wandten sich an Le Corbusier in Paris”
und baten um Sonderbeiträge für den
Almanach Zivot II.” Gleichzeitig lernte
Bedfich Feuerstein Le Corbusier in Paris
kennen,” und im Dezember desselben
Jahres schrieb ihm J.R. Marek, Redak-
teur des ersten Jahrgangs von „Stavba“®
und bat ihn um Beiträge für seine Zeit-
schrift.
1923 kam der Klub der Architekten mit
der Idee, eine Vortragsreihe über die neue
Architektur unter Beteiligung führender
J |
ausländischer Architekten, einschließlich
Le Corbusier und Ozenfant, zu organisie-
ren. Der Maler Josef Síma informierte Le
Corbusier darüber in Paris" und dieser
reagierte mit einem Brief an Karel Teige:
„Ich móchte Prag, das ich bereits intim
kenne, gern wiedersehen und seine besten
Bürger kennenlernen.“' Nach mehreren
Terminverschiebungen fand der Vor-
tragszyklus „Für eine neue Architektur“
im Winter 1924-25 sowohl in Prag als auch
in Brünn statt, unter Beteiligung von
J.J.P. Oud, Walter Gropius, Le Corbu-
sier, Ozenfant und Adolf Loos. Die An-
kunft der beiden Redakteure der Zeit-
schrift „L’esprit nouveau“ im Januar 1925
wurde mit großer Spannung erwartet, sie
fiel jedoch ganz anders aus, als erwartet.
Jan E. Koula erinnert sich: Auf dem
Bahnsteig des Wilsonbahnhofs „kamen al-
le führenden Mitglieder des Klubs der Ar-
chitekten, wie Oldfich Stary, Oldfich Tyl,
Alois Spalek, Ludvik Kysela, Vladimir
Jezek, F.X. Ctrnäcty und andere, als auch
die Jungen, d.h. ich und Karel Teige. Der
Schnellzug kam pünktlich an, aber nur
Ozenfant stieg aus dem Wagen aus. Auf
unsere Frage, wo Le Corbusier geblieben
war, antwortete er: ,Il est resté à Cheb.'
Als Schweizer war Le Corbusier von dem
Einreisevisum nicht befreit wie Ozenfant,
der Franzose war. Er wußte das jedoch
nicht und muBte deshalb in der Grenzstadt
Cheb übernachten, bis die Sache erledigt
werden konnte. Tyls Schwester, Frau
Stépánka Kroftová, war Gattin des Au-
großes Foto links: Prag- Altstadt,
Kirche des HI. Juda Tadeus am
Platz der Republik:
kleines Foto Mitte: Prag-Kleine
Seite, Portal; Foto: Le Corbusier
kleines Foto links oben: Prag-Alt-
;tädter Ring, Mündung der Melan-
trich-Gasse; Foto: Le Corbusier
kleines Foto unten: Prag-Hrad-
schin (Burgstadt), Alte Schloßtrep-
pe; Foto: Le Corbusier
Benministers Prof. Dr. Kamil Krofta, und
wir unternahmen sofort bei ihm Schritte,
um die weitere Reise Le Corbusiers nach
Prag zu ermóglichen. Dies ist gelungen
und Le Corbusier sollte am náchsten Vor-
mittag kommen. Diesmal konnte aber kei-
nes der Klubmitglieder ihn erwarten und
deshalb bat mich Tyl, in dessen Biiro ich
arbeitete, Le Corbusier abzuholen. Ich
kam zum Bahnhof gerade als der Zug an-
kam. Ich fürchtete, ich kónnte Le Corbu-
sier auf dem Bahnsteig verpassen und war-
tete deshalb am Ausgang, wo Fahrkarten
abgegeben wurden. Le Corbusier konnte
ich nach dem Fahrplan und nach seiner
Brille mit breiten schwarzen Reifchen
gleich erkennen. Ich fand einen Gepáck-
träger, der sich seiner zwei größeren Ge-
päckstücke annahm. Ich hatte kein Geld,
um ihn mit einem Taxi abzuholen, und so
gingen wir zu Fuß zum Hotel Ambassador
am Wenzelsplatz, gefolgt von dem Ge-
päckträger. Ich wollte Le Corbusier zu-
nächst den größten Boulevard Prags von
der Rampe des Nationalmuseums zeigen
und führte ihn deshalb zuerst dorthin, oh-
ne jedoch zu wissen, daß er bereits 1911
Prag besuchte hatte... In der Hotelrezep-
tion schrieb er sich in das Hotelbuch als
„Jeanneret“ ein, und zwar sehr unleser-
lich, ja seismographisch. Man führte uns
in das Zimmer, wo bereits Ozenfant über-
nachtet hat; der lag auf dem Bett und lach-
te über den Zwischenfall Le Corbusiers in
Cheb.*!^
Le Corbusiers Vortrag ,,Purismus und
Architektur“ fand am 20. Januar Abend
im Prager Mozarteum-Saal statt und wur-
de am 22. Januar im Kunstgewerbemu-
seum in Brünn wiederholt. Ozenfant hielt
seinen Vortrag über „Kunst und Gesell-
schaft der Maschinenzeit“'” in den beiden
Städten einen Tag später. Le Corbusier er-
klärte in seinen Ausführungen die Prinzi-
pien der puristischen Architektur, betonte