Full text: ARCH+ : Zeitschrift für Architektur und Städtebau (1988, Jg. 20, H. [93], Jg. 21, H. 94-97)

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© UT 
Die Stadt Köln plant die Errich- 
tung eines Mediaparks auf dem 
Gelände des ehemaligen Güter: 
bahnhofs Gereon am nordöstli- 
chen Rand der Innenstadt. Deı . 
Begriff Mediapark soll bedeuten‘ Mediapk 
„Zentrum für Informations- unc 
Kommunikationstechnik, Aus: 
und Weiterbildung, Wohnen 
Freizeit und Kultur“. Die archi- 
tektonische Umsetzung dieser Heft Konkurrenz machen kön- 
Definition in einem Ideenwett- nen: Mailbox, Temex, Chipkar- 
bewerb ist der vorläufige Höhe- te, Breitbandanwendungen, Te- 
punkt des Plans, Köln zu eineı lemathek, Digiton, Publicon und 
nationalen und internationaler Telematik. Ein unentwirrbareı 
Medienmetropole auszubauen Dschungel von Worten, der noch 
Im Zusammenhang mit Untersu: von nichtssagenden Sätzen wie 
chungen über „Wirtschaftsent- z.B. dem folgenden begleitet 
wicklung und Arbeitsmarkt“ wurde: „Die Nutzungen sowie 
; 7 setzte sich die Stadt Köln Mitte die Integration und Abgrenzung 
1985 erstmalig intensiv mit dem von Nutz- und Grünflächen sind 
Projekt eines Mediaparks auf noch so wenig festgelegt, daß die 
dem Gereongelände auseinan- städtebauliche Konzeption eine 
der. Man begann, ein Konzeptzu maximale Flexibilität enthalten 
erarbeiten, welche Branchenund muß.“ 
Firmen sich auf dem Gebiet an- In einem großen Kolloquium/ 
siedeln sollten. Dabei stellte sich Symposium versuchte man dann, 
immer deutlicher heraus, daß die Ausschreibung in eine allge- 
Köln besondere Standortvorteile meinverständliche Sprache zu 
für Firmen der Medienbranche übersetzen. Dabei wurden auch 
bietet. Durch die schon vorhan- einige der vorher geforderten 
denen öffentlich-rechtlichen _Wettbewerbsleistungen ersatz- 
Rundfunkanstalten, Fernsehge- los gestrichen. Hätte man bei die- 
sellschaften und die zu erwarten- sem Kolloquium gesagt, daß man 
den privaten Rundfunkanbieter Entwürfe bevorzugt, die ein wer- 
ergibt sich im audiovisuellen Be- bewirksames Image oder mehr 
reich die Möglichkeit des Aus- eine „Mediapark spezifische Ge- 
baus der heute schon starken Po- staltung“ — was immer das auch 
sition. Da ohne entsprechendes sein mag -haben, und wäre dann 
Schuster, Karcer u Rühren der Werbetrommel kein dieses Image konkret beschrie- 
Aufsehen zu erregen ist, trat die ben und definiert worden, wären 
Stadt Köln schon früh mit ihren vielleicht mehr Entwürfe in diese 
Ideen zum Mediapark an die Öf- Richtung entstanden. So wurde 
fentlichkeit. Man träumte von von den Teilnehmern gefordert, 
den verschiedensten Telekom- die Hälfte des Geländes nicht zu 
munikationseinrichtungen, Inte- bebauen und auf der Restfläche 
gration der Nutzer, Lösung deı Nutzungen mit 110.000 qm sowie 
problemspezifischen Randberei- Wohnungen und Kleingewerbe 
che, neuartigen und zukunftswei- zu entwerfen. Besonderer Wert 
senden Technologien. Als die in sollte auch auf die räumliche und 
Auftrag gegebenen Gutachten funktionale Verknüpfung mit 
über die Chancen einer Realisie- den angrenzenden Stadtgebieten 
rung dieser Visionen allesamt gelegt werden. Eine Verkehrs- 
Positives postulierten, waresnur planung wurde ebenfalls gefor- 
noch ein kleiner Schritt bis zur dert. Einziger Hinweis auf das 
Auslobung eines internationalen „Image“ war ein cleveres Werbe- 
Ideenwettbewerbs. Zu diesem visionsbild, das aber mehr an alte 
städtebaulichen Wettbewerblud NASA-Entwürfe oder Weltaus- 
man 10 ausländische Architek- stellungen als an ernstzunehmen- 
turbüros ein und schriebihn bun- den Städtebau erinnerte. 
desoffen incl. Berlin aus. Von Die eingereichten Wettbe 
den ursprünglich 10 eingelade- werbsarbeiten waren im Gewer- 
nen Büros (Alsop & Lyall Lon- bepark Westkreuz in großzügi- 
don, Aulenti Mailand, Hertzber- gen, gut beleuchteten Räumen 
ger Amsterdam, Minohara To- ausgestellt. Überraschend ist, 
kio, Meier New York, Peichl daß die Jury unter Vorsitz von 
Wien, Rossi Mailand, Snozzi Lo- Prof. Angerer sich nicht an die 
carno und Zeidier Toronto) ga- Preisverteilung der Auslobung 
ben nur 4 (Alsop & Lyall, Mino- gehalten hatte, sondern 6 gleich- 
hara, Rainer, Zeidler) ihre Ar- rangige Preise und 4 Ankäufe 
beiten ab. Ohne entsprechende vergab. Preisträger sind Volf 
Honorierung sind einige dieser Saarbrücken, Schuster Kaisers- 
„Edelkreativen“ wohl doch nicht lautern, Ungers Köln, Minohara 
so leicht zur Abgabe zu motivie- Tokio, Müller-Born Kassel und 
ren. Insgesamt wurden schließ- Zeidler Toronto. Ankäufe gin- 
lich 103 Entwürfe eingereicht. gen an Kölner Planwerkstatt, Al- 
Was die Stadt Köln dann als sop«& Lyall mit Medium London/ 
Wettbewerbsprogramm aufge- Hamburg, Cadez und Ruic Köln 
stellt hatte, hätte vom Wort- sowie Busmann und Habereı 
Minoharo, Tokio-Preis schatz her einem Perry Rhodan Köln. Die Jury hatte sich nicht
	        

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