mit Gefühlen zu tun hat? vielleicht kannst du
mir diese Frage beantworten.
PE: Wenn du ein fühlender Typ bist, mußt du
natürlich glauben, daß Gefühle das Wesen
der Sache ausmachen; ich als denkender Typ
komme dagegen nicht umhin zu glauben, daß
Ideen das Wesen der Sache ausmachen. Das
ist etwas, von dem ich mich nicht lösen kann.
Ich akzeptiere dich, wie du bist, und bitte
dich, mich zu akzeptieren, wie ich bin, und
nicht das, was ich sage, mit der Argumenta-
tion zu verwerfen, es gehe am Kern der Sache
vorbei. Für dich sind Gefühle der Kern der
Sache, da du nur auf diese Weise die Welt
fassen kannst. Ich kann das nicht auf deine
Art und Weise tun, weil ich ansonsten nicht
ich selbst wäre
CA: Ich bin da nicht so sicher.
PE: Laß uns versuchen, über ernsthafte
Dinge zu diskutieren. Ich sage ja nur, du
sollst nicht grundsätzlich alle Leute schlecht
machen, die nicht durch Gefühle zu ihren
[deen kommen. Das sind mindestens fünfzig
Prozent der hier Anwesenden.
CA: Wir befinden uns in einem grundsätzli-
chen Widerspruch zueinander. Und ich bin
Sache ist für mich aber die Frage, worum es nicht sicher, ob wir überhaupt in die gleiche
in der Debatte um Architektur gehen muß. Richtung zielen. Ich möchte das an ein paar
Wenn du sagst, ich sei en fühlender Typ und Beispielen von Bauwerken überprüfen, z.B.
ur du ein denkender Typ und wir bräuchten dar- Chartres. Wir stimmen vermutlich darin
über gar EN erst zu diskutieren, weil wir überein, daß es ein großartiges Bauwerk ist.
immer auf entgegengesetzten Seiten ständen, ANTES ES Man .
Ma ht dann nimmst du das aus der Debatte heraus, TE N Ir A e TED
C was ich für das absolute Kernstück und die d A ES TUT ON NNEWE! EOS ODE art
Seele der Angelegenheit halte, wenn es ums res ist für mich eine der am wenigsten interes-
Bauen geht. Ich will absolut nicht das in santen Kathedralen. Ich bin dort ein paar mal
der Frage stellen, was du über Persönlichkeits- N Kuhedrale z mM NL ara habs
strukturen gesagt hast. Aber ich kann mir A N in vo ZU SASCH: b 1e h SEC DENE N
keine eigentliche Haltung des Künstlers oder ey orbeigchen esichtigt. Sobal Mu
0. Bauschaffenden dem Bauen gegenüber vor- eine der gotischen Kathedralen gesehen hast.
e u e stellen, die letztendlich nicht von der Tatsa- kennst du sie alle.
che ausginge, daß das Bauen eine Tätigkeit CA: Dann wähle du ein Gebäude, ein ande-
im Bereich der Gefühle ist. glaubst du denn, res.
bei dem was du sagst, daß das Bauen nichts pg; Palladios Palazzo Chiericati, denn dieser
ist ein mehr intellektueller und weniger emo-
tionaler Bau. Er erzeugt ein Hochgefühl in
meinem Gehirn und nicht in meinen Einge-
weiden. Dinge, die ein Hochgefühl in meinen
Eingeweiden erzeugen, sind mir verdächtig.
Aber das ist mein Problem. Mies und Palla-
dio sind weitaus besser als Moore, denn er ist
bloß ein pasticheur. Mies und Palladio sind
gute Beispiele. Und ich finde vieles von dem,
was in Palladio steckt, auch bei Mies
CA: Ich bin noch niemandem begegnet, der
das Schlüsselerlebnis von Chartres so explizit
zurückweist wie du. Dieses Gespräch ist
äußerst interessant. Wenn es keine öffentli-
che Diskussion wäre, wäre ich versucht, diese
Tatsache auf der psychiatrischen Ebene wei-
terzuverfolgen. Ich meine das ganz ernst. Ich
meine damit, daß ich nicht verstehen kann,
wie jemand eine derart panische Angst vor
Gefühlen haben kann. In der Tat habe ich
den Eindruck, daß einen großen Teil der
Geschichte der modernen Architektur der
panische Rückzug vor solchen Gefühlen aus-
zeichnet, wie sie die Entstehung von Gebäu-
den während der letzten 2000 Jahre bestimmt
haben. Den Grund für diesen panischen
Rückzug versuche ich noch herauszufinden.
Er ist mir noch nicht klar. Ich habe aber bis
vor einigen Minuten noch niemanden gehört,
der explizit gesagt hat: „Ja, ich finde all das
verrückt. Ich möchte michts mit Gefühlen zu
tun haben. Ich möchte allein mit Ideen zu tun
haben.” Dann ist die Konsequenz natürlich
klar. Du ziehst das Palladio-Gebäude vor, du
bist nicht besonders glücklich über Chartres
USW...
In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren
. meiner Berufstätigkeit habe ich oft die Erfah-
Peter Eisenman rung gemacht, daß Leute Angst haben, ihre