. Der Weg führt uns weiter möglichkeit begreift. Kein Zufall, daß die Generation der deut-
zurück ins 19. Jahrhundert. 1895 veröffentlichte der schwäbische schen Anarchisten um 1900, so Gustav Landauer, zu seinen Ken-
Kleinbauer und Grübler Christian Wagner in der Form eines kate- nern und Verehrern zählt (so wie später Hermann Hesse, Kurt Tu-
chismus das Büchlein „Neuer Glaube”, ® in dessen Vorwort es pro- cholsky und Karl Kraus, und heute etwa Hermann Lenz, Thomas
grammatisch heißt: „Ich habe das Evangelium gepredigt von der Bernhard und Peter Handke).
Frauenlandkommune Schwarzerden / Rhön in den 20er Jahren bei der gemeinsamen Heuernte
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