lie nicht widerlegbar ist - die Vorahnung der
Gefangenenschaft, in der man sich beiden Manfred A. Kovatsch
würde — das ängstliche Schielen bei jedem
Architekturerlebnis, ob das Urteil richtig ist, ° ;
das im Grunde nur von einer Person bestätigt M d
werden könnte ... Ist es das, wohin die Ent- 33999 von ustern, 1e einen
wurfskontrolle durch das Herz führt? Kann °o ° 99
ich wirklich Farben danach prüfen, ob sie gewöhnlichen Ort lebenswert machen
mein inneres Licht berühren? Kann ich mit
mir selbst in Frieden sein? Kann ich alle Ent-
urfsergebnisse mit geschlossenen Augen . x
hen: Kann ich schaffen wie die N Natur? Is Notizen zu Christopher Alexanders „Pattern Language””*
des Menschen „zweite” Natur nicht, zu
reflektieren und sich möglicherweise unna-
türlich zu verhalten? Und gibt es nicht auch „Alexander should go on to build and by so Problems (pattern of a problem) und dem
sine Architektur für schlechte Menschen, ja doing, accept responsibility for his analysis. Prozeß des Entwerfens sah, bilden zusammen
von schlechten Menschen? Kann ich meiner Team 10 are all builders by nature and tend to mit dem um ein Jahr früher erschienenen
Individualität, ja meiner Eitelkeit entsagen — be nervous — if not suspicious — of those who ‘Community and Privacy’ das erste Manifest
und dafür in Anspruch nehmen, das Naturge- proceed from one research to another ”“) einer Bewegung, dem Entwerfen eine ratio-
setz zu vertreten? nale Basis zu geben. Beide Arbeiten sind in
Zweifellos kann man Teile beispielsweise D iese Art der Kritik, von denjenigen der Harvard entstanden, erregten erhebliches
des „Linz Cafes” so lesen. Ich weiß nicht, ob Profession, die bauen, gegenüber Aufsehen und verursachten heftige Kontro-
es eine Alexander-Gemeinde in diesem Sinne denen, die „nur” schreiben bzw. forschen, ist versen.
gibt; aber man könnte sich eine vorstellen. nicht untypisch. Der Grund für die oben Ein wesentlicher Teil von Community and
gemachten Bemerkungen waren Alexanders Privacy’ beschäftigt sich mit dem Problem des
Erläuterungen zur Reorganisation eines städtischen Wohnens. Es wird nach einem
Der zeitlose Weg des Bauens in Alexanders landwirtschaftlichen Dorfes für ca. 600 _Ordnungsprinzip gesucht, „mit dessen Hilfe
Verständis ist jedem zugänglich, dem Laien Bewohner in Indien („The Determination of eine physische Umwelt geschaffen werden
sogar eher als dem Professionellen. Er setzt Components for an Indian Village”). Diese kann, in der der Stadtmensch sein Meichpe”
die Überwindung des Sündenfalls voraus; Ausführungen wurden 1964 in das Buch wicht wiederfindet””. Mit funktionalen
also die Überwindung aller Verbildung. Aber Notes on the Synthesis of Form’ aufgenom- Schlüsselbegriffen wie „Raum und Landnut-
schon die zur Erkenntnis und Anwendung men. zung”, „Probleme des Schutzes”, „Kommu-
der Patterns notwendige, aufs Architektoni- . 8 nikation”... wird der Versuch unternommen,
sche ausgerichtete Lebenserfahrunghg, umso Erste entwurfsmethodische Ansätze für das Problem der Verknüpfung von öffent-
mehr jene gedankliche Freiheit von falscher | lichen und privaten Bereichen von Häusern
Theorie, die wieder nur durch Denken zu Diese ’Notes’, deren Hauptaufgabe Alexan- und Hausgruppen zu einem rationalen
erreichen ist, bedürfen eines langes Weges, der im Aufzeigen der tiefen, strukturellen Lösungsansatz zu kommen. Diese Katego-
eines aüßeren, aufs architektonische Metier Korrespondenz zwischen dem Muster eines rien werden auf einer nächsten Stufe durch
ausgerichteten, und eines inneren, der künst-
jerische Muße erfordert.
Muß hingegen ein Partizipationskonzept
nicht‘ auch jene einschließen, deren Herzen
Mördergruben sind? Muß ein Architektur-
konzept nicht imstande sein, alles hereinzu-
nehmen, was uns umgibt, alles Klischeehafte,
Verlogene, Vorgefertigte, muß es nicht
imstande sein, ausschnittweise auf das ästhe-
tische Urteil, das ein moralisches ist, zu ver-
zichten? Muß es nicht einen Sinn für das
Unerwartete, Absurde, den Regeln Wieder-
sprechende haben?
„Wer heute Lebendiges schaffen will, der muß
all das aufnehmen, was heute lebt. Den gan-
zen Geist der Zeit, samt ihrer Sentimentalität
und ihren Übertreibungen, samt ihren
Geschmacklosigkeiten, die aber doch eg
stens lebendig sind; ... — Deshalb wird die
neue Baukunst aus dem ganzen Ungeschmack
unserer Zeit, ihrer Verworrenheit, ihrer Bunt-
heit und Sentimentalität geboren werden, aus
allem, was lebendig und empfunden ist: End-
Ver die Kunst des Volkes. nicht die Kunst fürs
Volk.”
/ « 1907 wurde durch das aktive Eingreifen von Mit- Bernard Maybeck , ca. ;
(Frank: Architektur als Symbol, 1930) gliedern des Hillside Clubs das Fällen Den kalifor- Maybecks N Sud 02 pm ES ae DU
Es scheint mir, daß man, um Alexander nischen Eiche verhindert. Der Baum steht heute Don übliche N A RR TEE
wirklich nachzufolgen, etwas von beiden noch mitten in.der Straße spannten Drähten, auf die in ZemERIMICK olauch:
Wurzeln aufgeben müßte, die heute eine . . te Säcke gehängt wurden, die nach dem Trocknen
Architektur begründen können. Die eine ist Grundriß von Maybecks Studio eine feuersichere Außenhaut ergaben (”Bubble
die gedankliche Basis, die Stütze der Ratio, Stone”
das begriffliche Aufarbeiten und Bergen oder
auch Entlarven alles dessen, was irrational
bleiben will (wofür Alexander so viele
methodische und faktische Anhaltspunkte
liefert). Die andere ist die Offenheit für das
Noch-nicht-Gedachte, das Fremde, das Pein- .
liche. Beides, die Bewußtheit und der Sinn -VING
für das Irreguläre, liegt einer Haltung
zugrunde, die ich den wahren Manierismus
nennen möchte. Der Ansatz des Manierismus .
ist zu wichtig, um ihn den Manieristen zu
überlassen. ENTRY
Ich gestehe, daß ich diesem Widerspruch SF ' of Cox
nicht auflösen kann. A ZZ
Literaturangaben siehe Seite 69