Bühnen des Lebens: Jahrmarkt Centre Pompidou, Paris
Die fünfte Ansicht. Durch die Paster Noster-Gebäude werden Die Bühne des Lebens. Die Stadt ist ein wichtiger Treffpunkt für
fast 1,2 Hektar Dachfläche geschaffen. Wirschlagen vor, daß die- Menschen. Die traditionellen Bürobauten der Nachkriegszeit
se Fläche Teil des öffentlichen Lebens wird: So verwandelt sich ignorierten die öffentliche Bedeutung von Straße und Platz. Wir
der öffentliche Raum von der unter der Erde liegenden U-Bahn- befürworten kompakte, hoch verdichtete Räume; und so erhöh-
Station St. Paul’s über das Atrium und die Fassade hinweg bisauf ten wir die Fläche für Büros und Geschäfte. Ziel unserer Strategie
das Dach. Der öffentliche Dachgarten bietet ideale Möglichkei- ist, eine „Kritische Menge“ von Aktivitäten im öffentlichen
ten für Restaurants, Konzerte, Theateraufführungen, Tourismus- Raum zu versammeln. Diese „kritische Menge“ ist das Maß für
attraktionen und für spannende Blicke auf St. Paul’s Cathedral die Zahl von Aktivitäten, die sich selbst erhalten. So entsteht ein
und die Londoner Skyline. öffentlicher Raum, der stets bevölkert und lebendig ist. Die Viel-
Aus einiger Entfernung, besonders von St. Paul’s aus, wird die zahl und Vielfalt öffentlicher Aktivitäten soll Passanten und die
Skyline der Pater Noster-Gebäude durch das Dach voller Bäume dort arbeitenden Menschen anregen. Der kommerzielle Erfolg
und Gärten so lebendig, daß es zur fünften Ansicht wird. Der Zu- des Projekts hängt sowohl von der Attraktivität des öffentlichen
gang zum Dach muß einfach, leicht, spannend und vergnüglich Raums als auch von der Organisation seiner Erschließung ab.
sein — wie eine Reise. Die Dachterrassen des Centre Pompidou
ziehen in Spitzenzeiten 3.000 Besucher je Stunde an.
Auszüge aus einer Diskussion dernen, CH re Bu ERST Se die ES De WEG a sind EU tat-
i i sumgesellschaft; un afür nach Büroflächen nicht vorhan- sächlich einig. Meiner Meinun
O0 Krier nd kannst du nicht allein die Archi- den wären. Man wird etwas ab- nach hat Richard Rogers ine
tekten verantwortlich machen. — reißen, das erst 1964 fertigge- mittelalterliche High-Tech- Ar-
L eon Krier: Beginnen wir Die größere Schuld tragen die stellt wurde. Das ist, historisch chitektur produziert. Er reprä-
mit der Frage nach dem Baugesellschaften. gesehen, unglaublich - nie zuvor sentiert einen postmodernen
städtischen Raum. Richard Ro- Du bezeichnest den Bau riesiger wurde ein solch riesiger Bau- Klassizismus. Ich möchte be-
gers versteht die Aufgabenstel- Büroflächen als Realismus. Ich komplex der Moderne abgeris- haupten, daß eine Kehrtwen-
lung als Entwurf einer riesigen glaube, es ist der Wille einer klei- SCP- Wenn Prinz Charles meint, dung stattgefunden hat: es han-
„Fabrik“: er überzieht das Pa- wen Minderheit. Das Problem man solle sich an der Stadt des delt sich um ganz neue Typolo-
ter Ha -Gebiet mit einem Ra- besteht darin, diese verrückte 17. J rn TEN EIE:
i ; ; 5 men, welche drei- bis vierge- . . .
OR Er Or A Nude schossige Backsteinhäuser ber. Das liegt einfach daran, daß bei
mit der Stadt zu tun hat. SEP ____ ragen, orientieren, dann bedeu- der geforderten Dichte nichts an-
Es handelt sich um große multi- tet dies einen Rückschritt in _deres als extrem verdichtete städ-
Charles Jencks: Es ist naiv zu nationale Aktiengesellschaften, ökonomischen und sozialen Be- tische Blöcke möglich waren. In
glauben, man könnte einen Ge- die alle dort bauen wollen. Das griffen. Wir leben nicht in einer wer historischer Tradition ver-
bäudekomplex aus dem Jahre ist ein harter Kampf ums Presti- vonder Kirche geprägten christ- langt ein Stadtplan 30 bis 40 Pro-
1964 einfach abreißen, ohne da- ge. Der Büroturm als Monu- lichen, sondernin einer merkan- zent an öffentlicher Fläche. Ro-
für einen Preis zahlen zu müs- ment der Aktiengesellschaften tilen Gesellschaft. gers geht in einer Skizze von 80
sen. Man will große Büroflächen ist heute so real wie der Kirch- Jedermann stimmt damit über- Prozent an nutzbarer überbauter
und einen Prestigestandort. Das turmim 17. Jahrhundert. Eswä- ein, daß St. Paul’s weiterhin die Fläche aus, aber die Gassen wer-
sind die Spielregeln einer mo- reniedazugekommen, wenndie Skyline beherrschen sollte. den dann so schmal, daß sie gar
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