Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1985, Jg. 18, H. 79-83)

rechteckig. Damit ändern sich Raumorientierung und -umschlie- 
Bung grundsätzlich. 
ARCHT :Wie sehen die Veränderungen im Einzelnen aus? Die Hal- 
le im blauen Haus ist ein Raum im Raum, eingegrenzt durch 4 Säu- 
len, während die Halle in Ihrem Haus einen Hohlraum bildet, einen 
Negativraum, der zwischen den funktional und positiv ausgeführ- 
ten Eckräumen liegt. Haben Sie sich Gedanken über die unter- 
schiedliche Bedeutung der Halle gemacht? 
R. L.: Ja, aber ich kann nur wiederholen: dadurch nämlich, daß 
beim blauen Haus, beim Haus Neuroth, die Grundfigur ein Recht- 
eck ist, ist man gezwungen, von der absoluten Zentralorientierung 
abzugehen. Man durchdenkt und durchschreitet das Haus in einer 
Richtung. Danach ergibt sich das rechts und links, das ist der zweite 
Punkt. 
ARCH”* : Im Haus Neuroth bestimmt nicht die Kreuzbeziehung 
sondern die Achsbeziehung die Raumfolge. 
R.L.: Ja! 
ARCHT* :Die Raumfolge Vorraum zwischen Garage rechts, Einlie- 
gerwohnung links, Halle, Wohnraum mit 4 Stützen und die Terras- 
se bildet die Achse. 
z. R. L.:.Ja, richtig. 
Haus Löckmann ARCHT” :Es ist ein gerichteter Raum, während der Raum in Ihrem 
n Haus in vierfacher Weise ausgerichtet ist. 
R. L.: Genau das ist der Unterschied. Bei den anderen Häusern 
kann man auch so differenzieren: nur die Achsen sind etwas ver- 
schoben, leicht umgebildet sozusagen. 
ARCHT* :Im Vorgespräch zu diesem Interview haben Sie davon ge- 
sprochen, daß Sie an diesem Haustypus weiterarbeiten. Ist das 
richtig? 
R. L.:Ja, zuerst habe ich das blaue Haus in Müngersdorf gebaut, an- 
schließend das Löckmannsche Haus in Weis am Rhein, dann das 
Haus Neuroth. Im Unterschied zu den anderen Häusern betritt 
man das Haus in Weis in der Mitte, durchquert eine quergelagerte 
Halle, von der zwei Treppen, eine rechts, eine links, ins Oberge- 
schoß führen. Mich interessierte dabei die Möglichkeit, die oberen 
Räume wahlweise zu betreten, entweder von der einen oder ande- 
ren Seite. Es gibt wieder eine Galerie, vorgelagert zum Rhein eine 
gewaltige Loggia. Im Haus Neuroth habe ich das Konzept des 
blauen Hauses wiederaufgenommen, nur leicht verändert. Man be- 
müht sich ja immer weiterzukommen. Wenn ich im blauen Haus 
den Innenraum durch vier wuchtige Säulen akzentuiert habe, so ge- 
schieht das im Hause Neuroth durch vier schlankere; gibt es im 
blauen Haus Säulen, Gewölbe und Gurtbögen, die nebenbei ge- 
sagt, dadurch entstanden sind, daß die 4 Säulen als Kamine ausgear- 
beitet wurden, die über dem Dach zu einem Zug zusammenlaufen, 
so fehlt dies im Haus Neuroth. Die Disposition ist z.T. ähnlich, z.T. 
grundverschieden. 
ARCHT” : Mit diesem Haus greifen sie z.T. einen Haustypus auf, der 
unter dem Namen des ‚Englischen Landhauses’ bekannt ist. Dieser 
Haustyp ist in der ersten Hälfte des 19. Jh. in England entstanden, 
E eigentlich ein Mischtyp; ein bürgerliches Haus, ein Haus bürgerli- 
chen Lebenszuschnitts und gleichzeitig ein Haus, in das feudale 
Grundrißdispositionen Elemente integriert sind, nämlich die mittelalterliche Halle, ein 
4ARCH* :Kannıman sagen, daß das bestimmende Motiv des Hauses zweistöckiger Raum mit Galerie. Haben Sie sich mit solchen Fra- 
die Kreuzform ist? gen beschäftigt, anders gefragt, versuchen Sie Ihre Dispositionen 
R. L.: Ja, in etwa schon. Grundlage ist das Quadrat. Es gliedert sich En RE Tan mt nn Traditionen wie bsp. dem 
au Weise: nach der Seite der Raumachsen bildet es ein RT Ne N SOticht. A 
euz und nach der Seite der Raumumschließung ein Quadrat. Dan 3ır Ars f PN 
ARCHT” : Geht man von der Halle aus, könnte man sagen, es gibt AA ar sich N ee NR ERS AM nm 
einen Raum, die Halle, die sich in den Hauptsachen in Form eines ons n ZUM ck die dern SS N N En N Oh © d DOT 
Kreuzes nach außen entwickelt und in den Diagonalen, den Ecken, hen? Si führ bs St di VORSOMIEN. VONNENESDAG WICETSPIS: 
gibt es noch gesonderte Räume. Wäre das die Grundfigur? 5 On WAS Halle, anstelle des Windfangs Sn 
R. L.: Ja, So sicht sie aus. R.-L.: Ja, insofern haben Sie Recht. Grundsätzlich bin ich dagegen, 
ARCH*- Eine sich kreu zlörmig erweiternde Halle? en der Architekt rn dam De Sozialer Wohnungsbau ist 
R. L.:Richtig! Damit die Durchsichtigkeit, auf die es mir ankam, ge- N ne  n En SOHC ch: machen darf. Ich bin der Meinung, daß die 
wahrt bleibt. Müssen Zwischenwände sein, sind sie meistens in eute bauen sollen, was sie wollen. Das ist ihre Sache. 
Glas ausgeführt. * Das Gespräch fand bei einem Rundgang durch das Haus von Rolf Link statt, Köln, 
ARCH* : Sodaß man das Haus als einen Raum erleben kann ... ‘Am Bichenwäldchen. 
R. L.: Ja! 
ARCH” : Wie entwickelt sich dieser Grundrißtyp weiter, mit ande- Rolf Link 
ren Worten, in welcher Beziehung stehen die Dispositionen Ihrer Geb. 1930 in Kiel; Maurerlehre; 1951-1956 Studium an der Werk- 
Häuser zueinander? schule Köln bei Dominikus Böhm; 1956-1958 Mitarbeit bei Domini- 
R. L.: Das blaue Haus hat keinen quadratischen Grundriß. Er ist kus und Gottfried Böhm; seit 1958 Freier Architekt in Köln.
	        

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