Die Gruppe als „Planungsgemeinschaft” mit genossenschafts- Der gemeinsame Entwurfsprozeß
ähnlicher Gesellschaftsform .
Mit der Neubestimmung der Rolle des Architekten war klar, daß
die „Bau-Herren” und „-Frauen” nicht nur traditionelle Muskelar-
beit als Eigenleistung in das Projekt einbringen würden, sondern ih-
ren Fähigkeiten, Neigungen und freien Zeit entsprechend auch Pla-
nungsaufgaben im Sinne der HOAI übernehmen mußten, so daß
wir uns zu einer „Planungsgemeinschaft” zusammenschlossen und
unseren Aufgabenbereich in einem Gesellschaftsvertrag b.R. fest-
legten. Die planerischen Tätigkeiten der Gruppe gingen, abgese-
hen von der Mitarbeit während der Entwurfsphase, von der Wohn-
raum- und Wärmebedarfsberechnung, über die Werkplanung, die
gesamte Massenermittlung und Ausschreibung sowie die Organi-
sation und Abwicklung des Projektes, so daß die Gruppe folgerich-
tig auf den Baugenehmigungsplänen als Entwurfsverfasser ausge-
wiesen ist, vertreten und angeleitet durch die Architekten Christoph
Schulten und Lothar Jax. Um diesen Anspruch zu unterstreichen,
übernahm die Gruppe auch bewußt die Verantwortung für den
Entwurfsplan und die konstruktiven Details und damit auch für die vus Entwerfen mit rıastilin
evtl. Planungsfehler und die damit verbundenen Risiken.
Daneben hat ein Gruppenprojekt Zusatzanforderungen zu erfül-
len, die ein Einzelbauherr nicht hat. So muß die Finanzierung am
besten über einen Finanzierungsträger koordiniert werden - auch
hier hatten wir kooperative Partner. Desweiteren muß eine für alle
verbindliche Organisationsstruktur ausgearbeitet werden, auf de-
ren Grundlage die Gruppenmitglieder zusammen in Selbsthilfe
bauen und anschließend abrechnen können. Bei einer Eigentums-
wohnanlage kommen weiterhin die Passagen und rechtlichen Be-
stimmungen des Wohnungseigentumgesetzes (WEG) hinzu. Auch
hier trafen wir auf einen kooperativen Notar, dessen Wissen erheb-
lich zu einer genossenschaftlich-orientierten Fassung des gesam-
ten Gesellschaftsvertrages beitrug, obwohl auch dieser Vertrag von
uns vorbereitet worden war.
So war bei uns der genossenschaftliche Organisationsgedanke
von Anfang an aus wohnpolitischen und finanziellen Erwägungen
ernsthaft diskutiert worden. Nur wurde leider schnell klar, daß die . .
Bildung einer Genossenschaft z.Zt. sehr aufwendig ist und mit we- Die yorgeschlagenen Bebauungskonzepie der Gruppe
niger finanzieller Unterstützung vom Staat zu rechnen hat. Wir wa-
ren jedoch auf die Subventionen unbedingt angewiesen, da einige
Familien sonst nicht hätten bauen können, gerade auch weil der in-
dividuelle Eigenleistungsanteil einiger Familien an der Bauausfüh-
rung wegen hauptberuflicher Arbeitsüberlastung von uns realisti-
scherweise nur mit 10-15% angesetzt wurde. Von daher schlossen
wir untereinander einen Gesellschaftsvertrag b.R. (bürgerlichen
Rechts) in Verbindung mit einem Wohnvertrag nach dem Woh-
nungseigentumsgesetz, der die genossenschaftlichen Zielsetzun-
gen auf privatrechtlicher Ebene zwischen uns festschreibt und im
Grundbuch mittels Baulast abgesichert hat. Der Vertrag schließt
die Spekulation einzelner Familien beim Verkauf ihrer Wohnantei-
le aus, da a) der Verkaufspreis nur die Erstellungskosten und Infla-
tionsrate betragen darf und b) die Restgruppe volles Mitsprache-
recht bei der Auswahl neuer Gruppenmitglieder bzw. das Ankaufs-
recht hat. Außerdem wird der Bestand der jetzigen Gruppe dadurch
gesichert, daß bei Notlagen einzelner (z.B. Arbeitslosigkeit) ein von . = Um .
allen finanzierter Solidarfond über 10000 DM für mehrere Monate Die Entscheidung für die Wohnhof-Konzeption 1 b
als Belastungsunterstüzung genutzt werden kann. Dieses gesamte
Vertragswerk und vieles mehr wurden in den Jahren 82 und 83 von
der Gruppe mit den verschiedensten Fachleuten ausgearbeitet.
Entscheidend für die Erlangung von planerischer Sachkompe-
tenz innerhalb der Bauherrengruppe waren neben dem Literatur-
studium, den regelmäßigen wöchentlichen Treffen und den semi-
narähnlichen Wochenendveranstaltungen unsere Recherchen bei
ähnlichen Gruppenprojekten im In- und Ausland. Von besonde-
rem Wert waren zum Beispiel in konstruktiver Hinsicht für uns die
Erfahrungen einer Planungskooperative im österreichischen Vor-
arlberg (Eberle, Juen, Koch, Mittersteiner), die qualitativ hochwerti-
ge, jedoch einfache und kostengünstige Holzständerbauten und
Holzsiedlungen errichtet hatten. Hier wurde anschaulich, daß nicht
nur Standardisierung und Aneinanderreihung gleicher Bauten zu
kostengünstigen Lösungen führt, sondern daß auch die Verschach-
telung einfachster Baukörper zu einer Hofform oder einem kleinen
„Dorfkern” mit einem Dorfplatz diesen Anspruch erfüllt und Das anseh ER au DIGSDEI ME 0 ds sich
gleichzeitig eine sehr ansprechende Architektur entstehen läßt. stüm DE veründerten eit aus Plasıilin im M=4 - 06,205 IC
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