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in der Sache zu bieten, aber ich muß die Bemerkung vorausschien,
daß eine vollständige Klärung nach theoretischer und praktischer Seite
mit ganz besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, so daß von einer
sofortigen vollständigen Applanirung vorläufig keine Rede sein kann.
Veberhaupt haben wir es ja bei unserer ganzen Sache nirgends mit
dem absolut Vollkommenen zu thun, sondern nur damit, das Schlechte
durc< das Gute, das Gute durch das Bessere und das Bessere durch
das no< Bessere zu ersezen. Das sehen wir sofort bei der NReinigungs-
frage. Unser Bestreben geht dahin, Kleider und Betten herzustellen,
welche den schädlihen Theil 'der menschlichen Ausdünstung nicht an-
nehmen, sondern nur den guten. Vollkommen werden wir dieses Ziel nie
erreihen. Wir können uns ihm nur nähern. Unser altes Baumwoll-
und Leinenhemd ist ein Kleidungsstück, das schon nac< 2 bis 3 Tagen,
bei einem Sommershweiß shon nach ein paar Stunden gesundheits-
gefährlich wird und gewaschen werden muß ; das sagt uns schon unser Haut-
gefühl =- es eFelt unsrer Haut davor. =- Es ist nun niemals be-
hauptet worden, daß ein Wollhemd in infinitum getragen werden
fann, ohne daß dieses Eelgefühl sich einstellt. Nur das ist richtig,
daß man das Wollhemd 40 bis 15 mal länger tragen kann, als ein
weißes , aber endlich kommt eben auch der Zeitpunkt, wo es sc<hmußig
ist und der Reinigung bedarf, und ich bin der festen Ueberzeugung, es
wird uns niemals gelingen, ein Hemd zu schaffen, das nie gewaschen
zu werden braucht.
Wenden wir uns zur Oberkleidung. Wer jemals, wie ich,
im Sommer Leinwand- oder Baumwollkleidung getragen hat, weiß
wieder , daß man dieselben shon nach wenigen Tagen zu waschen ge-
zwungen ist, weßhalb man sie auch speziell „Waschkleider“ nennt. Mit
unsren wollenen Oberkleidern stand die Sache so: dieselben bestanden
nur außen aus Wolle, innen aus Pflanzenfasern. Da die meisten
Menschen nur auf ihre Außenseite etwas geben und diese, weil wollen,
den Schmutz viel weniger annimmt, so wurde es bei den meisten Leuten
üblich, die Oberkleider wenig oder gar nicht zu waschen,
wobei man nicht bedachte, daß in dem leinenen und baumwollnen Unter-
futter sich jekt ein wahrer Augiasstall von gesundheit8gefährlichem Gestank
und Schmut ansammelt.
- Hier hat das Wollregime wieder Wandel geschaffen, indem es
die stinkend werdende Pflanzenfaser beseitigte. Aber Vollkommenes ist
auch hier nicht geshehen. Es kommt auch für die wollene Ob er-
kleidung ein Zeitpunkt, wo' sie durch Concentration des aufgesammelten
Ausdünstungsgeruchs reinigungsbedürftig geworden ist. Man lese das
in Nr. 2 „das Wesen der Krankheit“ über die Concentration Gesagte nach.
- Der Unterschied zwischen Ober- und Unterkleidung ist nur der,
daß die letztere rascher reinigungöbedürftig wird, als die erstere.
Wie verhält sich nun zu dem das Farbstoffregime ? Die Antwort
ist einfach: Die Farbe «ist nicht der einzige, aber ein wesentlicher
Faktor, ob die Waschbedürftigkeit früher oder später eintritt, und in