Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen (1985, Jg. 18, H. 79-83)

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La Grande Halle 
de la Villette 
Bis 1974 funktionierte La Grande licht für das Projekt gegeben hatte tisch fast unverändert in ein multi- Saal im Keller für Filmvorführun- 
Halle de la Villette als Schlachthof” ein Museum für Wissenschaft und funktionales Kulturzentrum umge- gen, Konzerte, Theater oder Konfe- 
1864 von Jules de Mirandole gebaut, Technik (nebst riesiger Projektions: wandelt wurde. Die durch die Re- renzen nebst Bar rundet das Ensem- 
bildete sie das pulsierende Zentrum fläche für wissenschaftliche Filme), konstruktion alter Fabriken bekannt ble ab. Er ist nach Boris Vian be- 
eines der populärsten Viertel von rechts davon das Zenith, ein Zelt für gewordenen Architekten Reichen _nannt. 
Paris. Anschließend gab es verschie- 6.000 Zuschauer (vorgesehen für und Robert haben hier, meiner An- Der doppelte Anspruch Kunst 
dene Projekte zur Erhaltung des Rockkonzerte u. ähnl.) und schließ- sicht nach ausgezeichnete Arbeitge: und Technik auf einem urbanistisch 
Hallenkomplexes, u.a. eines, das lich die Cite de la Musique und die leistet. Kein High-Tech-Schuppen, _durchgeplanten Terrain zu vereini- 
vorsah, den Hallenkomplex von et- (Grande Halle, den eigentlichen sondern ein brauchbares Gehäuse gen und gleichzeitig ein kulturell 
wa 20.000 Quadratmeter in ein Mu- Schlachthof. Eröffnet wurde am 25 mit technischgr und administrativer vernachlässigtes Viertel neuzubele- 
seum umzuwandeln. Heute sieht Januar. Infrastruktur im Keller, Räumenun- ben, scheint den Verantwortlichen 
die Situation anders aus. Die Grande Halle bildet darüber- terschiedlicher Größe im Erdge- des Gesamtprojekts Andre Canas, 
La Grande Halle de la Villette (ab- hinaus den Kern eines weiteren Pro- schoß, die je nach Bedarf verändert Francois Barre und Gilles de Bure, 
gek.: la Villette), zwischen zwei Was- jekts: des ’Parc de la Villette’ (Archi- werden können und einem Zentral- nicht zu hochgesteckt, obwohl sie 
serläufen gelegen, dem Canal de tekt: Bernhard Tschumi). Der raum, dem Mittelschiff für große sich bewußt sind, daß dieses Ma- 
l’Ourcq (Ost-West) und Canal Saint Schlachthof selbst war ursprünglich Ausstellungen, der im Obergeschoß mutprojekt dazu tendiert, in seine 
Martin (Nord-Süd), umfaßt, nach- nichts anderes als eine mehrschiffi- durch mobile Metallbrücken über- Einzelteile zu verfallen. Mal sehen. 
dem Francois Mitterand grünes ge Halle, die nun, zumindestens op- kreuzt wird. Ein kleiner, halbrunder Marie Luisa Müller 
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Ein von Le Corbusier in den Jahren keit sind; storischen Bebauung der Lagunen- Projekt. Modelle geben ein anschau- 
1964 bis zu seinem Tod geplantes ® Das Krankenhaus als Stadt - ein- stadt unterordnet, den minimierten liches Bild der beabsichtigten 
Krankenhaus für Venedig steht im gebettet in die gewachsene Stadt- Krankenzimmern, die durch Ober- Raumwirkungen: im Maßstab 1:200 
Mittelpunkt einer Ausstellung des landschaft, ein Haus, das sich den lichter indirekt belichtet werden von der Gesamtanlage, im Maßstab 
Instituts für Krankenhausbau im Menschen, die darin leiden, hei- und einer auch heute noch fort- 1:50 von einer Pflegeabteilung und 
Foyer des Architekturgebäudes der len, arbeiten, wohnen oder zu Be- schrittlichen Ein-Bett-Zimmer- der Aufbau eines Krankenzimmers 
TU Berlin. Die Ausstellung wurde such kommen, als Teil der Stadt Konzeption. Obwohl die Planung mit kompletter Innenausstattung in 
von Prof. Wischer und Wolfram und zugleich als Stadt in der Stadt heute, nach dem Abrücken von der Originalgröße. Zu der Ausstellung 
Fuchs initiert, dauert vom 26. 04. bis anbietet; Großform, nicht nur im Kranken- wird ein dokumentarischer Video- 
zum 05. 07. 1985 und stellt das Er- € Der Mensch im Mittelpunkt einer hausbau, mehr denn je umstritten film hergestellt, der u.a. anhand von 
gebnis einjährigen Forschens und Krankenhausplanung, die bei Le ist, obwohl die Vorstellung eines filmischen Modellsituationen das 
einer Lehrveranstaltung für Archi- Corbusier zu den beispiellosen fensterlosen 9m°-Krankenzimmers Projekt in seiner realen Umgebung 
tekten vor. Neben der Dokumenta- Krankenzimmern und unortho- unrealisierbar erscheint, lohnen die zeigt und seine Beziehung zu Vene- 
tion dieses letzten Projektes von Le doxen Grundrissen für die Be- innovativen Gedanken des Ent- dig erläutert. Zur Ausstellung er- 
Corbusier, das nach seinem Tod triebsstellen geführt hat. wurfs und seine Sonderstellung im scheint ein ausführlicher Katalog 
nicht mehr ausgeführt wurde, be- Das Krankenhausprojekt für Vene- Werk Le Corbusiers eine eingehen- mit der bislang umfassendsten Dar- 
leuchtet die Ausstellung drei nach dig nimmt nicht nur im Werk Le dere Auseinandersetzung. Die Aus- stellung des Projektes und einem 
wie vor aktuelle Aspekte des Ent- (Corbusiers eine einzigartige Stel- stellung des Instituts für Kranken- Vorwort von Mario Botta, ehemals 
wurfs: lung ein, sondern auch innerhalb der hausbau bietet die Gelegenheit da- Mitarbeiter an diesem Projekt. 
® Einen späten Wandel in Le Cor- Typologie von Krankenhausbauten: Zu Der Katalog erscheint im Verlag 
busiers Umgang mit Architektur, mit seinen über 1200 Betten, einer Sie umfaßt neben allgemeinen In- Dietrich Reimer, Berlin; 109 Seiten 
vom bauplastischen Solitär hinzu Grundrißstruktur, die an frühere formationen zum Krankenhausbau zu DM 20,- in der Ausstellung und 
einer additiven Struktur, deren Teppichentwürfe des Architekten und zu Le Corbusiers Architektur DM 28.- im Buchhandel. 
herausragende Merkmale Anpas- erinnert, einer betont niedrig gehal- eine analytische Aufarbeitung deı 
sungsfähigkeit und Erweiterbar- tenenGebäudehöhe, die sichderhi- Pläne und Dokumente zu dieser Wolfram Fuchs
	        

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