jeden Fall schon da. Wichtig das zu wis-
sen. Das schafft uns ja heute bei vielen Ar-
chitekten Probleme, dieses bloße Abguk-
ken, statt sich zu vertiefen und zu verste-
hen versuchen. Etwas, das man heute
durchaus nicht sehen will.
du Fresne: Deshalb werden wir, die wir
uns vertiefen in einen beschránkten Kreis,
auf ein beschránktes Thema, so mifitrau-
isch, wenn wir sehen, mit wie leichter
Hand da heute mancher durch die Ge-
schichte und die Kulturen saust.
Pini: Das bringt mich zurück zu Corbu,
der mit einem beschränkten Wissen über
ein Teilgebiet, sei das nun die Industriali-
sierung oder das Soziale, immer gleich ei-
ne künstlerische Antwort wußte. Sein
Wissen brauchte er allerdings nicht als
Krücke, sondern als Sprungbrett. Mit ei-
nem ganz beschränkten Teilwissen sah er
sich immer in der Lage zu antworten. Das
hat auch die Generation Brechbühlers so
sauer gemacht. Die haben das nicht immer
X
M
wA,
1 Zugangsstraße
2 Parken
3 Garage unter den terrassierten
Gärten
Tankstelle
Platz
Restaurant und Läden
Zentrale Heizungsanlage
Swimmingpool
Treppen zur Hauptstraße
^ Haustyp 12, obere Reihe
Haustyp 380, obere Reihe
Haustyp 12. untere Reihe
.ó. Haustyp 380, untere Reihe
i4 Atelierhäuser
Schnitt
=
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Ahnen
Schlafen
Garten
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—, Mi
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18
WS a
House type 380
vertragen. Ein Tschumi damals, fast alle
Lehrer, mußten mit Vorbehalten reagie-
ren.
du Fresne: Subjektive Betrachtung und
immediate artistische Reaktion, das war
Corbu.
Pini: Corbu hat die Leute enerviert. Viel-
leicht wie uns ein Botta heute enerviert,
warum muf er zu allem etwas sagen. War-
um jetzt auch noch Móbel. Corbu hatte da
sein Publikum, Botta auch.
G erber kommt rein. (Einer der Grün-
der des Atelier 5, lebt seit langem in
Frankreich, besucht uns hie und da). Er
Fotos oben: Siedlung Halen,
Schweiz, 1961
Zeichnung oben links: Lageplan
wird gleich ins Gespräch miteinbezogen.
Gerber: Die Brasilianer waren damals
nicht wirklich so für Corbus Architektur.
Sie hatten ihn kommen lassen und wollten
von ihm profitieren, er von ihnen, er war
ja in Südamerika auf Akquisitionstour.
Seine Skizzen für das Erziehungsgebäude
als Grundlage für das Projekt Niemeyer ...
Sie brauchten ihn drüben zum Vorzeigen
... Später ... Wir haben ja Glück gehabt,
daB keines unserer Unité-Projekte reali-
siert worden ist. In Frankreich ist das eine
Katastrophe, die stehen leer, diese Din-
ger. Nur Marseille ist noch voll bewohnt,
aber nicht von Arbeitern, sondern von Ar-
chitekten, von Freischaffenden aller Art.
Pini: Wie Halen auch.
Gerber: Der Arbeiter sucht heute offen-
sichtlich etwas anderes: Bofill vielleicht,
als Cache-Misére, proverster Sozialer
Wohnungsbau hinter Versaille-Fassaden.
Pini: Im nachhinein sehen wir uns ja als
sehr bewußte Corbu-Schüler, damals hör-
ten wir das nicht unbedingt so gerne. Na-
türlich haben wir mit großer Bewunde-
rung sein Werk gesehen, aber ein Alder"
oder Steinmann?, das sind nicht einfach
Kopien.
du Fresne: Aber schau doch mal die Zeich-
nungen, da waren doch Corbu-Minn-
chen, Corbu-Bàume, einzelne Dinge hat
man ja direkt übernommen.
Pini: Aber es gab doch schon eine ganz
klare Eigenständigkeit.
du Fresne: Die Loggia in Flamatt 1”, das
war doch voll Corbu, oder das Dach von
Flamatt 2”.
Pini: Ja dort ist es ganz klar.
du Fresne: Nun weiter. Der Erfolg von
Halen war ja verrückt. Vor allem wie Ha-
len bei der Fachwelt angekommen ist. Ich
habe kaum einen modernen Architekten
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