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men. Vornehm schick - grau, Halo- spiel der 24 Kapitel des bourgeoisen
genlampen unter weißem Baldachin Wien, zeigt sich in ihnen kein roter
- präsentiert sich das Kunstgewerbe Faden. Politisches, soziales und kul-
in Vitrinen und Glasschränken, turelles Elend werden wegge-
schatzkammerähnlich, wie in einem schminkt. „Die Aura des Originals
teuren Porzellanladen. wird ... zur Provokation von Assozia-
Ein paar Stufen tiefer, lichter Ele- tionen, zur Mitteilung komplexer
ganz entschwunden, erscheint Konstellationen und Zusammen-
Adolf Loos beinahe als ein Vorreiter hänge” umschreibt Hans Hollein
postmoderner Architektur: faszi- sein aufklärerisches Gestaltungs-
niert durch die originalgetreue Re- konzept. „Die konkreten Objekte
konstruktion der Kärntner (Ameri- sind Metaphern. Metaphern eines
can)-Bar Fassade erblickt man Traums, der Wirklichkeit wurde und
durch deren Eingang ein über zwei einer Wirklichkeit, die sich keiner
Meter hohes Modell der Chicago im Traum vorstellte.” Ist das die gan-
Tribune Column, das auf einem ze Dialektik, die Hans Hollein zwi-
Marmorsockel thront. Etwas abseits schen Traum und Wirklichkeit
steht als Modell das Haus am Mi- anzubieten hat? Dient es „der Mit-
chaelerplatz. Als Loos’ Hauptwerk teilung komplexer Zusammenhän-
wird es durch einen kleinen Text ge”, wenn der Wiener die rote Fah-
bezeichnet. Kein Wort aus seinen ne, kämpferisches Symbol der
radikalen Schriften gegen die Seces- Arbeiterbewegung, zu einem süßli-
sion, den Jugendstil, Kunst als ange- chen Fries werden läßt? Wenn der
wandter Kunst; die Ideen eines Balkon der im Teppichboden einge-
Raumplans erschließen sich nur lassenen Arbeiterwohnung des „Ro-
dem, der sie en kennt. m ten Yen, mit BD roten, brüstungs-
r r A Loos war es auch, der nicht nur bür- hoch angebrachten Geranien ge-
Holleins Wien er Ti raume gerliche Wohnungen plante, son- schmückt wird? Wenn die blutbe-
x. . n dern sich um 1920 sehr stark in der fleckte Uniform des Thronfolgers
Zur Ausstellung „Traum und Wirklichkeit. Wien 1870-1930.” sozialreformerischen Siedlerbewe- Franz Ferdinand von acht Gold-
Diesen Sommer gleicht der Neo- Die Schau dreht sich um das gan- SM. Dir ce ACT EHEN Oben in. nn AT de
Renaissance-Bau des Wiener Künst- ze Wien des fin de siecle. Schwer- sche N Druck der Selbsthilfebewe. Kohlmarkt N Verwendete? SD
lerhauses einer aufgedonnerten punkte bilden Architektur und gung führte zu einer „Sozialisierung „Beiihm wird auch das Radikalste
Hollywoodfassade: auf dem Dach Jugendstil; eben diese Secessions- von unten”. Dadurch wurde die Ge- mühelos kosumierbar. Aufkläreri-
des linken, gold gestrichenen Sei- bewegung, deren gebautes Manifest meinde Wien zu einer aktiven Woh- scher Gestus ist nicht seine Sache.
ESS POSOET! Sich im end ein von AO Na grau, Veen nungspolitik gezwungen, die in das Gegensätze, an denen sich Wien
einem Gemälde Gustav Klunte ent- N en, mühsam restauriert ward - von Ada rn En Nr EN DEE den
{ , Ss ner ündete; das da zur entale ärde verklä)
N Yebiudes DehIeE SanZ a SEE des Künstlerhausesnoch 1etzte Architekturstation der Aus- (und damit auch beruhigt)”, beob-
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gehalten, krönt ein rot-brauner Zu weit entfernt sich Ausstel- eneirtthaf für den Gemeinde- atene LO (NE PU hr 7
Turm, der sich an das Eingangs- _lungsdesigner Hans Hollein aller- wohnungsbau des „Roten Wien” Und das Urteil der beiden Hol-
motiv des Karl-Marx-Hofs anlehnt. dings nicht von den Künstlern der (vg] 45 ARCH* S.9 ff) wird der Karl lein-Kritiker Otto Kapfinger und
Dazwischen strahlt- wie auf Jahrhundertwende. Konfliktfreiprä- Marx-Hof von Karl Ehn, einer der Adolf Krischanitz über den Mu-
einem amerikanischen Motel - in sentiert er sein Wien, ganz in der vVolkswohnungspaläste, vorgestellt. seumsbau in Mönchengladbach
dicken Leuchtstofflettern, worum es Tradition secessionistischer Stil- Der eineinhalb Kilometer lange (UMBAU 8, S. 15) könnte das Aus-
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U z . 5 n ch reich und zahlreichen Gemein- „Holleins bildnerische Dialekti
am Wien von 1870 bis 1930, die das vor einer unerfreulichen Realität schaftseinrichtungen, die „Ring- wirkt absolut nicht aufklärend in
historische Museum der Stadt Wien suchte”, wie Carl E. Schorske im strasse des Proletariats”, präsentiert dem Sinn, daß die Dinge gegenseitig
DRS vom 28. März bis 6. Okto- Katalog schreibt. Über V: sich als ein schönes Spiel, nicht als ihre Bedingtheiten und ihre ge-
ber 1985 veranstaltet. Hans Holstein Otto Wagner ist der Über-Vater radikale Neuerung: neben Model. schichtlichen ‚Wahrheiten reflek-
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Ar größe ein Wohnungsgrundriß im che un ehdeutigkeiten in. Hol-
EEE Eden J ET esah TEE NEN OCT Sn Fußbodenabgebildet, über flauschi- leins Design reizen nicht zur Aufklä-
ihrer Vergangenheit zu sinne Modell seiner Kirche am Steinhof; Fort Det Eee De N De NS AUS
Während Berlin letzten Herbst noch vorbereitet durch zwei große Licht- Benüber den e9pem dunklen Mict- Diamanten wetter ihr Scheitern
zurückhaltend, aber umfangreich bilder, die das Innere des Postspar- z7inskasernen der Gründerzeit zeigt vollendet gespielt.” .
und informativ das „Berlin um Kassenamtes und der Kirche am sich nicht: ebenso nicht, daß die Wolfram Wagner
1900” vorstellte (vgl. 77 ARCH”. Steinhofzeigen, bevor dannder1:1- ware Wohnung zu einer sozialen
5.7), feiertsich Wien mit lautemGe- Nachbau des Depeschenbüropor- Dienstleistung der Kommune wur-
töse selbst - nicht zuletzt geht es tals der liberalen Zeitung „Die Zeit” de die ach Sportanlagen, Kinder- = erminer
auch um Touristenfang. Gezeigt lockt. Eingerahmt wird das ganze spielplätze, Zentralwäscherei, Bib-
werden sollen in 24 Kapiteln nicht von umfangreichen Architektur- 1;otheken usw. einrichtete. Der so- Das Frauen Museum zeigt im
Dr ie Kine Some a BE N Em zialreformerische Ansatz des Su- _Mai’85 folgende Ausstellungen:
auch die gesellsc ichen und poli- parkas CS. i i ; »
tischen N Verhältnisse der sechs Tabı Eine Etage tiefer führt ein erh a hinter nis 2.6.85: „Umwelt - Naturkunst
zehnte von Wien, die einen beson- Schwarz-weiß, geometrisch gemu- Wo steht Architektur in der Span- 40 Künstlerinnen aus der gesamten
deren Höhepunkt der abandländi- sterter Teppichboden zu Josef Hoff- nung zwischen Traum und Wirk- BRD zeigen Bilder, Fotos, Objekte
schen Kultur bedeuten”, so eine Mann. Er wird hauptsächlich durch jichkeit? Wo liegen Erklärungen im und Installationen, Vorzugsweise
Ausstellungsankündigung. zwei Modelle - Palais Stoclet und ät-habsbureischen Wien? Wash: mit Materialien aus der Natur.
R i i i spät-habsburgischen Wien? Washat Dokumentationen zur bedrohten
Es geht um das Wien der Wider- Villa Skyma Primavesi - vorgestellt. der Börsenkrach von 1873 mit N cr
sprüche: Glanz und Gloria verdek- Das wichtige Sanatorium Purkers- Strauß’ Fledermaus, Markarts Ate- Pflanzenwelt, Hausmüllbeseiti-
ken nur soziale Not und Elend; die dorf ist nur auf einem kleinen Foto 1;erzimmer und Otto Wagner zu gung, Kräutern, Wohnumfeldver:
Suche nach eigenem, wahren Aus- Und mit einem Stuhl zusehen -eine +n? Warum gibt es Parallelen zwi- besserungen cie.
des Jugendsuils“— geitäumt gerade Inneneinrichtung aus, Siein, Amold Schönberk ind Adolf Franziska Becker
von denen, die die Fassade hedoni- So scheint Josef Hoffmann nur 008? U Gezeigt werden ca. 500 Exponate
Ser em einer Ringstraßen- Vorbereiter er EC U „Rationalität und Emotionalität” der „Emma” Cartoonistin
ära durchschauten; Männer wie Karl ZU SEIN, aus deren FrOoduKlion Uber i ich- ;
Kraus, Ludwig Wittgenstein, 600 Exponate zusamengetragen se EEE ER Das Frauen Museum ist während
Arnold Schönberg, Sigmund Freud Wurden. Den einzigen Mangel der Fest des Schauens”, wie sich die der Phmestfeiertage EeONNSt.
und Adolf Loos versuchen die Künstlervereinigung erfährt der Be- Ausstellung selber versteht, ist vol- Frauen Museum
Sl sungen inet EC Edler SHE A ler Festesfreuden. Gefeiert wird ein re form ihre stadt e.V.
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