Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1985, Jg. 18, H. 79-83)

13 Beschäftigungstypen von Architekten unterscheiden die Metallverarbeitung, da die intervenierenden Variablen in der Pla- 
genannten Autoren. Wer vermag da noch gemeinsame Probleme nung (z.B. Baustoffe, Klima- und Landschaftsbedingungen, Stadt- 
zu vermuten? Wenn also im folgenden einige Gedanken zur Ein- bild, Bauökonomie und Bauästhetik) vielfältiger und weniger kal- 
führung von Datentechnik im Architekturbereich entwickelt wer- Kkulierbar sind. So wird eine Integration von CAD (computer aided 
den sollen - aus der Sicht eines Outsiders übrigens - so sollte natür- design), CAE (computer aided engineering) über CAM (computer 
lich dabei berücksichtigt werden, daß es den Architekten nicht gibt. aided manufacturing) bis hin zum CIM (computer integrated 
Dies ist vor allem dann von entscheidender Bedeutung, wenn über manufacturing) wohl kaum möglich sein. 
Verantwortung geredet wird. Die Verantwortung eines abhängig Voraussetzung für den Einsatz vollintegrierter datentechnischer 
Beschäftigten für die Einführung einer neuen Datentechnik ist Systeme ist die Normierung und Standardisierung der datentech- 
sicherlich nur begrenzt. nisch zu varlierenden Elemente. Wenn ich als bauunkundiger Laie 
Welche datentechnischen Angebote gibt es nun, die Architekten den Trend richtig interpretiere, so ist der Markt der Fertighäuser 
reizen könnten, welche „Lösungen” prostituieren sich auf dem zumindest auf der Ebene der Einfamilienhäuser vorerst doch wohl 
elektronischen Markt? Zuerst einmal zielen Lösungen auf die zahl- ins Stocken geraten. Preisvorteile scheinen die ästhetischen und 
reichen Tätigkeiten, die Architekten entweder nicht selbst erledi- sonstigen den Wohnwert beeinflussenden Nachteile nicht mehr zu 
gen können oder erledigen wollen. Insoweit betreffen Entscheidun- kompensieren. Dennoch bleibt eine weitere erhebliche Verbilli- 
gen von Architekten über die Einführung eines neuen datentechni- gung von Bauleistungen durch datentechnische Integration mög- 
schen Systems auch Dritte. Zu diesen Tätigkeiten gehört das Rech- lich. Und wer weiß, ob die Flexibilisierung der Variantenkonstruk- 
nungswesen ebenso wie die Lohn- und Gehaltsbuchhaltung, die tion durch neue Datentechniken nicht - neben denkbaren Kosten- 
Gewinn- und Verlustrechnung, Anlagenbuchhaltung, die Bilanzie- vorteilen - zu einem neuen Boom auf dem Markt der „Schlüsselfer- 
rung oder die Steuererklärung. Diese gemeinhin als wenig kreativ tigen” führt. Bei Bauelementen und einzelnen Baustoffen sind 
bezeichneten Tätigkeiten werden häufig von Buchhalter(i)n(nen), CIM-Lösungen einfacher zu realisieren. Sie könnten zu einer indi- 
Steuerberater(i)n(nen) etc. ausgeführt. Textverarbeitungsaufga- rekten Verbilligung des Bauens führen. Auch hier sollte man zur 
ben und sonstige Arbeiten im traditionellen Büro erledigen Sekre- Antizipation der Zukunft die Flexibilisierung durch Variantenkon- 
tärinnen. Technische Zeichner übernehmen Detailzeichnungen. struktionen genau durchdenken. So wäre zu überprüfen, ob neue 
Arbeiten also, die dem künstlerisch avantgardistischen Architek- _Datentechniken wie Bildschirmtext in Marketing und. Vertrieb das 
tengemüt schon immer ein Greuel waren. Die Frau und Ehefrauals Angebot wirklich transparenter machen. Andererseits liegen denk- 
billige Arbeitskraft ist wie bekannt vor allem bei „Frei”beruflern bare Rationalisierungsvorteile in der direkten Übernahme von 
nicht unüblich. Angebots-, Bestell- und Lieferdaten in die Bauverwaltung. Die 
Das Spektrum bauverwaltender Tätigkeiten reicht über den oben- Rationalisierung der Textverarbeitung und sonstiger Verwaltungs- 
genannten Bereich hinaus weit hinein in das Handlungszentrum tätigkeiten soll in diesem Zusammenhang nicht näher diskutiert 
des kreativen Baugestalters. Vor allem in der Integration und Kom- werden. 
bination mit CAD wird sich die Arbeit von Architekten, soferndem „CAD-Programme für den Bereich der Entwurfs- und Ausfüh- 
bisherigen Trend nicht Einhalt geboten wird, ein grundsätzlicher rungsplanung bei kleinen und mittleren Bauprojekten werden von 
Wandel vollziehen. vielen Architekten und Planern erst langsam akzeptiert.”(3) Diese 
„Speedikon-Programmsysteme für Grundrißpläne, für dreidi- Vorsicht ließe sich wahrscheinlich in eine Vorsicht beim Einsatz 
mensionale Gebäudeentwürfe, zur Massenermittlung, zur Elemen- von Datentechnik überhaupt erweitern. Kleinbetriebe machen den 
tierung, zur Bewehrung, stehen heute ihren Mann - weltweit. Mit Hauptanteil der potentiellen Käufer von Datentechnik in der Archi- 
ihnen werden kreativste Architektenentwürfe ebenso gebaut wie tektur-Branche aus. Fast 80% der Architekturbüros in der BRD 
Fertighäuser, es werden Industrieanlagen geplant und errichtet, die lagen 1980 unter der 500000 DM Umsatzgrößenklasse (5). 
aus unterschiedlichsten Systemen alle Vorteile der speedikon-Kon- Gerade in kleinen Unternehmen macht sich der „Rationalisie- 
struktionsplanung übernehmen. ”(3) rungsgewinn” noch an konkreten Gesichtern, sprich am Verlust des 
„Das Haus im Rechner, das ist ein gläsernes Modell, aus dem Arbeitsplatzes von konkreten Personen fest. Die „sozialen, Hinder- 
alles erkennbar ist. Es gibt keine vergessenen Leitungsanschlüsse, nisse sind in Klein- und Mittelbetrieben einerseits größer, da diese 
keine verlorengegangenen Installationspläne, ja sogar jedes ein- nicht, wie in Großbetrieben üblich, beliebig mit sozialen Bindun- 
zelne Möbel kann mit den intelligenten ... Systemen beschrieben gen, Arbeitsbedingungen und Qualifikationen jonglieren können. 
und damit natürlich auch verwaltet werden.”(3) Andererseits ist der ökonomische Druck in diesen Betrieben beson- 
„Während es noch vor einigen Jahren nicht möglich erschien, daß ders groß und die dadurch bedingte außerordentliche Belastung der 
komplexe Bauten wie Krankenhäuser oder große Industrieanlagen dort beschäftigten Arbeitnehmer evident. Schneller als in Großbe- 
in den Rechner passen, so zeigen die heutigen Aufträge, daß auch trieben laufen Einführungsentscheidungen, da sie nicht in ein umfas- 
hier die Zukunft im rechnerunterstützten Design liegt. CAD eben senderes Managementkonzept eingebaut zu werden brauchen, und 
nicht nur für das Einfamilienhaus, sondern gerade für komplexe ohne Berücksichtigung anderer Meinungen, vor allem auch unter 
Bauten mit schwierigen Geometrien, für Fabrikhallen mit unter- Umgehung von Betriebsräten, durch den Patriarchen selbst getrof- 
schiedlichsten statischen Anforderungen, für Verwaltungsgebäude fen werden können. Es ist dennoch häufig fraglich, ob der Rationali- 
mit vielfältigem und differenziertem Innenleben.”(3) sierungs„gewinn” auch wirklich ökonomisch realisiert werden 
Dieses Zitat verkehrt die Welt. Es gaukelt vor, daß das „kleine” kann, indem der Chef, z.B. seine Frau als Sekretärin oder Buchhal- 
Bauen dem „großen” Bauen die Gesetze diktiert, daß sich die CAD- terin wegrationalisiert. Oft genug basiert die Einführung eines PC 
Systeme erst dann bei den großen Bauplanern und Bauherren bei Freiberuflern eher auf dem Spieltrieb als auf betriebswirtschaft- 
durchsetzen, wenn die „komplexen Bauten” „in den Rechner pas- lichem Kalkül. Zum anderen sind die Aufgaben zu unterschiedlich 
sen”. Richtig ist vielmehr, daß sich in größeren Unternehmen der und situationsspezifisch, als daß sie sich einfach in einer datentech- 
Datentechnik Stück für Stück von der Bauverwaltung in die Bauge- nischen Struktur abbilden ließen. 
staltung hineinbewegt hat. Kleinere Insellösungen und die Rationa- Ich habe bisher der Einfachheit halber unterstellt, daß Architek- 
lisierung einzelner Gestaltungstätigkeiten gingen den integrierten ten vor allem baugestaltende und bauverwaltende Tätigkeiten 
CAD-Lösungen zwar voran, doch wurden sie auf dem Boden groß- ausüben. Aus Tabelle 3 (5) geht hervor, daß Architekten nicht in 
technischer Baulösungen entwickelt. Großtechnische industrielle erster Linie in typischen Architekturbüros tätig sind. Die Gruppe 
Lösungen von Gestaltungsproblemen waren in der Regel auch in derjenigen, die als Nachfrager für CAD-Systeme infrage kommen, 
den anderen Branchen (z.B. in der Metallverarbeitung, der Auto- ist also kaum zu ermitteln. Sie dürfte in dieser Branche wahrschein- 
mobilindustrie oder dem Flugzeugbau) die Vorbedingung für die lich erheblich unter 50000 liegen. Dies bedeutet nun aber, daß 
Entwicklung und Einführung von CAD Systemen. Nicht die klei- zumindest bei der Gestaltung der Hardware kaum wesentliche 
nen Handwerksbetriebe suchten nach technischen Verwaltungslö- Impulse von Architekten ausgehen können, der Markt ist zu klein. 
sungen, sondern die Betriebe, bei denen viele Daten in ähnlichen Architekten werden mit den Strukturen vorlieb nehmen müssen, 
oder gleichen Problemlösungsprozessen anfielen, trieben die Ent- die in anderen CAD-Anwendungen entwickelt werden, um danach 
wicklung an. Die Obergrenze der datentechnischen Integration die Systeme durch die Gestaltung der Software auf ihre Verhältnis- 
wird in der Baubranche erheblich niedriger liegen als z.B. in der se anzupassen. 
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