Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1882, Bd. 1, H. 1/12)

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durc< tägliche Fußwashungen und Einreibung mit Salicyljtreupulver 
zu beseitigen suchte. E3 half wenig. Die Haut zwischen und unter 
den Zehen war schließlich vollständig dur<säuert und ganz wund bis 
zum Bluten. Diesem Leiden wohl zur Hauptsache mußte ich es zu- 
schreiben, daß i< bei der Stellung zum Militär in die Ersaßkreserve 
9. Klasse verseßt wurde. Nun stellen Sie sich mein Erstaunen vor, 
al3 ich am Tage nach Anlegen der Normalstrümpfe bemerke, daß meine 
Jüße von Sc<weiß keine Spur mehr zeigen, ja als wenige Tage 
später sich schon eine neue Haut zwishen und unter den Zehen zu 
bilden begann. Daß sich natürlih durc< die Wollkleidung auch mein 
Gesammtbefinden, das bisSher vor allem durch oft auftretenden Kopf- 
schmerz gestört war, bedeutend hob, kann Sie nicht Wunder nehmen; 
furzum ich bin Ihnen für Jhre Entde>ungen und Erfindungen sehr 
dankbar. < ; | 
Weitere Beobachtungen machte ich auf meiner dieSjährigen Sommex- 
reise, die sich auf die bayrischen und nordtirolischen Alpen erstreckte. 
Mein Reisegefährte, von weit kräftigerem Körperbau als ich, hatte auf 
ven früheren Fußreisen, bei denen wir zusammen gewesen waren, mich 
ste 3 an Marschfähigkeit weit übertroffen; und gewöhnlich hatte ich 
dabei mit wunden, lahmen Füßen zu kämpfen. Jett war das Ver- 
hältnis ein gerade umgekehrte8: ich, der Wollene, war auf der ganzen 
46t& en Tour, die theilweise aus wahren Heßpartien bestand und 
an “ Iwierigkeiten alles bisher von uns Erlebte weit in den Schatten 
tel ihm, dem Nichtwollenen, bedeutend über, der schon in den ersten 
ex + an seinen Füßen laborirte. J< verdanke dies der Wollkleidung 
im + meinen, im besonderen aber den Normalstrümpfen und den 
Norm Yuhm ohne Lederbezug. Diese haben auch den höchsten Bei- 
fall mtues ut gewöhnlichen Lederstiefeln schreitenden Kollegen gefunden 
und haben vortrefflich ausgehalten, bis sie dann am Sclusse aller- 
dings auf einer Gletshertour in die Brüche gingen. Das geschah 
beim Abstieg, der dur< das unaufhörliche Regenwetter gefährlich wurde. 
I< kam ins Rutschen, und dabei erhielten meine Tuchschuhe, die bis 
dahin eine größere Festigkeit gezeigt hatten, als die Stiefel meines 
Gefährten, einen gehörigen Riß an den Seiten. Uebrigens war diese 
felbe Tour auch aus einem andern Grunde bemerkenswerth. Wir 
waren von früh 5 bis Mittag 4 Uhr dabei immer im Regen, der 
schon an den Tagen vorher unseren Weg fast unpassirbar gemacht hatte, 
und stiegen in dieser Zeit eine relative Höhe von 1 400 m. Troßdem 
nun, daß wir, wie sich ja denken läßt, geschwißt hatten und dur< das 
Regenwetter bis auf die Knochen dur<näßt, durc< die Kälte und den 
schneidenden Wind ausgefroren waren (wohlbemerkt: ich trug den ein- 
fachen Normalro> ohne Schußmantel), so zeigte sich doc< bei mir keine 
Spur von Erkältung, während mein nichtwollener Genosse tüchtigen 
Schnupfen, Heiserkeit und Kopfs<hmerz davontrug. Das Resultat ist 
also: Die Wollkleidung ist für Ho<hgebirgsreisende in allen Lagen der 
unbequemen Ausstattung mit Mantel oder Plaid 2c. weit vorzuziehen.
	        

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