Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1985, Jg. 18, H. 79-83)

PTINDRISS 1900-195 
GP / i Te —- 5 
ON LE CHR AR 
350 Jahre alt geworden war, kamen einige scharf- 
sinnige Bauleute auf den ganz außerordentlichen 
Gedanken, den äußeren Steinkasten, also die 
Architektur einfach wegzulassen und für den 
dergestalt befreiten freien Grundriß die jetzı 
selbstverständliche Maxime zu erklären, daß die 
Form der Funktion folge. Angesichts dieser 
nackten Tatsachen war natürlich das Geschrei 
groß, doch die Nachdenklichen wurden späte- 
ST KESSEL OA TTS TEN 
es allerhöchste Zeit sein, die idealistischer 
Hosen herunterzulassen. So bildeten sich rune 
U CA LE 
keit des Gedankens mit mehr oder weniger 
Geschick erprobten. Dabei wurde zunächsı 
angenommen, daß eine industrielle produzie- 
rende Gesellschaft ‚prinzipiell von ökonomi- 
SS SL USA REST 
entsprechend gesteigerte Bürokratisierung und 
Konzentration rechtfertige. Folglich müsse auch 
eine Industrialisierung des Bauens gerade dem 
dafür so geeigneten befreiten freien Grundriß 
stetige Verbeserungsn zuführen, die im übrigen. 
für eine unversr““"-- architektonische Selbstdar- 
stellung die eın. = mÄgliche Rechtfertigur 
seien. 
Doch mit der faschistischen und stalinistı- 
schen Herausforderung stellte sich in den 30er 
Jahren die Frage, ob die nackte architektonische 
Rechnung einfach deshalb nicht mehr aufgehen 
wollte, weil der voraufgegangene ökonomische 
Mißerfolg einer adäquaten Selbstdarstellung den 
Boden entzogen hätte, oder die ganze architekto- 
ET ol SA N 
chen Leidenschaften, Rechtfertigungen und 
LES ET 
) Hy CN TS BC 
risses sich allein aus dem ökonomischen Ver- 
sagen erklären ließ, oder eine Architecture par- 
lante eben doch nicht ungestraft beiseite gescho- 
ben werden konnte. Le Corbusier hatte schon 
um 1922 angemerkt: „Meine Seele habt ihr nicht 
angerührt!” und 1938 mit dem Hochhaus von 
VA LASTEN DT RO 
TE BEE NN A AT 
Damoklesschwert von Hiroshima noch ein hin- 
länglich glaubwürdiges Vokabular kommen? 
LVA EOS NE 
(lo) yre (WAHL ET LU KOT 
vität eine weitere Zentralisierung und Bürokrati- 
sierung der Macht. Ihre Legitimation fand sie 
scheinbar wieder im ökonomischen Erfolg, tat- 
sächlich aber in der tragischen Sicherheit, Mord- 
instrumente anzuhäufen. In dieser Tatsache 
erblickten Le Corbusier und die Wenigen, die 
sich gleichermaßen darauf verstehen wollten, die 
einzige Möglichkeit ein glaubwürdiges Vocabu- 
lar für eine beredsame Architektur zu finden. Sie 
(STE MR TOUR TUR C AUT 
sowohl zur tragischen Rede zu bringen, als auch 
davor zu bewahren, erneut in einer idealistischen 
Kiste zu verschwinden. Die Restauration des 
„Neuen Bauens” aber begnügte sich weiterhir. 
mit dem Schein, daß allein der wachsende öko- 
nomische Erfolg die fortschreitenden Konzentra 
tionen der Macht legitimiere. In der Freude, 
noch einmal davongekommen zu sein, überzo 
PAS KR ET EN EC 
immer perfekteren befreiten freien Grundrissen. 
NER CS 
0 
OL AT TE 
EA N TR LT 
+ um MHadzhanseleien der Epigonen und Zü:: Se hr. n
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.