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fand Wenn das schon mir passirt, wie soll das Anderen gehen.
Me.:2 Leser können von mir erwarten und verlangen, daß ich sie in
solchen Fällen nicht rathlos dastehen lasse. Etwas ganz anderes ist
es, wenn Sie eine List gebrauchen, und Personen, an deren Wohlbe-
finden Sie Antheil nehmen, die aber nicht vorwärts ins Wollregime
hineinwollen, rückwärts hineinbugsiren.)
„Um die Unschädlichkeit des Zugs für Wollene zu beweisen, seße
ich mich oft dem stärksten Zug aus. Nun sagen dann die Nichtwollenen:
„„das erkennen wir ja an, daß Wolle wegen ihrer schlehten Wärme-
leitung vorzüglich ist, und unsere Kleider sind ja auch aus Wolle, wenn
auch nicht ausschließlih, aber wir können uns doch nicht entschließen,
auch im Sommer uns ganz in Wolle zu kleiden, da müßte man ja ver-
springen vor Hite.““ „Wenn man ihnen auch das Gegentheil versichert
und dieses mit Ihren Theorieen erklärt, so lachen sie wieder dazu und
es ist nichts weiter zu machen.“ (Jäger: Das ist die alte Geschichte :
nur Schaden macht die Menschen klug, nicht Belehrung. I< will
Ihnen da eine Geschichte erzählen. Der verstorbene Tübinger Physik-
professor Nörremberg, ein etwas wunderlicher Kauz, der gegen ärztliches
Wissen stets eine souveräne Verachtung äußerte, wurde sc<hwer krank
und weigerte sich, ärztlichen Beistand rufen zu lassen. Seine Freunde
veranlaßten endlich auf eigene Faust den verstorbenen Professor Napp,
einen der besten Tübinger Aerzte und mit Nörremberg befreundet,
zu lezterem zu gehen. Nörremberg empfing ihn mit den bekannten
RedenSarten, die mit dem Ausspruch schloßen: „Ihr versteht alle nichts.“
Rapp nahm seinen Hut und sagte kurz, sich verabschiedend: „Die
Sektion wirds lehren.“ Da bat ihn Nörremberg, zu bleiben, und
war von Stund an ein geduldiger Patient).
„Von meinen Gegnern wurde mir ein Schrift<hen des Dr. von
Nußbaum in München („eine kleine Hausapotheke“) zum Lesen über-
geben, welches die gegentheilige Ansicht ausspricht, nemlich daß die leinene
Unterkleidung die beste sei. Es heißt dort Seite 25: „Leinwand
arbeitet viel schneller, als Baumwolle und Wolle, d. h. sie nimmt unsre
salzige Ausdünstung und Drüsenausscheidung , unsre Abschuppung viel
rascher und besser auf, als Wolle, und regulirt unsre Wärmeverluste
doch meist auch genügend.“ Abgesehen nun daß Herrn Dr. Nuß baum
die Erfahrungen, die wir Wollenen gemacht haben, gänzlich unbekannt
zu sein scheinen, so ist in dem Scrift<hen doch viel werthvolles Material
enthalten, das direkt zur Bestätigung unserer Lebensweise dient, daß
ich Sie bitten muß, das Schrifthen in Ihrem Monatsblatt einer Kritik
zu unterziehen und dasselbe jedermann direkt zur Lektüre zu empfehlen,
indem sie natürlich die Jrrthümer corrigiren. “
- (Jäger: Sehr gern würde ih Ihrer Aufforderung nachkommen,
allein es gebricht dem Blatt an Plaz. Für das wichtigste Material
zu unsrem Blatt halte ich die Berichte Wollener über ihre praktischen
Erfahrungen mit Wolle. Soweit dieses Gelegenheit zur Kritik gibt,
soll dieselbe geübt werden; und so bemerke ich hier gegen Dr. von