Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1985, Jg. 18, H. 79-83)

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Geschützt durch dicke Mauern und gefunden in die hannoversche Ar- 
efeubewehrte Fassade, begünstigt chitekturabteilung; tatsächlich 
durch provinzielle Betulichkeit im überwog sogar zu allen Zeiten das 
Windschatten des Kompetenzge- „konventionelle” Fächerstudium. 
rangels zwischen Hochschule und Der entscheidende Unterschied zu 
Administration, existiert seit 14 anderen Unis liegt in der Tatsache, 
Jahren das Studienmodell Hanno- daß die liberale Studien- und Prü- 
ver. Dieser bemerkenswerten Sym- fungsordnung für entsprechend en- 
biose zwischen Fortschrittlichkeit gagierte Studenten und Lehrende 
und Provinzialität droht es nun im die Möglichkeit offenläßt, neue 
Zuge der Neuordnung der Studien- Wege bezüglich Form und Inhalt zu 
gänge nach dem NHG (Niedersäch- beschreiten. Diese Freiräume, die 
sisches Hochschulgesetz) an den sich einer direkten (Leistungs-) 
Kragen zu gehen Kontrolle und einem reglementier- 
ten Ablauf a sind HE Kri- 
nn - stallisationspunkt der Kritik am 
Die Früchte der Achtundsechziger Modell H da naver. Die konventio- 
Der allgemeine Umbruch an den nellen Fachinhalte, das sogenannte 
Hochschulen gegen Ende der sech- „Handwerkszeug” des Architekten, 
ziger Jahre wirkte sich auch auf die so argumentieren die Kritiker, 
hannoversche Architekturabteilung kommen zu kurz. Mit dieser Argu- 
aus. Die allgemeine Diskussion mentation tun sich besonders die 
über die Funktion der Hochschule Vertreter der _ingenieurwissen- 
in der Gesellschaft und Art und Ge- schaftlichen Fraktion hervor. Hier 
stalt der _Hochschulausbildung scheint immer noch die Meinung 
führte in Verbindung mit dem ent- vorzuherrschen, daß die Krise der 
sprechenden „Druck von unten” neueren deutschen Architektur im 
auch in Hannover zur Ablösung der wesentlichen im Bereich der Dach- 
Ordinarien-Universität durch eine anschlüsse und der Fensterdich- 
„zeitgemäße, vorläufige Studien- tungen begründet liegt, und daß 
ordnung”. Die damalige Stim- man deshalb die Baukonstruktion 
mung, dıe die Neuordnung hervor- schwerpunktmäßig zum Inhalt der 
brachte, zeigte sich sogar im Ar- ‚Architektenausbildung machen 
beitspapier der Dekankonferenz muß. 
vom Oktober 1970. Hier ein Aus- Nichts gegen Details — aber erst 
zug: „Lernziel ist der kritisch tätige mal wissen wofür und in welchem 
Architekt, der im Rahmen einer Zusammenhang; Architektur nur 
umfassenden Umweltplanung krea- als Verfeinerung und Verbesserung 
tiv an der Verwirklichung der Bau- von Produkten zu betrachten, ohne 
aufgaben mitarbeitet, denn Praxis den Prozeß des „Gebrauchens” von 
bedeutet Kenntnis von Vorausset- . . gebauter Umwelt zu berücksichti- 
zungen, Wirkungen und Bedeutung Das Ar chite kt urst udi um gen, ist der falsche Ansatz. Wir hal- 
der Architektur im gesamtgesell- . . ten deshalb die erweiterten Fachin- 
schaftlichen Zusammenhang und an de V U NL H annover ın de r halte und die liberalen Arbeitsfor- 
gleichzeitig rational begründbarer ... . men im Sinne der oben genannten 
Finsats von technischen und forma. AOCASCHUlpolitischen Entwicklung Kriterien für ebenso wichtig wie das 
len Mitteln zur Herstellung einer . Erlernen der herkömmlichen Ar- 
bedürfnisgerechten Umwelt”. Die- chitektendisziplinen; nur ganzheitli- 
se bemerkenswerten Erkenntnisse, che Betrachtungsweisen mit Einbe- 
die auch den Bildungsverantwortli- ziehung von sozialen, gesellschaftli- 
chen der Gegenwart zu gönnen wä- chen und politischen Aspekten kön- 
ren, umreißen die Grundpositionen und  politikwissenschaftlichen Studieninhalte und Ziele nen uns weiterhelfen auf dem Weg 
des Studienmodells Hannover, so Themen zu einer endlich auch „sozial ge- 
wie wir sie verstehen. Die oben genannten Merkmale, die brauchsfähigen” Architektur. 
Hr EEE als Kriterien einer „fortschrittlich Et Bedeutung eh N 
INZEI 7 tärkung der Eigenverantwort- orientierten” Lehre gelten können, trachtungsweisen wird nicht von al- 
BE Rd TUE des Stu lichkeit durch freie Themen-und waren natürlich N uch in Hannover len Vertretern der konventionellen 
; ) Fächerwahl nie umstritten und sind einem stetig Lehre bestritten; nur will man ihnen 
inhaltlich: \ kooperative Arbeitsformen steigenden Gegendruck durch die nicht einen so hohen Stellenwert in 
® Projektarbeit ) Möglichkeit zur vertieften Aus- Konservativen Kräfte in Lehre, Ver- der Lehre einräumen. Der „enga- 
# fächerübergreifend, interdiszi- einandersetzung im Rahmen ei- waltung und Regierung ausgesetzt. gierte Student”, so argumentiert 
plinär ner 5-Monatsdiplomarbeit an- Diese fortschrittliche Lehre hat des- man, „erarbeitet die Problematik 
Miteinhezug von geistes- sozial stelle eines 2-Monatsdiplom halb auch nie vollständig Eingan‘ selbständig neben seinem Fächer. 
Wandmalerei in einem Coop-Arbeitsraum 
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