Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architektur und Städtebau (1987, Jg. 20, H. 88-92)

jeden Fall schon da. Wichtig das zu wis- 
sen. Das schafft uns ja heute bei vielen Ar- 
chitekten Probleme, dieses bloße Abguk- 
ken, statt sich zu vertiefen und zu verste- 
hen versuchen. Etwas, das man heute 
durchaus nicht sehen will. 
du Fresne: Deshalb werden wir, die wir 
uns vertiefen in einen beschránkten Kreis, 
auf ein beschránktes Thema, so mifitrau- 
isch, wenn wir sehen, mit wie leichter 
Hand da heute mancher durch die Ge- 
schichte und die Kulturen saust. 
Pini: Das bringt mich zurück zu Corbu, 
der mit einem beschränkten Wissen über 
ein Teilgebiet, sei das nun die Industriali- 
sierung oder das Soziale, immer gleich ei- 
ne künstlerische Antwort wußte. Sein 
Wissen brauchte er allerdings nicht als 
Krücke, sondern als Sprungbrett. Mit ei- 
nem ganz beschränkten Teilwissen sah er 
sich immer in der Lage zu antworten. Das 
hat auch die Generation Brechbühlers so 
sauer gemacht. Die haben das nicht immer 
X 
M 
wA, 
1 Zugangsstraße 
2 Parken 
3 Garage unter den terrassierten 
Gärten 
Tankstelle 
Platz 
Restaurant und Läden 
Zentrale Heizungsanlage 
Swimmingpool 
Treppen zur Hauptstraße 
^ Haustyp 12, obere Reihe 
Haustyp 380, obere Reihe 
Haustyp 12. untere Reihe 
.ó. Haustyp 380, untere Reihe 
i4 Atelierhäuser 
Schnitt 
= 
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Ahnen 
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Garten 
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House type 380 
vertragen. Ein Tschumi damals, fast alle 
Lehrer, mußten mit Vorbehalten reagie- 
ren. 
du Fresne: Subjektive Betrachtung und 
immediate artistische Reaktion, das war 
Corbu. 
Pini: Corbu hat die Leute enerviert. Viel- 
leicht wie uns ein Botta heute enerviert, 
warum muf er zu allem etwas sagen. War- 
um jetzt auch noch Móbel. Corbu hatte da 
sein Publikum, Botta auch. 
G erber kommt rein. (Einer der Grün- 
der des Atelier 5, lebt seit langem in 
Frankreich, besucht uns hie und da). Er 
Fotos oben: Siedlung Halen, 
Schweiz, 1961 
Zeichnung oben links: Lageplan 
wird gleich ins Gespräch miteinbezogen. 
Gerber: Die Brasilianer waren damals 
nicht wirklich so für Corbus Architektur. 
Sie hatten ihn kommen lassen und wollten 
von ihm profitieren, er von ihnen, er war 
ja in Südamerika auf Akquisitionstour. 
Seine Skizzen für das Erziehungsgebäude 
als Grundlage für das Projekt Niemeyer ... 
Sie brauchten ihn drüben zum Vorzeigen 
... Später ... Wir haben ja Glück gehabt, 
daB keines unserer Unité-Projekte reali- 
siert worden ist. In Frankreich ist das eine 
Katastrophe, die stehen leer, diese Din- 
ger. Nur Marseille ist noch voll bewohnt, 
aber nicht von Arbeitern, sondern von Ar- 
chitekten, von Freischaffenden aller Art. 
Pini: Wie Halen auch. 
Gerber: Der Arbeiter sucht heute offen- 
sichtlich etwas anderes: Bofill vielleicht, 
als Cache-Misére, proverster Sozialer 
Wohnungsbau hinter Versaille-Fassaden. 
Pini: Im nachhinein sehen wir uns ja als 
sehr bewußte Corbu-Schüler, damals hör- 
ten wir das nicht unbedingt so gerne. Na- 
türlich haben wir mit großer Bewunde- 
rung sein Werk gesehen, aber ein Alder" 
oder Steinmann?, das sind nicht einfach 
Kopien. 
du Fresne: Aber schau doch mal die Zeich- 
nungen, da waren doch Corbu-Minn- 
chen, Corbu-Bàume, einzelne Dinge hat 
man ja direkt übernommen. 
Pini: Aber es gab doch schon eine ganz 
klare Eigenständigkeit. 
du Fresne: Die Loggia in Flamatt 1”, das 
war doch voll Corbu, oder das Dach von 
Flamatt 2”. 
Pini: Ja dort ist es ganz klar. 
du Fresne: Nun weiter. Der Erfolg von 
Halen war ja verrückt. Vor allem wie Ha- 
len bei der Fachwelt angekommen ist. Ich 
habe kaum einen modernen Architekten 
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