Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architektur und Städtebau (1987, Jg. 20, H. 88-92)

Au 
in den Kinos zu sehen waren, 
wird in den „Workshops“ regio- 
nalen Initiativgruppen ohne Vor- 
gaben Geld zur Verfügung ge- 
stellt. Sie berichten dann in Vi- 
deos autonom und sehr authen- 
tisch Geschichten aus dem Eng- 
land der Mrs. Thatcher. 
Die 250 Mitarbeiter werden 
nach spätestens zehn Jahren ge- 
feuert. „Bei C4 tauschen wir die 
Leute aus, die die Macht haben, 
Programme in Auftrag zu ge- 
ben.“ (Chief Executive Jeremy 
[saacs). Weiterer Liebling in der 
Gunst des Publikums ist Max 
Headroom, der Mann der aus 
dem Rechner kam. Er moderiert 
eine Unterhaltungssendung für 
junge Leute und interviewt 
manchmal auch Rockstars. Art 
of Noise haben ihn neulich als 
Sänger in einem Video-Clip ein- 
gesetzt, und die Konkurrenz das 
Fürchten gelehrt. 
Wie lange sich dieses relativ 
progressive Programm noch hal- 
ten kann, istunter dem Druck der 
Thatcher-Regierung — fraglich, 
den ,,Independents“ auch Zu- 
zang zu ITV und BBC zu geben. 
Das würde dem C4 die ,,Kreativi- 
tátsbasis" mit besseren Gagen 
abwerben, ,... all die jungen, 
energischen, ehrgeizigen Leute, 
die bereit sind, nicht allzu gut zu 
leben und dennoch sehr, sehr 
hart zu arbeiten", wie es Isaacs 
zvnisch formulierte. (4) 
Kupfer und Glas 
Wieder zurück in Loccum be- 
nannte Pätzold das Jahr 2010 als 
den Breaking Point für das flä- 
chendeckende Glasfasernetz in 
der BRD. Bis dahin wird es ein 
Nach dem Ideenwettbewerb für 
Lingotto (75/76 ARCH', S. 10- 
i12), nach der Restaurierung des 
Palazzo Grassi (Venedig)und 
dem Umbau zum Haus der Kunst 
nach Plinen von Gae Aulenti 
und Antonio Foscari wird FIAT 
nun auch an seinem Heimatort 
tätig: Das „Jagdhaus“ von Stupu- 
nigi soll in Zusammenarbeit mit 
der Stadtsparkasse von Turin re- 
stauriert und zu einem Kultur- 
zentrum ausgebaut werden. An 
denkmalpflegerischen Maßnah- 
men sind vorgesehen: Erneue- 
rung des Putzes, Ausbesserung 
des Daches, Reperatur von Fen- 
ster und Türen und der Einbau ei- 
aer neuen Heizungs- und Kli- 
maanlage. Zur Restaurierung 
denkt man an einen Zeitraum 
von3 Jahren und an eine Summe 
von 18 Mio. DM. 
Ungewóhnlich ist an diesem 
Projekt nicht nur, daB ein Auto- 
konzern solche Aufgaben über- 
nimmt, sondern daf er damit, mit 
fast fürsorglicher Bravour in Pra- 
Xisfelder vorstóft, die bisher 
staatlichem Handeln vorbehal- 
len waren und von den Kommu- 
nen mangels Finanzkraft zuneh- 
Gemisch aus KB- und Glasfaser- 
Netzen geben. Das kann dem pri- 
vaten Nutzer relativ egal sein, 
den großen industriellen Kom- 
plexen und Zentren auch, weil sie 
entweder schon am Glasstrang 
angeschlossen sind, oder es in 
den náchsten Jahren mit Sicher- 
heit sein werden. 
Nachteile entstehen aber den 
peripheren Gebieten durch die 
Gebührenpolitik der DBP und 
die fehlende Infrastruktur des 
ländlichen Raumes. Abhilfe 
schaffen könnte hier nach U. 
Gundrum (5) der Aufbau von re- 
gionalen ,Teleports". Sie kónn- 
ten als technische Innovationsin- 
sein zur Information und Anre- 
gung, sowie für technische 
Dienstleistungen genutzt wer- 
den. Weiterhin kônnte die Be- 
strebung zur kommunalen De- 
zentralisierung, wie z.B. das Bür- 
geramt Unna, das unter Einsatz 
der KominTech  bürgernahe 
Dienste anbietet, dazu beitra- 
gen, das neuzeitliche Stadt- 
Land-Gefálle — (Nixdorf-Pader- 
born-Svndrom) einzuebnen. (6) 
Rumpfhälften des Tornados 
komplett vorgefertigt montiert 
werden) bis hin zur Erstellung 
neuer Chips, die „Evolution der 
Maschinerie“. Er wies auf die 
Neuorganisation der Logistik des 
Finanzkapitals mittels der Kom- 
InTech hin. Die Bôrsen von San 
Francisco, New York, Tokyo, 
London, Frankfurt werden elek- 
tronisch miteinander vernetzt, 
und im 24 Stundenbetrieb beob- 
achten die Brocker, den Welt- 
markt des Kapitals nun simultan 
auf ihren Monitoren. (7) Um der 
Vorherrschaft der groBen For- 
schungszentren der Industrie und 
der von ihr abhängigen Universi- 
täten begegnen zu können, rief 
Helms die Gewerkschaften, Ver- 
bände und die Politiker auf, un- 
abhängige Forschungspools zu fi- 
nanzieren, die Entwicklungsal- 
ternativen zu denen der Großin- 
dustrie erarbeiten und die politi- 
schen Entscheidungen beraten 
sollten. 
Puzzelsteinchen, wie die vor- 
angestellten, mögen die Viel- 
schichtigkeit der augenblickli- 
chen Diskussion rund um die 
„Neuen Technologien“ belegen. 
Sie belegen jedoch vor allem die 
europäische Krise einer theoreti- 
schen Auseinandersetzung, die 
der tatsächlichen Entwicklung 
um Jahre hinterherhinkt, anstatt 
die Avantgarde zu formieren! 
Kay Friedrichs, Günter Stöhr, 
Gregor Wessels 
Auf dem Weg zur 
Stillegung der Menschheit 
G. Helms, bekannter Publizist 
mit langjährigem Wohnsitz in 
New York, spitzteseinenSympo- 
siumsbeitrag auf die Verflech- 
tung der groBen Computerfor- 
schungszentren mit dem militäri- 
schen Komplex zu. Mit einigen 
Beispielen belegte er die immer 
stärkere Integration von compu- 
terunterstützter Planung (CAD) 
und Fertigung (CAM) im Flug- 
zeugbau (z.B. die neue MBB 
Montagehalle 6. in der die beiden 
Literatur: 
|) Neue Techniken Alternativ, Ham- 
burg '86 
dito 
Raumplanung 30, 33, Dortmund ‘86 
TAZ, 3.12.86: CHIP 12/86: TIP 25: 
FIAT als Mdzen 
mend weniger ausgefüllt werden 
können. FIAT macht jedenfalls 
den ersten Schritt, der zweite, die 
Direktion von FIAT nach Stupi- 
nigi zu verlegen und damit die al- 
ten Repräsentationsformen neu 
zu gebrauchen - ist bis heute un- 
vorstellbar. 
Um einen Eindruck von Stupi- 
nigi zu vermitteln, von dem Bild 
wie Plan jeweils nur die Rotunde 
wiedergeben, sei aus der Be- 
schreibung von Norberg-Schulz 
zitiert. Filippo Juvarra hat das 
„Jagdhaus“ von Stupinigi „Zwi- 
schen 1729 und 1731 für Vittorio 
Amedeo II erbaut. Der Original- 
grundriB mit Armen, die diago- 
nal von einer Mittelrotunde aus- 
zehen. erinnert an Fischer von 
Erlachs Palais Althan und Bof- 
frands Malgrange, aber Juvarra 
hatte auch sich selbst von Beginn 
seiner Laufbahn an mit den Pro- 
blemen der diagonalen Organisa- 
tion herumgeschlagen (Regio Pa- 
lazzo in Ville per tre personaggi 
aus dem Jahre 1705 u.a.). In Stu- 
pinigi jedoch bilden die Rotunde 
und ihre Arme nur die Brenn- 
punkte einer viel gróBeren Anla- 
ge. Die Strafe, die von Turin 
nach Stupinigi führt, láuft auf den 
Palast zu und bildet eine breite 
Allee, die von Dienstgebáuden 
flankiert wird. Bevor sie den Pa- 
last erreicht, erweitert sie sich zu 
einem Halbrund, das die erste 
Einführung in den tiefen, kom- 
olizierten cour d'honneur bildet 
Gundrum, U. Zur regionalpoliti- 
schen Bedeutung neuer IuK-Techni- 
ken, Karlsruhe ‘86 
5) Henkel, Produktionstechnologien 
und Raumentwicklung, Difu ‘86 
7) s.a. Helms, Auf dem Weg zum 
Schrottplatz. Köln ‘84 
Die größte Messe der Welt 
In diesem Zusammenhang ist es 
bemerkenswert, daß die größte 
Messe der Welt für die KomIn- 
Tech und die C-Techniken 
(CAD, CAP, CIM etc.) inzwi- 
schen in Hannover beheimatet 
ist. Die CeBIT ’87 wird vom 4.- 
11.3.1987 auf 204 000 qm (netto) 
mit 2200 internationalen Ausstel- 
lern ihre Position als einzigartige 
technologische Verbundmesse 
festigen können. 
Für Planerbüros dürften die 
Einführungsvorträge im „Trade 
Center“ interessant sein, die von 
Firmen übernommen werden, 
die auf der CeBIT auch selbst 
vertreten sind. 
Als Branchenlösungen werden 
auch die Architekten/Bauplaner 
berücksichtigt sein. Darüberhin- 
aus werden es die Hallen 5-7 mit 
den Micro-Computern sein, so- 
wie die Halle 18 mit dem CAD 
Angebot, die für einen Besuch in 
Frage kommen. 
Neugierig sind wir auch auf die X- 
400 Schnittstelle, die hier zum er- 
sten. Male bisher inkompatible 
Geräte (10 verschiedener Her- 
steller) miteinander kommuni- 
zieren lassen soll. Die CeBIT er- 
wartet 350.000 Besucher, davon 
um die 70.000 aus dem Ausland, 
die ihre positiven wie negativen 
Vorstellungen von. den „Neuen 
Technologien“ überprüfen kön- 
nen! 
K.F 
Ein kleineres Rechteck mit zu- 
sammengezogenen Enden folgt 
direkt vor dem sechseckigen 
Haupthof, der abgeschnittene 
Ecken hat. Alle Räume durch- 
dringen sich gegenseitig und er- 
zielen damit einen ständig pulsie- 
renden Effekt. Der Bau, der den 
komplexen Raumorganismus be- 
stimmt, besteht aus langen Flü- 
geln, die in verschiedene Rich- 
tungen laufen, ohne feste Be- 
grenzungen. So erfahren zwei 
der vier Arme des Hauptpalastes 
fort, den Hof zu bestimmen, 
während die beiden anderen un- 
terbrochen sind. Ihnen entspre- 
chen andere, ,diagonal ausge- 
richtete Arme, die den abge- 
schnittenen Ecken des sechsecki- 
gen Hofes hinzugefügt sind. Da- 
her erscheint der Bau als ,unend- 
lich' ausgedehnter, .offener' Or- 
ganismus, der mit dem Aufen- 
raum in Wechselbeziehung steht 
.... Die komplizierte Bewegung, 
die den diagonalen Flügeln ver- 
dankt wird, ...drückt die neue 
Beziehung zur Natur aus, die für 
das 18. Jahrhundert typisch ist." 
(Spütbarock und Rokoko, S. 139 
ff... Stuttgart 19861)
	        

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