Full text: Professor Dr. G. Jägers Monatsblatt : Zeitschrift für Gesundheitspflege u. Lebenslehre (Jg. 1882, Bd. 1, H. 1/12)

<= 172 -- 
Dies meine hauptsächlichsten Beobachtungen, deren zu ausführliche Mit- 
theilung Sie gütigst ents<uldigen wollen. 
7) Herr M. aus Ch. schreibt am 25. Juni: 
Auf dem Lande geboren, war ich, nach Besuch des Gymnasiums, 
einige Jahre Landwirth und blieb, als ih zum Kaufmännischen über- 
gegangen war, ein kerngesunder Mens< -- groß, kräftig und stets 
frism. Die Feldzüge von 1866 und 1870/71, welch letzteren ich als 
Offizier mitmachte, thaten mir anscheinend gar nichts. Vor etwa 5 
bis 6 Jahren stellten sih aber, nachdem ih mich 4874 verheirathet, 
so leise Verdauungsbeshwerden ein, die natürlich im Vertrauen auf 
die felsenfeste Gesundheit unbeachtet blieben. Dieselben verschlimmerten 
sich jedo< mit der Zeit, so daß ich mich 4879 an einen befreundeten 
Arzt wenden mußte, der hronischen Darmkatarrh konstatirte, mich Carls- 
bader trinken ließ 2c. =<- Jh wurde aber meine8 Daseins nicht mehr 
froh. Mein Haar ging mir rapide aus, meine Stimmung war die 
denkbar unglücseligste und Stuhlgang erfolgte von selbst überhaupt 
nicht mehr. I< schlief bei etwas geöffneten Fenstern, deSinfizirte nach 
der Schwierigkeit, lebte wie eine Normaluhr und blieb elend. Seit 
Jahren trieb ich (auch heute noc<) Zimmergymnastik nac< Dr. Schreber 
und tauchte Winter und Sommer aus dem Bett heraus in eine kalte 
Wanne! Bewegung habe ich außerdem no< durch die Art meines 
Geschäftes sehr reihlih. Im Sommer 4884 ging ich einige Wochen 
nach der Schweiz, lebte auf, um bald nach der Rückkehr wieder ganz 
zusammen zu brechen. Sanitätsrath Dr. Horn hier ließ mich Carls- 
bader Salz nehmen und elektrisirte den Darmkanal längere Zeit täg- 
lich, was au“) etwas Erleichterung schaffte. Derselbe warnte mich vor 
zu vielen Medikamenten und rieth mir, mich an Einwirkungen von 
außen zu halten. Organische Fehler waren nicht zu konstatiren und 
ich wurde bei alledem auch von der äußerst diffizilen Gothaer Lebens- 
Versicherungs-Gesellshaft aufgenommen. Zulekt fiel ich am 5. Dezbr. 
4881 Abends ohne jede besondere Veranlassung um und blieb bis zum 
9. Mittags absolut bewußtlos. =- Der von mir hochgeschätte Dr. Horn 
stand mir unablässig bei, und ich erholte mich bis Weihnachten ziem- 
Ku a Dr. H. mißbilligte übrigens hier die kalten Bäder entschieden 
(Hört! Jäger), troßdem sette ich sie fort, weil mir ohne dieselben 
noh schlechter war. 
- Appetit hatte ich übrigens in all der Zeit stets und zwar auf 
alles Mögliche, nac<ß jeder Mahlzeit aber vornehmlich entsetzliche Bläh- 
ungsbeshwerden; dabei war ih ganz kurz von Gedächtniß geworden, 
konnte verdrießlich werden, wenn ich einen anderen Menschen lachen 
sah und mußte mich fortdauernd mit Klystieren weiter quälen. - 
- Nun sah ich öfter Einiges von Ihrem Wollregime im Sc<au- 
Fenster des Hrn. Nürnberg, kaufte mir im März d. J. Ihre Brochüre 
und fand, daß mir jedes Wort aus der Seele geschrieben war, denn 
ic< war von jeher in Bezug auf Duftstoffe sehr sensible, taxire auch 
Cigarren sicherer nach Geruch, wie nach Ges<hmack. Da ich auch die
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.