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29 (bau-Rolonie Eden
ce. 6, m. D.
® 7 Oranienburg bei Berlin
SEmbm x Bodenreform- Wolonie!
zu Conan bug - Cole DeimfättenErbbaurecht, — Finfamilienhäufer im
Haßstab 75000 Barten, mozu ev. die Bau- u. Kreditgef, nı. b. H. Oranien-
burg-@Ebden Anmärt.-Hypothet gibt. — Genoffenfchaft:
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. 4°. Schuldverfchreibungen.
(Profveft. Sayuna und IMnftrierter Bericht für 30 Big. in Warfen.)
Otto Jakisch (1.),
Geschäftsführer
der Siedlung
Eden, begrüßt
den Naturarzt
Dr. Stründmann
auf dem 8. Int.
Vegetarier-
Kongreß in
Eden, 1932
Lageplan der
Siedlung Eden,
Ausschnitt
Genossenschaft.” Peter Kropotkins Lehre von dem harmonischen revolutionäre letztlich elitär, d. h. massenfeindlich, stadtfeindlich
Zusammenwirken von „Landwirtschaft, Industrie und Handwerk” und teilweise auch technikfeindlich eingestellt waren. Ein rot-grü-
wird hier anti-städtisch ausgelegt - es gelte „die Verbindung des nes politisches Bündnis scheiterte so schon in den Anfängen.
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Menschen mit der Erde” wiederherzustellen, und zwar nicht durch Mit der Währungsreform von 1924 hörte dann auch die linke
„Reförmchen” wie bei den Wandervögeln oder Naturheilvereinen: Sj;edlerbewegung zu existieren auf. Wiederum wird der „grüne”
„Es gibt nur eine Radikalkur, die heißt: Reißt die Städte niederund Protest der Siedler nun das Monopol völkischer Kreise, besonders
bildet freie, ländliche Kommunen und freie handwerkliche Genos- ger Artamanenbewegung. Wesentlich schuld an diesem Zustand
senschaften.” So wird sich der Sozialismus nicht in und aus der Stadt pat die Tatsache, daß die nach dem Ersten Weltkrieg sich anbah-
entfalten können, sondern nur auf dem Lande in Kooperation zwi- nende Zusammenarbeit zwischen „grünen” Siedlern und anarchi-
schen ländlichen Siedlungen und handwerklich-industriellen ge- stischer Arbeiterbewegung als Kern einer rot-grünen Allianz 1925
nossenschaftlichen Unternehmen. So standen die Ideen bereit, endgültig zerbrach. Am kurzzeitigen Erfolg ebenso wie am länger-
und der Hunger nach Brot war während der Inflationsjahre groß ge- fristigen Mißerfolg hatte der bereits erwähnte Antimilitarist und
nug, um die Hoffnung auf eine Massenaktion, auf eine sozialisti- xkgolibertäre Paul Robien den entscheidenden Anteil. Er war der
sche Revolution auf dem Lande zu erwecken, nachdem doch be- erste, welcher unter der Parole der „Naturrevolution” die Tradition
reits die Erhebung in den Städten gescheitert war. Vom 1. bis 3. ger bisher bürgerlichen Heimat- und Naturschutzbewegung mit
Januar 1921 trafen sich auf Vogelers Barkenhoff die Siedlungs- den Idealen des revolutionären kommunistischen Anarchismus zu
Revolutionäre zur ersten „deutschen Siedlungskonferenz”, um versöhnen suchte:
einen gemeinsamen Aktionsplan auszuarbeiten,; der Kropotkins
Forderung nach der „Eroberung des Brotes” durch eine Art symbo- „Auf beiden Seiten wird gefehlt. Ein Anarchismus ohne naturwissenschaftliche Er-
. . kenntnis, ohne Erkenntnis der Notwendigkeit des Naturschutzes ist ebenso undenk-
lischer Landbesetzung Nachdruck verschaffen wollte. In einer bar wie eine Naturwissenschaft ohne Erkenntnis der Notwendigkeit der Hegrschafts-
gemeinsamen Aktion mit den Arbeiterparteien und ihren Gewerk- losigkeit des Menschen. Wir müssen uns da auf einer Basis einigen (...) 7
schaften sollten am 1. Mai 1921 zehn Millionen Werktätige zu ; . . nn
sinem Demonstrationszug aus ihrem „Grabgewölbe”, der Stadt, Als deutlichsten Ausdruck des gemeinsamen Aktionsbündnisses
hinaus aufs heilende Land ziehen und mit dem Ruf „Brot! Sonne! druckte der anarchistische Verlag „Der freie Arbeiter” im Jahre
Luft!” ihrer Forderung nach Sozialisierung der Scholle Nachdruck 1921 Robiens Aufruf „Naturfreunde! Revolutionäre!” 7), um so
verleihen. Die angesprochenen Arbeiterparteien freilich verweiger- %Uuch die Arbeiterschaft für den Naturschutzgedanken zu gewin-
ten jede Mitarbeit an der „Siedlungs-Aktion”. Der Ornithologe Paul CN:
Rob ien, der damals die gescheiterten Gespr; äche insbesondere mit „Die Natur ist in Gefahr! Die Natur, die uns nach harter Fron erlösende Feierstunden
dem „Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund” führte, formu- gibt, die nach Jahrhunderten des Wartens, der Sklaverei, der befreiten Menschheit
; za h7 : : tar. ginst Brot und Gesundung geben soll! Täglich häufen sich die Beweise von der Miß-
lierte die hier erstmals sichtbar werdende Kluft zwischen Arbeiter handlung, dem Mord der edlen Kreatur. Eine Dreiviertelmillionen-Armee von Jä-
schaft und radikaler Okologiebewegung: *” „(...) es läuft auf einen gern - volksfeindlichen Elementen - arbeitet täglich in schamloser Offenheit und
Kampf zwischen zwei Weltanschauungen hinaus, auf einen Kampf Brutalität an dem Untergange der kärglichen Reste unserer einst formenreichen Tier-
z 19) . . welt, Bodenentwässerung, Waldschlächterei, Industrialisierung und das Wachsen
zwischen Marx und Kropotkin, der erst Jetzt voll aufflammen der Großstädte - dieser Lust- und Seuchenherde, die die Luft durch ihre Schlote, die
wird (...) Marx begeisterte sich für den Industriekapitalismus, Kro- Gewässer durch ihren eklen Abgang vergiften - rauben den noch bestehenden Tier-
potkin lehrte als Naturforscher die Eroberung des Brotes als erste und Pflanzenformen eine Daseinsbedingung nach der andern. In Eee Gier
. & . AL . errafft dieses furchbare, in Todeskrämpfen sich windende Wirtschaftssystem die
Bedingung für den Aufstieg des Menschentums, für jede revolutio- Schätze der Erde, um sie nutzlos zu vergeuden. Der bestehende Naturschutz, ledig-
näre Bewegung.” Marx erkenne nicht die Bedeutung „der Scholle, lich von bürgerlichen Kreisen ausgeübt, genügt nicht mehr, um dem Greuel Einhalt
der Allmutter Erde”, er gehe nicht von der „landwirtschaftlichen zu tun. on
Pr x x 2 Naturfreunde! Revolutionäre! (...)
oduktion als Hauptfaktor menschlichen Daseins aus, obwohl Zeiget, daß auch im werktätigen Volke wahre Naturfreunde, wahre Naturerkennende
man nur „auf dieser realsten und natürlichsten Plattform ein Ge- leben. Helft die Natur schützen vor den Vernichtern ihrer Werte und unserer Zu-
bäude aufrichten” könne. Dies zeigte die „Naturwidrigkeit” der kunft! Laßt nicht zu, daß dies sinkende Herrengeschlecht uns eine Wüste als Erbe
n nn een NEED Wed n hinterläßt (...)”
Marxschen Lehre. Denn heute sei „die vernünftigste Tätigkeit (...)
die Beschäftigung mit der (...) Muttererde” deshalb werde nun Im Rückblick scheint es erstaunlich, mit welcher Selbstverständ-
auch in der Siedlertätigkeit eine Umkehr sichtbar: der Landflucht lichkeit hier Arbeiter- und Ökologiebewegung zusammenfanden,
folge die Stadtflucht aus dem „Sündenpfuhl der Großstadt”. ohne daß es vorher zu einer theoretischen Klärung der gemeinsa-
Wenn auch die „Siedlungs-Aktion” eine bloße Episode blieb,so men Plattform gekommen war. Es reichte damals die Praxis der
macht sie doch eines deutlich: Nach dem Ersten Weltkrieg formier- _Land-Siedlung als verbindende Klammer aus. Sobald jedoch inner-
te sich um die Siedlungsbewegung eine „grüne” Aktion, welche halb der anarchistischen und syndikalistischen Arbeiterschaft die
deutlich anarchistisch ausgerichtet war. Es gelang ihr jedoch nicht, Siedlungswelle wieder abflaute, kam es auch zur Beendigung der
ein Bündnis mit der städtischen Arbeiterschaft und deren Partei- Zusammenarbeit mit der „naturrevolutionären” Okologie. Dabei
und Gewerkschaftsorganisationen einzugehen, da die Siedlungs- _dünkt es uns, daß beim Bruch des „Freien Arbeiters” mit Robien im
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